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    Act of Valor
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Act of Valor
    Von Asokan Nirmalarajah

    In Quentin Tarantinos surreal-absurder Nazi-Persiflage „Inglourious Basterds" war es noch ein grotesker, aber konsequenter Scherz über die Methoden der nationalsozialistischen Propagandamaschinerie. In Mike McCoys und Scott Waughs bierernstem Navy-Seals-Actioner „Act of Valor" ist es nun kurzweilige, mitunter aber auch ungewollt komische Realität, gesponsert vom US-Militär. Wir erinnern uns: Ein gegen sein erfolgreiches Image vom sympathischen Nachbarsjungen besetzter Daniel Brühl („Good Bye, Lenin!") gibt in Tarantinos historischem Märchen den deutschen Scharfschützen Fredrick Zoller, der seine einmalige Heldentat, die Ermordung 250 feindlicher Soldaten in nur drei Tagen, in dem (fiktiven) NS-Propagandafilm „Stolz der Nation" noch einmal leicht verfremdet nachspielen soll. Im Action-Drama „Act of Valor" stellen nun tatsächlich einige noch im aktiven Dienst befindliche und deshalb nicht namentlich genannte Soldaten ihre selbstlosen Manöver für die Kamera nach. Das Ergebnis ist ein sehr kompetent inszeniertes, hölzern gespieltes, sentimental-pathetisches Actionspektakel mit einigen fragwürdigen Untertönen.

    Abu Shabal (Jason Cottle) ist ein tschetschenischer Terrorist, der bei seiner Arbeit nicht gerade zimperlich vorgeht. Sein wohlplatzierter Anschlag auf den amerikanischen Botschafter auf den Philippinen reißt nicht nur den Sohn des Politikers in den Tod, sondern eine ganze Gruppe von Schülern, die auf den von Shabal mit einer Bombe präparierten Eiscremewagen zulaufen. Während sich der Terrorist im Anschluss schnell nach Russland absetzt, erhalten die Navy Seals Lieutenant Rorke und sein Kamerad Chief Dave in Kalifornien Nachricht von einem Übergriff auf zwei CIA-Agenten in Costa Rica. Bei diesem kommt der Agent Ross (Nestor Serrano) um, während die Agentin Morales (Roselyn Sanchez) von den Handlangern des Drogenbarons Christo (Alex Veadov) entführt und brutal gefoltert wird. Mit ihrer Militäreinheit brechen der werdende Vater Rorke und Dave auf, um die entführte Amerikanerin aus der Gefangenschaft zu holen. Nach vollbrachter Rettung gelingt es mithilfe der Informationen von Morales, eine Verbindung zwischen Christo und Abu Shabal zu ziehen. Nun versuchen die Seals über den schmierigen Drogenschmuggler an den schwerbewaffneten Massenmörder zu kommen.

    „Act of Valor" beginnt mit dem Versprechen, die Handlung basiere auf wahren Begebenheiten und die dargestellten Militärmanöver entsprächen tatsächlichen Einsätzen der Navy Seals. Drehbuchautor von Kurt Johnstad („300") bettet diese bemerkenswert professionell gefilmten, geschnittenen und vertonten Actionsequenzen aber in einen sehr klischeehaften Rahmen ein und folgt damit der berechenbaren Dramaturgie von unzähligen Soldatenfilmen. In idyllischen Anfangssequenzen werden die vorbildlichen Helden im Kreis ihrer hübschen Bilderbuchfamilien und als surfende Sportlersilhouetten am sonnigen Strand Kaliforniens eingeführt. Sie sind Helden, die hinaus in die böse Welt ziehen, um ihre Familien, ihre Nation und den American Way of Life vor jeder Gefahr von außen zu schützen. Das erinnert in den unbeholfen vorgetragenen Dialogen der tatsächlichen Soldaten, die sich redlich bemühen, aber von ihren professionellen Co-Stars in den Schatten gestellt werden, und den emotional-verkitschten Bildern an patriotisch-melodramatische Hollywoodfilme wie Randall Wallaces „Wir waren Helden" mit Mel Gibson. Von der differenzierten Militärkritik eines Oliver Stone („Platoon", „Geboren am 4. Juli") und anderer US-Filmemacher ist „Act of Valor" naturgemäß weit entfernt.

    Stattdessen begleitet uns ein in seiner ernstgemeinten Schwarzweißmalerei zugleich bedenklicher und unfreiwillig komischer Off-Kommentar von Chief Dave durch den Film, der an den Sohn seines Kameraden Lieutenant Rorke gerichtet ist. Dieses Loblied auf dessen heroische Vorfahren, die sich alle durch Tapferkeit im Militärdienst auszeichneten, ist einer der offensichtlichsten Hinweise darauf, dass es sich bei „Act of Valor" um einen Rekrutierungs- und Propagandafilm der United States Navy im Gewand eines unterhaltsamen Action-Spektakels handelt. Entstanden ist das Spielfilmdebüt der beiden Regisseure Mike McCoy und Scott Waugh nicht zufällig in Folge des Werbefilms „Navy SWCC", den sie über spezialisierte Kampfbootsbesatzungen gedreht hatten. Die US Navy zeigte sich davon so begeistert, dass sie McCoy und Waugh die Erlaubnis gaben, tatsächliche Seals unter Wahrung ihrer Anonymität als Protagonisten einzusetzen – unter der Voraussetzung allerdings, dass der Final Cut, also die Entscheidung über die endgültige Schnittfassung des Films beim Militär verbleibt. Die Propagandaabsicht ist so auch in den gelungenen Actionszenen, in denen die Männer ihre physische Stärke und ihr taktisches Vermögen unter Beweis stellen dürfen, erkennbar. Dennoch ist besonders die temporeiche erste Stunde sehr unterhaltsam, ehe die Geschichte in einer Aneinanderreihung von nur noch lauten, uninspirierten Schlachtszenen zum Erliegen kommt.

    Fazit: „Act Of Valor" ist in erster Linie ein kurzweiliger, aber ideologisch bedenklicher Reigen großteils hervorragend inszenierter Soldatenactionszenen. Während der Film also als gut gemachter Ego-Shooter-Actioner punktet, kann er als propagandistisches Anti-Terrorismus-Kriegsdrama nicht überzeugen.

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