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    Extraordinary Tales
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Extraordinary Tales
    Von Ulf Lepelmeier

    Mit „Animatrix“ wurde einst das „Matrix“-Universum mit acht visuell vollkommen verschieden gestalteten Animations-Kurzfilmen stimmungsvoll erweitert. Eine stilistisch ähnlich abwechslungsreiche Kompilation ist nun auch „Extraordinary Tales“, in dem fünf Schauer-Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe ebenfalls mit ganz individuellen Animationsstilen erzählt werden – wobei in diesem Fall allerdings alle vom selben Regisseur stammen: Raul Garcias hat als Animationskünstler bereits an Klassikern wie „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ und „Der König der Löwen“ mitgewirkt und benötigte eine ganze Dekade, um diese filmische Verbeugung vor dem stilprägenden Wegbereiter der modernen Horror-Literatur fertigzustellen. Ein mit biografischen Anspielungen auf das Leben und Wirken Poes gespicktes Gespräch zwischen Lady Dead (Stimme im Original: Cornelia Funke) und dem Autor in Rabengestalt (Stephen Hughes) fungiert dabei als verbindender Rahmen für die einzelnen Kurzgeschichten-Verfilmungen.

    Ohnmacht, Einsamkeit, Verzweiflung und immer wieder der Tod – das sind die zentralen Motive der fünf von namhaften Sprechern vorgetragenen Schauergeschichten aus der Feder des Virtuosen des Grauens. Mit seiner sonoren Erzählstimme dominiert der erst kürzlich verstorbene Sir Christopher Lee den Kurzfilm „The Fall Of The House Of Usher“, dessen visueller Stil an eine gezeichnete Version von Tim Burtons „Corpse Bride“ erinnert. Regisseur Guillermo Del Toro („Pans Labyrinth“) berichtet als Sprecher in „The Pit And The Pendulum“ vom Schicksal eines Gefangenen zu Zeiten der Inquisition, während in dem im Comicstrip-Look der 1960er gehaltenen „The Facts In The Case Of Mr. Valdemar“ die Geschichte eines wissbegierigen Arztes erzählt wird, der seinen sterbenden Freund in einen Hypnosezustand zwischen Leben und Tod versetzt. Besonders gruselig ist „The Tell-Tale Heart“ geraten, in dem die düsteren Schwarz-Weiß-Bildkompositionen und die Erzählstimme des bereits 1956 verstorbenen Bela Lugosi („Dracula“), die von einem knarrenden Tonbandgerät abgespielt wird, eine angsteinflößende Symbiose eingehen. Als visuell am originellsten erweist sich der letzte Kurzfilm „The Masque Of Red Death“, der ohne viele Worte auskommt und stattdessen mit seinen impressionistischen Bildern einer schrecklich endenden Adels-Party Eindruck schindet.

    Fazit: Raul Garcia erweckt mit abwechslungsreichen, atmosphärischen Animationen und tollen Sprechern (zumindest in der englischen Originalversion) fünf der bekanntesten Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe zum Leben.

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