Einst sogar verboten: Horror-Klassiker erscheint endlich uncut fürs Heimkino – das erste Mal auf Blu-ray und DVD

Im Herbst 1922 feierte Benjamin Christensens „Häxan“ seine Weltpremiere und sorgte gleich für reichlich Diskussionen. Gewaltdarstellung und nackte Haut in diversen Folterszenen lösten Kontroversen aus. Die Kirche ging nahezu überall gegen den Film auf die Barrikaden. Zensoren schlugen zu, teilweise kam es zu Kürzungen, teilweise zu Verboten – so auch in Deutschland. Hierzulande soll angeblich kurz nach der Premiere 1924 ein solches Verbot ausgesprochen worden sein.

Lange war der Film, der mit wegweisenden Effekten als wichtiger Beitrag zum Horror-Genre gilt und noch heute Filme (siehe zum Beispiel „The Witch“ von Robert Eggers) beeinflusst, hierzulande so gar nicht verfügbar. Für Jahrzehnte galt „Häxan“ so zwar als einer der bedeutendsten Horrorfilme, den aber kaum jemand gesehen hatte - oder wenn dann nur in einer gekürzten Version (so erschien in den USA 1968 eine sehr populäre, kürze Fassung, die von Autor William S. Burroughs als Erzähler untermalt wurde). Erst mit dem Internet und Streamingmöglichkeiten wurde der Horrorfilm dann einfacher erhältlich, wieder stärker verbreitet und quasi auch neu entdeckt und gefeiert. So finden sich mittlerweile unzählige Versionen des Films auf YouTube.

Während es im Ausland über die Jahre dann auch Heimkino-Auflagen gab (so in den USA in der renommierten Criterion Collection), war das in Deutschland bislang Fehlanzeige. Das ändert sich nun endlich. Denn „Häxan“ erscheint hierzulande auf Blu-ray und DVD. Auf seiner Facebook-Seite erklärt das Label Xcess Entertainment, dass man den Stummfilmklassiker „exklusiv und erstmalig“ auf Blu-ray und DVD hierzulande veröffentlichen wird. Unterstützt wird die Veröffentlichung von dem renommierten Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger. Der ist auch Musiker und hat mit seiner Band Vortex sogar einen neuen Soundtrack zum Film gestaltet. Die Veröffentlichung soll eine restaurierte Fassung des Films bieten und voraussichtlich im Sommer / Herbst 2022 erscheinen. Weitere Details sind aktuell noch nicht bekannt.

Das ist "Hexen" alias "Häxan"

In seinem wie eine Dokumentation aufgezogenen, episodisch erzählten Film setzt sich Regisseur Benjamin Christensen mit der Behandlung von Hexen über die Zeit und dabei vor allem mit der Hexenverfolgung auseinander. Er zeigt zuerst, wie Hexen so tätig sind, sich Mixturen brauen oder Leute verhexen, aber in weiteren Abschnitten auch, wie ihnen der Prozess gemacht wird und sie schließlich gefoltert werden. Christensens Film sorgte auch für so viel Aufsehen, weil die eingesetzten Spezialeffekte damals revolutionär und ihrer Zeit voraus waren. Das trug dazu bei, dass die Gewaltdarstellung und die Folterszenen für so viel Aufsehen sorgten. Dazu gibt es aber auch viele nackte Haut und klare Kirchenkritik.

Erst kürzlich sprach übrigens der schon angesprochene Prof. Dr. Marcus Stiglegger im Format „Vollbild“ von Deutschlandfunk Kultur über „Häxan“. In einem kurzen Feature geht es gemeinsam mit der Filmjournalistin Susanne Burg über den 100. Geburtstag zweier Horror-Klassiker in diesem Jahr: nämlich „Häxan“ und zudem „Nosferatu“: