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    Iron Doors
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Iron Doors
    Von Jonas Reinartz

    Wenn der Regisseur eines Horrorfilms bisher vor allem einige Folgen der Actionserie „Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei" sowie Werbesports für Fastfood und Milchreis inszeniert und als einziges Kinoprojekt die Lotto-King-Karl-Klamotte „Der letzte Lude" vorzuweisen hat, stimmt das nur bedingt optimistisch. Aber der Einstieg ins Filmgeschäft ist so steinig und Genrebeiträge aus deutschen Landen sind so selten, dass man ihm gerne noch einmal eine zweite Chance gibt. Leider vergibt Stephen Manuel aber auch diese kläglich. Der vermeintliche Schocker „Iron Doors" um einen entführten und eingekerkerten Geschäftsmann ist ein ungenießbares Gebräu aus altbekannten Versatzstücken, vulgär-frauenfeindlichen Sprüchen und unfreiwilliger Komik. Man sollte sich generell mit Superlativen zurückhalten, zumal Independent-Produktionen wie diese es wahrlich nicht leicht haben, aber „Iron Doors" ist einer der einfältigsten Kinofilme der vergangenen Jahre.

    Die rudimentäre Handlung: Mark (Axel Wedekind), von dem man nie genau erfährt, wer er eigentlich ist, findet sich in einem Großraumtresor wieder. Ohne Nahrung und Trinkwasser, muss er wohl oder übel mit Maden und Eigenurin vorliebnehmen. Verzweifelt sucht er nach einem Weg hinaus, aber seine Bemühungen bleiben vergeblich. Dann entdeckt er im Raum nebenan eine Frau (Rungano Nyoni), die in einem Sarg liegt...

    Déjà-vus, wohin man blickt: enge Räume, Grautöne und flackernde Lichter wie in „Saw", der sich ja selbst schon großzügig bei Vorbildern wie „Cube" oder „Sieben" bediente. Eine Hommage kann ja durchaus ihren Reiz haben, aber „Iron Doors" erzeugt für sich weder Spannung noch Schrecken, weshalb am Ende kaum mehr als eine glattgebügelte Oberfläche steht. Dazu gesellen sich abstruse Situationen und Dialoge, welche kurzzeitig amüsieren, aber unfreiwillige Komik ist ja nun mal selten von Dauer. Auch der Schlusstwist ist dann dermaßen hanebüchen, dass jeder weitere Gedanke darüber schon Verschwendung wäre.

    Selbst als trashiges Vergnügen funktioniert der Film nicht, dafür ist er einfach zu eintönig und unspektakulär ausgefallen. Zumindest handwerklich lässt sich nicht allzu viel beklagen, weil Kameramann Jan Reiff das Geschehen zwar nicht sonderlich originell, aber ohne Patzer einfängt. Allerdings wirkt die nachträgliche 3D-Konvertierung doch sehr unnatürlich und mitunter wie ein Aufstellbuch. Überhaupt ist ein klaustrophobisches Setting wie das von „Iron Doors" für die dritte Dimension eher ungeeignet.

    Im Vergleich zu Marks Schimpftiraden parlieren Joe Pescis Gangstercharaktere in „GoodFellas" oder „Casino" geradezu im höflichen Plauderton. Was an der Beschimpfung von Meißeln oder Tresortüren als „Pisser" oder „Bitch" aber lustig sein soll, verstehen vermutlich nur pubertierende Jungs. Es vergeht gefühlt nicht eine einzige Minute, in der keine Fäkalsprache benutzt wird. Das zerrt nicht nur an den Nerven des Publikums, sondern driftet häufig sogar in regelrechte Misogynie ab. Dabei werden die Peiniger, die Mark nach eigener Aussage am liebsten mit seinen Körperausscheidungen vollschmieren würde, meist mit Frauen herabwürdigenden Schimpfwörtern bedacht. Da wundert es auch niemanden mehr, dass irgendwann herauskommt, dass Marks Ex-Freundin ihm mal ein Kind unterjubeln wollte. So sind sie eben, die Frauen, da hat sich nach Lesart der Filmemacher seit Evas arglistigem Apfeldiebstahl offenbar nichts Wesentliches mehr geändert.

    Für Stephan Manuel ist Marks Galgenhumor eine „Metapher für das Leben an sich, denn mit Humor kann man so manche ausweglose Situation erträglich machen". Aber die eigentliche Frage lautet doch: Warum zum Teufel könnte das Schicksal dieses Unsympathen den Zuschauer denn überhaupt interessieren? Eigentlich sollte sich die Spannung ja daraus ergeben, dass wir mitfiebern, wenn Mark um sein Überleben kämpft, aber das Schicksal dieses Kotzbrockens bleibt dem Publikum vollkommen gleichgültig.

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