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    Konferenz der Tiere
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Konferenz der Tiere
    Von Christoph Petersen

    Gerade entbrennt in Amerika dank Flops wie „Step Up 3D" oder „Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr" die überfällige Diskussion, ob die 3D-Technik nun wirklich das wundervollbringende Allheilmittel ist, als das sie immer angepriesen wurde, da kommt mit einiger Verspätung endlich der erste große deutsche 3D-Film in die Kinos. Mit der Erich-Kästner-Verfilmung „Konferenz der Tiere" steigt nun auch die bayerische Constantin Film in das lukrative Brillengeschäft ein. Doch wie es bei ersten Anläufen ja meistens der Fall ist, leidet auch der Film des Regie-Duos Reinhard Klooss und Holger Tappe („Urmel aus dem Eis", „Urmel voll in Fahrt") unter einer Reihe von Kinderkrankheiten. Zum Beispiel haben die Macher offenbar so viel Freude an der neuen Technik gehabt, dass sie darüber jede Zurückhaltung über Bord geworfen haben. Und der satirische Witz des Klassikers von „Emil und die Detektive"-Autors Erich Kästner weicht auf der Leinwand einer plakativen Ökobotschaft, die in ihrer predigenden Art eher nervt als überzeugt.

    Das Erdmännchen Billy (Stimme: Ralf Schmitz), der Löwe Sokrates (Thomas Fritsch) und die Elefantenkuh Angie (Bastian Pastewka) leben in der Kalahari-Wüste von Botswana und lassen es sich gutgehen. Doch das Paradies ist in Gefahr. Weil der Hotelmanager Smith (Oliver Kalkofe) einen gewaltigen Staudamm errichten ließ, um seinen Gästen einen stressfreien Luxus-Öko-Urlaub ermöglichen zu können, trocknet das Wasserloch in der Wüste langsam aus. Billy und Sokrates begeben sich auf eine gefährliche Reise, um dem ausbleibenden Wasser auf den Grund zu gehen. Im Tal des Todes treffen sie auf den gallischen Hahn Charles (Christoph Maria Herbst), die Eisbärin Sushi und den tasmanischen Teufel Smiley, die ebenfalls den Umweltsündern auf der Spur sind. Am Staudamm angekommen, bekommt es die bunt zusammengewürfelte Truppe mit dem hoteleigenen Großwildjäger Hunter zu tun, der einst Sokrates‘ Bruder in die ewigen Jagdgründe geschickt hat...

    Wer ein neues technisches Spielzeug geschenkt bekommt, der probiert natürlich zuerst einmal alle erdenklichen Möglichkeiten aus. Während „Toy Story 3"-Regisseur Lee Unkrich in Interviews immer wieder betont, dass bei ihm 3D-Effekte bitteschön niemals von der Story ablenken sollen, reiben die „Konferenz der Tiere"-Macher ihrem Publikum die Technik regelrecht unter die Nase. Da werden keine halben Sachen gemacht, sondern der Gewehrlauf immer schön dem Publik in den Zuschauersaal entgegengestreckt. Zwischen den Tieren im Vorder- und der Wüste im Hintergrund liegen stets gigantische Weiten, so dass die 3D-Technik in wirklich jeder Szene zu ihrem Recht kommt. Das führt allerdings auch dazu, dass Vorder- und Hintergrund im Film klar voneinander zu unterscheiden sind, was sich mitunter anfühlt, als würde man von der Seite in ein Diorama mit seinen hintereinander angeordneten Ebenen schauen. Die ungebrochene Einheit aller Dinge im Bild, wie sie Pixar inzwischen perfektioniert hat, wird so meilenweit verfehlt. Im Fall von „Konferenz der Tiere" ist die neue Technik deshalb weniger zusätzliches erzählerisches Element als vielmehr Jahrmarktsattraktion, wobei trotz aller Kritik festzuhalten bleibt, dass den Animatoren – gerade wenn man das begrenzte Budget mit in Betracht zieht – handwerklich Hervorragendes gelungen ist.

    Bei diesem 3D-Ausgetobe gerät die Story wenig überraschend ins Hintertreffen. Die persönlichen Anekdoten der Tiere - wie der Vater-Sohn-Konflikt der Erdhörnchen oder das schlechte Gewissen des Löwen wegen seines toten Bruders – entwickeln kaum eine Bedeutung für die übrige Handlung und lassen das Publikum auch emotional kalt. Dazu kommt eine Öko-Botschaft (die im Original übrigens noch ein Pazifismus-Aufruf war), der man zwar kaum widersprechen kann, die aber dennoch nicht überzeugt. Dafür sind die Szenen vom torkelnden griechischen Kapitän, der seinen Tanker auf eine Klippe setzt und so eine Ölpest verursacht, oder vom Rocker, der im australischen Outback achtlos eine Flasche wegwirft und so einen Steppenbrand lostritt, viel zu plakativ und nicht zu Ende gedacht. Oder schaden Öltanker der Umwelt etwa nur, wenn der Kapitän einen über den Durst getrunken hat? Und zu guter Letzt bleibt da natürlich auch noch der unauflösbare Widerspruch, wie die Regisseure es ihrem Publikum erklären wollen, warum sie ihre „Zurück zur Natur"-Botschaft ausgerechnet mit der neuesten State-of-the-Art-3D-Technik an den Kinogänger bringen wollen.

    Fazit: Die rasanten 3D-Effekte entschädigen nur ein Stück weit für die mitunter etwas lahme und von einer allzu plakativen Ökobotschaft getragene Story.

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