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    Gregs Tagebuch 2: Gibt's Probleme?
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Gregs Tagebuch 2: Gibt's Probleme?
    Von Robert Cherkowski

    Der Kinderfilm ist nach wie vor eine der sichersten Investitionen, die ein Studio tätigen kann. Schließlich lockt man damit nicht nur das kindliche Publikum, teilweise sogar in Form ganzer Schulklassen, sondern oft auch noch die elterliche Begleitung in die Säle. Und wenn die Produzenten ganz clever sind, sichern sie sich die Rechte an einer erfolgreichen Kinderbuchserie, die nicht nur ein lesendes Stammpublikum mit sich bringt, sondern oft auch noch Stoff für zahlreiche Fortsetzungen bietet. Dieses Kalkül hat sich mit „Harry Potter" oder „Die Chroniken von Narnia" im großen Stil bewährt und macht sich sogar bei deutschen Produktionen bezahlt, wie das „Die Wilden Kerle"-Franchise unter Beweis stellt. Nach dem rentablen US-Erfolg von „Gregs Tagebuch", der Verfilmung eines besonders in den USA beliebten Kinderbuches, war es also nur eine Frage der Zeit, bis der von den Problemen der Kindheit geplagte Greg wieder seinen Weg auf die Leinwände finden würde. So kommt es, dass bereits ein Jahr später „Gregs Tagebuch 2" von Regisseur David Bowers in den Startlöchern steht. Die Eile ist berechtigt. Schließlich gibt es noch vier weitere „Greg"-Romane, die verfilmt werden wollen, bevor Hauptdarsteller Gordon der erste Bart wächst und der Stimmbruch sein kindliches Quietschen in ein heiser-pubertäres Krächzen verwandeln würde. Um 20th Century Fox aus der Seele zu sprechen: Zeit ist Geld!

    Nachdem der 12-jährige Greg (Zachary Gordon) sich im ersten Teil mit den Konflikten bei der Eingliederung in die Mittelstufe (sprich: in die 6. Klasse) und den Umgang mit älteren Schülern und den Tücken schulischer Hackordnungen herum gequält hat, beginnt das neue Schuljahr ungleich entspannter. Greg hat sich mit den Regeln und Ritualen des Schulhofs abgefunden und freut sich darauf, in Zukunft selbst seinen Schabernack mit den Neulingen zu treiben. Stattdessen heißt es jedoch „Neues Jahr, neues Unglück", verliebt sich Greg doch Hals über Kopf in die Neue im Klassenraum. Holly (Peyton List) heißt die blonde Schönheit, die Greg partout nicht wahrzunehmen scheint. Auch zuhause ist alles beim chaotischen Alten geblieben. Gregs Bruder, der mürrische Rodrick (Devon Bostick), nutzt nach wie vor jede Gelegenheit, um Greg zum Gespött zu machen, während seine schrillen Eltern (Rachael Harris und Steve Zahn) es ohne Mühe schaffen, selbst die harmlosesten Situationen in große Peinlichkeiten eskalieren zu lassen...

    Was sich lediglich wie eine Prämisse liest, ist tatsächlich die Story des „Greg"-Sequels, das sich von einem Subplot zum nächsten hangelt, ohne jemals ein großes Ganzes ins Visier zu nehmen. Das episodisch zu nennen, wäre ein Euphemismus. Zwar deutet vieles darauf hin, dass Gregs kindlich-unbeholfenes Buhlen um die Gunst der Klassenschönheit Holly den roten Faden bildet, doch letztlich bleibt ihr Erscheinen zu sporadisch, um jemals Anteil an der Figur zu nehmen. Warum auch? An peinlichen Händchenhalt-Szenen hat die Zielgruppe ohnehin kein Interesse und auch Regisseur David Bowers („Flutsch und weg") schafft es kaum, einen spürbaren Bezug zwischen dem schüchternen Jüngling und dem Mädchen seiner Träume über herzustellen. Nein, ein sensibles Porträt über die erste Liebe sollte man nicht erwarten. Das einzige Verhältnis, das ansatzweise vertieft wird, ist Gregs problematische Beziehung zu seinem großen Bruder Rodrick, der in Gestalt von Devon Bostick aussieht, als wäre er kurz aus den Sets des „High School Musicals" hinüber gestolpert, um das weibliche Teenie-Publikum zu bezirzen.

    Vielmehr gleichen Gregs Abenteuer einer durch wiederkehrende Charaktere und Situationen im Guss gehaltenen Sketchparade, getarnt als Spielfilm. Phasenweise macht „Gregs Tagebuch 2" den Eindruck, als hätten Bowers und seine Autoren einfach ein paar Folgen „Malcolm mittendrin" mit neuen Darstellern gedreht, anschließend aneinander geschnitten und mit einer kindgerechten Version des wahllosen Flashback-Klamauks von „Family Guy" vermengt. Diese erzählerische Sprunghaftigkeit funktioniert aufgrund des Mangels an wirklich interessanten Rollen oder eines echten Plots erstaunlich gut und verbreitet tatsächlich angenehme Kurzweil. Für die Ewigkeit wurden die hysterischen Gags allerdings nicht geschaffen, sondern sind - ähnlich wie in den „Shrek"-Filmen - großteils arg auf tagesaktuelle Hypes gemünzt. Wenn Greg und sein beleibter Sidekick Rupert (Robert Capron) ebenso spontan wie zusammenhangslos den Entschluss fassen, Youtube-Stars zu werden und eine Playback-Version von Ke$has „Tik Tok" aufnehmen, mag das ein schneller Lacher für die Internetkids der Stunde sein – in spätestens einem Jahr hingegen wird die selbe Szene nur noch Schulterzucken und fragende Blicken ernten. Diese Kurzlebigkeit ist bezeichnend für das Gesamtprodukt.

    Wenn Gregs zweiter Leinwandauftritt nach 99 Minuten sein glückliches Ende findet, werden er und Rodrick ein paar recht platte Erkentnisse im Bereich des brüderlichen Zusammenhalts und der innerfamiliären Loyalität gelernt haben, Holly wird endlich seinen Namen kennen und das junge Publikum ein Paar mal herzhaft gelacht haben. Die elterliche Begleitung immerhin wird den Besuch von „Gregs Tagebuch 2" als netten Nachmittag im Kino abtun und schon auf dem Weg nach Hause vergessen haben. Es mag kein Gewinn gewesen sein, doch auch kein schmerzlicher Verlust.

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