+++ Meinung +++
Nach dem Serien-Hit „21 Jump Street“ und Hauptrollen in Kult-Filmen wie „Edward mit den Scherenhänden“ oder „Cry-Baby“ war Johnny Depp auch 1995 natürlich längst kein Unbekannter mehr. Vom absoluten Superstar-Status, den er später vor allem der „Fluch der Karibik“-Reihe verdankte, war der damalige Mädchenschwarm aber noch ein Stück weit entfernt. Und so waren Depps Filme an den Kinokassen in den 90ern auch keine Selbstläufer, wie etwa auch der Thriller „Gegen die Zeit“ zeigte.
Mit einem Einspiel von gerade mal acht Millionen Dollar (bei einem Budget von rund 33 Millionen) ist „Gegen die Zeit“ in den USA sogar so sehr gefloppt, dass man in vielen anderen Ländern – so auch in Deutschland – von einem Kinostart gar gänzlich absah und den Film stattdessen direkt für das Heimkino rausbrachte. Dabei hätte das Genre-Highlight auch damals schon so viel mehr Aufmerksamkeit verdient – weswegen ich euch an dieser Stelle auch unbedingt auf die TV-Ausstrahlung am heutigen 29. April 2022 um 20.15 Uhr bei Tele 5 aufmerksam machen möchte.
Heute nur gekürzt im TV, aber ...
Einen Wermutstropfen gibt es dabei jedoch leider: Da „Gegen die Zeit“ ab 16 Jahren freigegeben ist und Filme mit ebenjenem FSK-Siegel erst ab 22.00 Uhr ungekürzt im Fernsehen laufen dürfen, zeigt Tele 5 ihn nur leicht geschnitten. Es gibt zwar auch eine Wiederholung ohne Schnitte, allerdings erst in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai um 2.05 Uhr. Alternativ kann der Thriller natürlich auch über Anbieter wie Amazon erworben werden:
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Obwohl wir uns mit voller Überzeugung immer dafür aussprechen, Filme in ihrer ungeschnittenen Fassung zu genießen, kann ich euch in diesem Fall aber ruhigen Gewissens dazu raten, „Gegen die Zeit“ auch in dieser Version eine Chance zu geben, falls ihr den Film noch überhaupt nicht kennt. Da es hier nicht auf irgendwelche Gewaltspitzen ankommt, verfehlt er nämlich selbst so nicht seine Wirkung. Auch ich habe mich seinerzeit (damals noch in ziemlicher Unkenntnis von derlei Schnittwirrwarr) schon bei den vielen TV-Ausstrahlungen zur frühen Prime-Time in „Gegen die Zeit“ verliebt...
Darum geht's in "Gegen die Zeit"
Nach der Beerdigung seiner Ex-Frau kommen der Buchhalter Gene Watson (Johnny Depp) und seine kleine Tochter Lynn (Courtney Chase) am Zentralbahnhof von Los Angeles an. Dort dauert es nicht lange, bis die beiden von vermeintlichen Cops (Christopher Walken und Roma Maffia) aufgegriffen werden. Die entpuppen sich jedoch schnell als skrupellose Kidnapper und Erpresser mit einem klaren Auftrag für ihr Opfer: Der einfache Büroangestellte soll für sie innerhalb der nächsten 90 Minuten die Gouverneurin von Kalifornien umbringen. Tut er dies nicht, stirbt seine Tochter.
Für Gene beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, bei dem er bald feststellen muss, dass er so gut wie niemandem trauen kann. Können er und seine Tochter dem Albtraum entfliehen?
Ein hochspannendes Echtzeit-Highlight
„Neunzig Minuten. Sechs Kugeln. Keine Wahl“, prangt die unheilvolle Tagline auf meiner „Gegen die Zeit“-DVD im Regal – und fasst damit im Grunde schon Prämisse und Reiz des Films bestens zusammen. Handlung und Konzept sind dabei so simpel wie effektiv – nicht zuletzt weil der Thriller in Echtzeit abläuft, die Laufzeit also exakt der Handlungszeit entspricht.
Kultfilm-Regisseur John Badham („Saturday Night Fever“, „War Games“, „Nummer 5 lebt!“) hat so schon Jahre vor dem Serien-Hit „24“ bewiesen, dass sich mit diesem Kniff ein Maximum an Nägelkau-Thrill erzeugen lässt. Der beklemmende Zeitdruck und die damit einhergehende Verzweiflung der Hauptfigur ist auch für die Zuschauer*innen in jeder Szene spürbar, Verschnaufpausen gibt es hier so gut wie keine.
Auch heute kann ich mich dem Sog von „Gegen die Zeit“ daher nur schwer entziehen, zumal auch noch hinzukommt, dass es – selbst für einen langjährigen Johnny-Depp-Fan wie mich – mittlerweile regelrecht erfrischend ist, den eigentlich so vielseitigen Schauspieler mal nicht im zigsten Abziehbild seiner später so legendären Jack-Sparrow-Persona zu sehen.
„Gegen die Zeit“ mag vielleicht kein Meisterwerk sein, ist und bleibt aber definitiv ein schnörkelloses und zu Unrecht etwas vergessenes Highlight des Spannungskinos der 90er Jahre.
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