Mein Konto
    Zwei vom alten Schlag
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Zwei vom alten Schlag
    Von Björn Becher

    Als die von den Kino-Altstars Sylvester Stallone und Robert De Niro gespielten Box-Rentner in Peter Segals Komödie „Zwei vom alten Schlag“ auf einer Pressekonferenz Fragen zu ihrem Comeback-Kampf nach 30 Jahren beantworten wollen, taucht nur rund ein Dutzend Journalisten auf und diese wenigen haben nur Spott für die Oldies übrig. Diese Szene erwies sich als unfreiwillig prophetisch, denn das Aufeinandertreffen der Veteranen interessierte das Kinopublikum kaum (die US-Startergebnisse waren enttäuschend) und weite Teile der Filmkritik begegneten der Komödie mit ähnlicher Ablehnung wie die fiktiven Pressekollegen dem angekündigten Boxevent. Tatsächlich bietet Peter Segals Oldie-Faustkampf-Sause reichlich Angriffsfläche: „Zwei vom alten Schlag“ steckt voller Klischees, ist uneinheitlich inszeniert und hat einige Längen. Aber wie schon in früheren Werken wie etwa „Get Smart“ und „50 erste Dates“ wiegt der Regisseur auch in „Zwei vom alten Schlag“ einige Schwächen mit viel Herz auf.

    Einst waren sie erbitterte Rivalen im Boxring: The Kid (Robert De Niro) und Razor (Sylvester Stallone). Vor gut 30 Jahren traten sie zweimal gegeneinander an, jeder gewann ein Duell. Doch zur dritten Auseinandersetzung kam es nie, weil Razor kurz vor dem Kampf überraschend seine Karriere beendete und auf eine Millionengage verzichtete. Nun treffen die beiden Konkurrenten bei den Aufnahmen für ein Videospiel wieder aufeinander und sofort flammt die alte Rivalität wieder auf. Ihre anschließende Prügelei avanciert zum viralen YouTube-Hit und bringt den abgehalfterten Möchtegern-Promoter Dante Slate Jr. (Kevin Hart) auf die Idee, die beiden Boxrentner noch einmal gegeneinander in den Ring zu schicken. Großmaul The Kid will endlich aller Welt beweisen, dass er der bessere ist und noch längst nicht zum alten Eisen gehört, während Razor dem Angebot aus finanziellen Gründen zustimmt. Doch zuerst scheint sich niemand für einen Kampf der alten Recken zu interessieren…

    Die Hauptfiguren in „Zwei vom alten Schlag“ könnten im Prinzip auch Jake LaMotta und Rocky Balboa heißen, schließlich sind die legendären Protagonisten der Boxfilmklassiker „Wie ein wilder Stier“ (für den De Niro seinen zweiten Oscar gewann) und „Rocky“ (der Stallone einen sensationellen Durchbruch bescherte) die ganz eindeutigen Vorbilder für Peter Segals Rentner im Ring. Der Regisseur lässt ganz bewusst und kaum verschleiert die beiden bekanntesten Boxer der Kinogeschichte gegeneinander antreten: Hier das Großmaul, das ein eigenes Restaurant besitzt, wo es jeden Abend als Entertainer Boxgeschichten zum Besten gibt; dort der einfache Arbeiter, der sich nun im Stahlwerk durchschlägt. Da ist es nur konsequent, dass Segal Originalszenen aus „Wie ein wilder Stier“ (wunderbar übertrieben nachkoloriert) und „Rocky“ nutzt, um die Karriere der Protagonisten zu bebildern. Glücklicherweise  belassen es der Regisseur und seine Drehbuchautoren Tim Kelleher („Two And A Half Men“) und Rodney Rothman („22 Jump Street“) aber nicht bei solchen Verweisen auf die großen Vorbilder, sondern erzählen eine insgesamt durchaus eigenständige Geschichte.

    „Zwei vom alten Schlag“ ist erzählerisch kein durchgehend überzeugender Film, aber dank der spielfreudigen Stars ist er über weite Strecken trotzdem ein Vergnügen. Während Sylvester Stallone einmal mehr den grummeligen Einzelgänger mit dem guten Herzen gibt, hat Robert De Niro sichtlich Spaß daran, das arrogante, überhebliche Arschloch zu mimen. Für die komischen Höhepunkte ist indes Alan Arkin („Argo“) verantwortlich, der Razors alten und nun auch wieder neuen Trainer Louis „Lightning“ Condon spielt. Schon dessen Einführung - er macht im Altenheim einen Aufstand, weil der Pfleger (Anthony Anderson), der seine Genitalien reinigen soll, Hände wie Sandpapier habe -  ist köstlich. Wenn er im weiteren Verlauf seinen Schützling mit dem Elektro-Scooter beim Training begleitet, ist das auch immer wieder sehr amüsant. Kim Basinger („L.A. Confidential“) dagegen hat als Razors ehemalige große Liebe Sally, die nach einem One-Night-Stand aber von Kid schwanger wurde, wenig Chancen, sich zu profilieren – abgesehen von einer überraschend romantischen Sequenz mit Stallone. Stand-Up-Comedian Kevin Hart („Denk wie ein Mann“) geht in seiner Rolle als schnellsprechender und unglaublich nerviger Promoter regelrecht auf.

    Während das Liebesdreieck De Niro, Stallone und Basinger organisch in die Handlung eingepasst wurde und auch Kids Begegnung mit seinem Sohn B.J. (Jon Bernthal), von dem er nichts wusste, ein zusätzliches Licht auf die Hauptfiguren wirft, gibt es einige unnötige Seitenschlenker, die „Zwei vom alten Schlag“ auf eine für die im Grunde ganz einfache Geschichte exzessive Laufzeit von fast zwei Stunden aufblähen. So sind etwa Kids Scharmützel mit dem Startrainer Frankie Brite (LL Cool J) in ihrer epischen Breite eher ermüdend, zumal alles, um was es dort geht (Kids Entwicklung zum besseren Menschen, die Beziehung zu seinem Sohn, die Lächerlichkeit des Rentner-Duells) an anderen Stellen bereits überaus deutlich illustriert wurde. Etwas enttäuschend verläuft auch der finale Boxkampf, bei dem sich Regisseur Segal offensichtlich Unterstützung von Stallone geholt hat. Wie schon in dessen eigenem „Rocky Balboa“ hat das Gezeigte mit der Sportart Boxen allerdings nicht allzu viel zu tun, es handelt sich hier vielmehr um eine wüste Prügelei - aber immerhin sind in die ausgedehnte Sequenz auch zwei emotional bewegende Moment integriert.

    Fazit: „Zwei vom alten Schlag“ ist eine etwas zu lang geratene, nur wenig Klischees auslassende Komödie, die aber das Herz am rechten Fleck hat.

    PS: Unbedingt den Anfang des Abspanns anschauen. Hier folgt noch eine amüsante Szene mit zwei echten erbitterten Boxrivalen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top