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    Hanni & Nanni 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Hanni & Nanni 2
    Von Jörg Brandes

    Die literarischen Heldinnen und Helden der äußerst produktiven englischen Kinder- und Jugendbuchautorin Enid Blyton (1897-1968) sind im deutschen Kino derzeit schwer angesagt. Dem ersten Leinwandauftritt von „Hanni & Nanni 2" vor knapp zwei Jahren folgten im Januar 2012 die „Fünf Freunde". Und beide Filme liefen so erfolgreich, dass Fortsetzungen lohnend erschienen. Während die Rückkehr des Freundesquintetts George, Julian, Dick, Anne und Hund Timmy für 2013 angekündigt ist, sind nun erstmal wieder die Sullivan-Zwillinge im Internats-Abenteuer „Hanni & Nanni 2" an der Reihe. Das Ensemble um das inzwischen auch schauspielerisch gereifte Schwesternpaar Jana und Sophia Münster ist dabei zum großen Teil identisch mit dem des Vorgängerfilms. Wichtigste Neuerung: Jana (nun Hanni) und Sophia (Nanni) haben ihre Rollen getauscht. Aber da die beiden äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden sind, dürfte das nur ganz eingefleischten Fans auffallen. Und die, aber nicht nur die, werden durchaus ihren Spaß an den sympathischen, aber erzählerisch etwas überfrachteten neuen Leinwandabenteuern der Zwillinge haben.

    Die beiden Berliner Gören Hanni (Jana Münster) und Nanni (Sophia Münster) freuen sich auf das neue Schuljahr im Internat Lindenhof. Sorge macht ihnen nur, dass sich ihre Eltern Jule (Anja Kling) und George (Heino Ferch) in letzter Zeit oft streiten. Doch das ist vergessen, als sie in Lindenhof eintreffen. Denn dort gibt es schon die erste Aufregung. Direktorin Theobald (Hannelore Elsner) muss in einer dringenden Familienangelegenheit verreisen und übergibt die Schulleitung zum Verdruss der strengen Mathelehrerin Frau Mägerlein (Suzanne von Borsody) an die hibbelige Französischlehrerin Mademoiselle Bertoux (Katharina Thalbach). Die zeigt sich prompt von ihrer neuen Aufgabe überfordert – zumal sie sich auch noch um ihren feschen Neffen Philippe (Sven Gielnik) kümmern soll, der für zwei Wochen im Internat ist. Außerdem macht schnell das Gerücht die Runde, einer der drei Neuzugänge sei eine waschechte Prinzessin, die inkognito bleiben wolle. Hanni und Nannis nervige Cousine Lilly (Luisa Spaniel), selbst neu in Lindenhof, hat sogleich die affektierte Daniela (Nele Guderian) in Verdacht – und wanzt sich an sie ran. Das wiederum veranlasst die Zwillinge, eigene Nachforschungen in dieser Sache anzustellen. Aber noch jemand interessiert sich für die Identität der Prinzessin: die Ersatz-Deutschlehrerin Frau Goethe (Carolin Kebekus). Und die verfolgt keine lauteren Absichten...

    Beim zweiten Leinwandauftritt der Sullivan-Schwestern geht es noch etwas turbulenter zu als beim ersten. Allerdings leidet das Sequel, für das Julia von Heinz („Was am Ende zählt") den Regiestab von Christine Hartmann („Frisch gepresst") übernahm, ein wenig unter der Vielzahl seiner Erzählstränge. Die Ehekrise der Eltern mit drohender Trennung, eine kleine romantische Nebenhandlung um Mädchenschwarm und Fecht-Ass Philippe, der von Frau Mägerlein vom Zaun gebrochene Zickenkrieg mit ihrer Rivalin Mademoiselle Bertoux und schließlich noch die sich zum Krimi ausweitende Geschichte um die Prinzessin – das ist arg viel Stoff für 90 Minuten.

    Regisseurin Julia von Heinz verknüpft die einzelnen Handlungsfäden zudem nicht unbedingt geschickt miteinander. So schaltet sie beispielsweise vom Krimiplot immer wieder zu anderen Schauplätzen um – etwa in die Internatsküche, wo Catering-Unternehmerin Daphne (Barbara Schöneberger) dem Vater der Zwillinge George, der in seiner Job-Not bei ihr als Aushilfskoch angeheuert hat, tief in ihr Dekolleté schauen lässt, oder in den Raum, in dem Mägerlein und Bertoux gerade aufeinander losgehen. Spannung will da nicht recht aufkommen. Zudem gibt es zwischendurch immer wieder musikalisch kräftig übermalte Szenen, die die Mädels beim ausgelassenen Herumtollen zeigen. Diese Zwischenspiele haben keine erkennbare dramaturgische Funktion und scheinen in erster Linie der Promotion für das Soundtrack-Album zu dienen.

    Trotz des erzählerischen Durcheinanders kommt der Spaß nicht zu kurz. Die meisten Lacher verbucht Katharina Thalbach („Die Blechtrommel") als Mademoiselle Bertoux, die mit ihrer Mireille-Mathieu-Perücke schon optisch als Französischlehrerin ausgewiesen ist und sich im Übrigen als Ersatz-Schulleiterin durch eine reichlich chaotische Amtsführung auszeichnet. Von den Neuzugängen im Ensemble gibt Barbara Schöneberger am häufigsten Anlass zum Schmunzeln. Die dralle Entertainerin zeigt sich in ihrem Part als blonder Catering-Vamp wie gewohnt selbstironisch. Und nicht zuletzt ist positiv anzumerken, dass die beiden jungen Hauptdarstellerinnen eindeutig an Spielsicherheit gewonnen haben – was wohl nicht allein dem Rollentausch geschuldet ist.

    Fazit: Beim turbulenten zweiten Leinwandabenteuer von Hanni und Nanni geht leider auch dramaturgisch einiges drunter und drüber. Positive Akzente setzt vor allem die Darsteller-Crew aus alten Hasen und frischen Nachwuchskräften - vorneweg die beiden natürlich agierenden Zwillingsschwestern Jana und Sophia Münster, die sich als Titelheldinnen in die Herzen des jungen Zielpublikums spielen.

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