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    Bekommt "Lucifer" einen würdigen Abschluss? Kritik zu Staffel 6
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Die letzten drei „Lucifer“-Staffeln hat Markus gleich zweimal geschaut, von Tom Ellis als Höllenfürst kriegt er nun mal nicht genug (auch wenn der Rest der Serie da nicht ganz mithalten kann).

    Ausgerechnet auf das Serien-Finale mussten hiesige „Lucifer“-Fans länger warten – doch jetzt ist es endlich auf Amazon Prime Video da. Wir haben Staffel 6 schon komplett gesehen und verraten euch in unserer (spoilerfreien) Kritik, was euch erwartet.

    Netflix / Amazon

    Es ist längst kein Einzelfall, dass eine abgesetzte Serie doch noch von einem anderen Anbieter gerettet wird. Bei „Lucifer“ endete die Fan-Achterbahnfahrt der Gefühle jedoch damit noch nicht. Zwar bescherte Netflix der beliebten Fantasy-Krimiserie nach ihrer Einstellung beim US-TV-Sender FOX ein zweites Leben, nach zwei neuen Staffeln sollte dann aber Schluss sein – sehr zum Unmut der zuvor schon so gebeutelten Fans. Deren massiver Protest blieb aber nicht ungehört: Und so wurde doch noch eine sechste und endgültig letzte „Lucifer“-Staffel beschlossen.

    Für Teufelsanbeter*innen hierzulande war es bei den Staffeln 4 und 5 kein Nachteil, dass die Serie nun international bei Netflix lief, während sie ihre deutsche Premiere weiterhin bei Amazon Prime Video feierte. Amazon Prime zeigte sie nämlich nur einen Tag nach Netflix-Release. Bei Staffel 6 war das jetzt erstmals anders: Es dauerte anderthalb Monate länger, bis die finale Season nach ihrer internationalen Netflix-Premiere auch zu Prime kam – und somit zu den Lucifans nach Deutschland.

    Doch nun ist die Wartezeit endlich vorbei: Die komplette sechste und letzte „Lucifer“-Staffel kann ab sofort bei Amazon Prime Video abgerufen werden – und macht mit viel Gefühl mehr als deutlich, dass es sich endgültig um das Finale der Serie handelt.

    » "Lucifer" bei Amazon Prime Video*

    So geht es in "Lucifer" Staffel 6 weiter

    Wir erinnern uns: Am Ende des turbulenten Showdowns in der fünften „Lucifer“-Staffel wurde der charmante Teufel (Tom Ellis) zum Nachfolger seines Vaters Gott (Dennis Haysbert) erklärt. Einen Monat später aber hat es Lucifer noch immer nicht eilig, mit seiner großen Liebe Chloe (Lauren German) als seine rechte Hand in den Himmel aufzufahren und den dortigen Thron zu besteigen, schließlich geht mit dem Posten eine enorme Verantwortung einher.

    Die göttlichen Pläne rücken dann endgültig in den Hintergrund, als plötzlich der rebellische Engel Rory („Deadpool“-Sidekick Brianna Hildebrand) auf der Bildfläche erscheint, der auf ganz besondere Weise mit Lucifer in Verbindung steht und eine offene Rechnung mit ihm begleichen will...

    Aus Fantasy-Krimi wird Fantasy-Charakterdrama

    Um ihre Geschichte zu Ende zu erzählen, weichen die „Lucifer“-Masterminds Ildy Modrovich und Joe Henderson in Staffel 6 so weit vom bewährten Konzept ihrer Serie ab wie noch nie. Klassische Krimi-Ermittlungsarbeit mit wechselnden Fällen gibt es so gut wie keine mehr. In Erwartung ihrer neuen himmlischen Aufgabe hat Chloe ihren Job beim LAPD schließlich bereits quittiert (nur in Folge 1 darf sie in einem Magier-Todesfall noch einmal etwas ermitteln).

    Das könnte natürlich all jenen Zuschauerinnen und Zuschauern sauer aufstoßen, die vor allem die Crime-Komponente der Serie lieben gelernt haben. Allerdings erlaubt diese Herangehensweise auch ein paar mehr Spielereien und spannende thematische Exkurse. Hervorzuheben sind hier zweifellos Lucifers und Chloes herrlich-absurder Abstieg in eine bunte Cartoon-Hölle und eine Episode mit Lucifers Bruder Amenadiel (DB Woodside) im Zentrum, in der er in seinem neuen Job als Polizist mit ungeahnten Herausforderungen konfrontiert wird und auf durchaus eindringliche Weise der strukturelle Rassismus bei der Polizei angeprangert wird.

    Und letzten Endes ist das erfrischende Zurückfahren der Krimi-Elemente auch genau der richtige Ansatz, um sich primär dem zu widmen, worauf es in einem solchen Finale ankommt: den Figuren!

    Rührende Abschiede en masse

    So ziemlich jede der über die Jahre liebgewonnen Hauptfiguren bekommt in der sechsten „Lucifer“-Staffel noch einmal mindestens einen starken Bad-Ass- und/oder Gefühlsmoment – ja, auch der in Staffel 5 so tragisch dahingeschiedene Dan (Kevin Alejandro), der im Laufe der Serie wohl die spannendste Entwicklung durchgemacht hat und in Staffel 6 nun erfreulicherweise in einer größeren Kapazität dabei ist, als man es im Vorfeld vielleicht vermutet hätte.

    Der Werdegang der Charaktere und ihre letzten Szenen machen mehr als einmal deutlich, dass wir nun wirklich am Ende angekommen sind. Staffel 5 mag zwar mehr Spektakel geboten haben, Staffel 6 überzeugt dafür umso mehr in den intimeren Momenten, auch wenn diese hier und da nur knapp an etwas zu viel Melodrama vorbeischrammen, nicht zuletzt weil sich der ein oder andere Konflikt ein wenig im Kreis dreht.

    Netflix / Amazon

    Hier macht sich zumindest hin und wieder bemerkbar, dass die Macher*innen ihren geplanten Epilog dann doch noch mal auf zehn Folgen gestreckt haben. Am Ende kriegen sie dann aber doch fast immer die Kurve, was nicht zuletzt dem über die Staffeln toll herangereiften Figurenensemble und ihren Darstellern und Darstellerinnen zu verdanken ist. Die legen sich nämlich noch einmal mächtig ins Zeug, um ihre Rollen würdig zu verabschieden.

    Und dass beim großen Abschluss ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt wird, ist ja eigentlich auch nicht weiter verwerflich, selbst wenn das bisweilen zu Lasten des typischen Humors geht. Aussprachen, Abschiede, Amourösitäten – in keiner anderen „Lucifer“-Staffel wurden Emotionen so groß geschrieben wie in Season 6. Lucifans sollten sich auf jeden Fall Taschentücher bereithalten.

    Licht und Schatten bei Deckerstar

    Dreh- und Angelpunkt der sechsten „Lucifer“-Staffel ist natürlich auch einmal mehr die Romanze zwischen Lucifer Morningstar und Chloe Decker und die Frage danach, ob der Teufel und die (Ex-)Polizistin denn nun ihr verdientes Happy End bekommen. Die Antwort wollen wir an dieser Stelle natürlich nicht vorwegnehmen, es sei nur so viel gesagt: Bis wir diese bekommen, sorgt vor allem die oben erwähnte Rory für so manche Stolpersteine – und das nicht nur innerhalb der Story.

    Deren für die Handlung der Staffel so essentielles Auftauchen wird von einem Kniff begleitet, der ziemlich aus dem Nichts kommt und einmal mehr auf etwas befremdliche Weise deutlich macht, wie wenig all die Engel und sonstigen übernatürlichen Wesen doch selbst über ihre eigenen Fähigkeiten und nicht-irdischen Vorgänge Bescheid wissen. Sobald man das in dem Fall aber geschluckt hat, bringt Rory einige interessante Verwicklungen mit sich und liefert weiteres Feuer für die in der Serie so zentrale Diskussion um freien Willen und Schicksal.

    Vor dem endgültigen Schlusspunkt macht die Geschichte unter Rorys Einfluss allerdings noch einen Schlenker, der nicht bei allen eingefleischten Deckerstar-Daumendrücker*innen gut ankommen dürfte und durchaus einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, da die Nachvollziehbarkeit hier kurzfristig eher auf der Strecke bleibt. Den insgesamt runden Eindruck, der in den letzten zehn „Lucifer“-Folgen zum Glück überwiegt, kann aber auch das nicht wirklich schmälern.

    Fazit

    Schon bei Staffel 5 haben wir geschrieben, dass sie ein Geschenk für „Lucifer“-Fans ist, auf Staffel 6 trifft das nun sogar noch mehr zu – auch wenn die Season die bisherige Struktur der Serie so weit aufbricht wie noch keine zuvor. So geht es vor allem darum, allen wichtigen Charakteren einen runden Abschied zu bescheren. Dass das ausgerechnet bei DEN beiden Hauptfiguren nur über etwas holprige Umwege klappt, ist zwar ein Wermutstropfen, der nicht jedem und jeder schmecken dürfte. Am Ende aber bleibt bei der emotionalsten aller „Lucifer“-Staffeln wohl kaum ein Lucifan-Auge trocken.

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