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    Resident Evil 6: The Final Chapter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Resident Evil 6: The Final Chapter
    Von Andreas Staben

    „Mein ganzes Leben besteht aus Weglaufen und Töten“, seufzt die Heldin Alice in „Resident Evil: The Final Chapter“ während einer klitzekleinen Verschnaufpause - und ihre Worte lassen sich in diesem Moment durchaus auch als augenzwinkernde Beschreibung der gesamten Zombie-Action-Reihe verstehen, die mit dem sechsten Film nun fast 15 Jahre nach dem Auftakt im März 2002 in ihr (vorgeblich) letztes Kapitel geht. Ermüdungserscheinungen sind trotzdem weder bei Hauptdarstellerin Milla Jovovich („Das fünfte Element“) noch bei Regisseur Paul W.S. Anderson („Event Horizon“, „Die drei Musketiere“) auszumachen. Einmal mehr geben sie Vollgas und veranstalten eine rasante Hetzjagd zwischen zähnefletschenden Mutanten, fiesen Konzerntypen mit Weltherrschaftsallüren und den wenigen anderen überlebenden Menschen. Allerdings hebt sich das Apokalypse-Szenario nach dem wieder einmal fulminanten Auftakt trotz beeindruckender Bilder lange Zeit kaum einmal vom Genreschema F ab. Erst als die Protagonisten dorthin zurückkommen, wo in „Resident Evil“ einst alles begann, findet Anderson wieder zu seiner Form und bringt seine Saga mit einigen brillanten Einzelmomenten sowie einer Handvoll clever-verspielter Ideen zu einem zufriedenstellenden Ende.    

    Die mächtige Umbrella-Corporation unter Führung des machtgierigen Dr. Alexander Isaacs (Iain Glen) und seines willigen Handlangers Albert Wesker (Shawn Roberts) hat dafür gesorgt, dass das heimtückische T-Virus fast die gesamte Erdbevölkerung in sabbernde Zombies verwandelt hat. Auch Washington D.C. liegt nach einer verheerenden Untoten-Attacke in Schutt und Asche. Von denjenigen, die sich dort gegen die Monster gestellt haben, lebt niemand mehr – bis auf Alice (Milla Jovovich). Sie erfährt, dass es ein Antivirus gibt, das die apokalyptische Seuche stoppen kann, doch die einzige Ampulle mit dem Mittel befindet sich Hunderte Kilometer entfernt unter strenger Bewachung in der unterirdischen Umbrella-Zentrale in Racoon City. Der Frau mit der rätselhaften Vergangenheit bleiben nur 48 Stunden, um das Gegenmittel zu erbeuten und freizusetzen…

    Wie schon in den vergangenen Filmen sind die inhaltlichen Verbindungen zu Capcoms „Resident Evil“-Videospielreihe, die ihre Grund- und Vorlage bilden, auch diesmal nicht allzu eng. Trotzdem gibt es natürlich allerlei Verweise und auch einige Zutaten des zeitgleich zu „The Final Chapter“ erscheinenden First-Person-Shooters „Resident Evil 7: Biohazard“ sind hier zu entdecken. Aber Regisseur und Autor Paul W.S. Anderson hat mit seinen Realfilmen längst eine eigene Kino-Parallelwelt geschaffen und verknüpft die erzählerischen Fäden gleich zu Beginn auf gewohnt verschmitzte Weise: Aus dem Off lässt er von Alice die Vorgeschichte des immanenten Weltenendes erzählen, schlägt den Bogen zurück bis vor den Anfang der Filmreihe, gibt Details aus der Vergangenheit seiner Hauptfigur preis, bereitet dabei die spätere Lösung ihres Identitätskonflikts vor und verschafft gleichzeitig „Resident Evil“-Neueinsteigern und –Gelegenheitsguckern Orientierung. Dabei erzählt er in dieser kompakten erklärenden Sequenz zugleich ein in einen empörenden Verrat mündendes Familiendrama, etabliert die Grundmotive Gier und religiöse Verblendung – und sorgt mit einer brillanten Seilbahnszene für einen ersten Adrenalinschub.

    An die denkwürdigen Auftakte von „Resident Evil: Afterlife“ und „Resident Evil: Retribution“ kommt Paul W.S. Anderson damit zwar nicht ganz heran, aber wenn er uns in einem Panorama von trostloser Schönheit die Ruinen von Washington und seiner politischen Symbole zeigt, dann hat das Fantasy-Szenario für einen Moment etwas beklemmend Reales und Aktuelles. Schon bei anderen „Resident Evil“-Filmen (insbesondere beim fünften Teil) ging es unter der spaßigen Oberfläche von Kick-Ass-Action sowie mehr oder weniger coolen Sprüchen auch darum, existenzielle Empfindungen in Bilder und Bewegung zu fassen - das diesbezügliche Versprechen des Beginns löst der Regisseur hier aber erst am Ende ein. Bevor die Einstellung der verwüsteten Hauptstadt am Schluss ihre ikonisch überhöhte Entsprechung findet, lässt er es erst einmal ordentlich krachen. Am Anfang muss Alice durch apokalyptische Ödnis nach Racoon City gelangen und trifft dabei alsbald auf den Umbrella-Lenker Dr. Isaacs (mit Vergnügen am Wahnsinn: Iain Glen) in einem festungsartigen Panzer mit einer riesigen Horde Zombies im Schlepptau. Es kommt zu allerlei Kämpfen und Scharmützeln, die allerdings durch die unruhige Kamera und die teils sehr hohe Schnittfrequenz etwas Gleichförmiges bekommen.

    Anderson nutzt hier weniger als in seinen anderen 3D-Filmen (neben „Resident Evil 4 und 5“ gehören dazu auch „Die drei Musketiere“ und „Pompeii 3D“) die Möglichkeiten der Stereoskopie und setzt statt auf genüssliche Zeitlupen und fliegende Körper meist lieber auf kleinteiligen Nahkampf. Dabei geht zuweilen die Übersicht verloren und „The Final Chapter“ wird stellenweise zu einem arg durchschnittlichen Dystopie-Spektakel. So kommt es etwa zu einer Belagerungssequenz, bei der Alice neue und alte Mitstreiter (wieder)findet, aber sowohl das benzingetränkte Gemetzel selbst als auch die Figurenzeichnung (doppeltes Spiel und kindische Konflikte inklusive) genügen kaum höheren Ansprüchen. Clever ist dagegen wie der Regisseur immer wieder mit den Videospiel-Ursprüngen seiner Geschichte spielt, etwa wenn plötzlich ein Motorrad am Straßenrand steht, nur weil Alice das gerade gut brauchen kann. In einer der besten Szenen des Films spielt Alice zudem im Kopf verschiedene Handlungsmöglichkeiten durch und wir sehen dabei nicht nur den potentiellen Ablauf, sondern auch die prozentualen Erfolgsaussichten. Das ist einer der Höhepunkte des letzten Drittels, in dem Andersons Stärken insgesamt besser zur Geltung kommen: In den kalten, langen Gängen des Hive zelebriert er nicht nur eine einschneidende Hommage an die wohl berühmteste Szene des ersten Films, sondern er konfrontiert Alice und Isaacs buchstäblich mit sich selbst – hier finden Form und Inhalt, sinnlicher Reiz und tiefere Bedeutung noch einmal vorbildlich zusammen.

    Fazit: Milla Jovovich in ihrer Paraderolle, jede Menge Monster, ein paar eindrückliche Apokalypse-Bilder und einige clevere Ideen - „Resident Evil: The Final Chapter“ ist ein solider Zombie-Action-Reißer und ein angemessener Abschluss der Filmreihe.

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