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    Iron Sky 2: The Coming Race
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Iron Sky 2: The Coming Race

    Den Mondnazis geht die Puste aus

    Von Sidney Schering

    Langes Warten sind die Fans von „Iron Sky“ ja schon gewöhnt. Der Veröffentlichung des ersten Teils ging schließlich eine sechsjährige Produktionsgeschichte voran. Noch vor Drehstart wurde ein Teaser-Trailer veröffentlicht, mit dem Ko-Produzenten gefunden und Crowdfunding-Unterstützung generiert werden sollte. 2010 begannen schließlich die Dreharbeiten, zwei Jahre später kam der Film in die Kinos – und spielte dort global nur etwas mehr als acht Millionen Dollar ein. Aber für die Fangemeinde, die den Film vorab mitfinanziert hatte, war mit der Veröffentlichung das Ziel ja auch eigentlich schon erreicht: Das irre Konzept von Regisseur Timo Vuorensola hatte es tatsächlich auf die Kinoleinwand geschafft – und das ist bei Mondnazis und Reichsflugscheiben ja nun wirklich alles andere als eine Selbstverständlichkeit!

    Schon im Mai 2012 wurde dann direkt ein zweiter Teil der Trash-Satire angekündigt, 2013 folgte die Bekanntgabe des Titels und des Themas „Echsenmenschen“. Erneut wurde das Budget unter anderem durch Crowdfunding zusammengekratzt, im Mai 2015 fiel die erste Klappe. Seither wurde an den Effekten getüftelt und dafür auch noch ein weiteres Mal um Spenden gebeten. Im Frühjahr 2019 sehen wir nun das Ergebnis dieses langwierigen Finanzierungs- und Produktionsprozesses, das sich nur leider selbst für Fans des Vorgängers als herbe Enttäuschung erweisen dürfte: „Iron Sky 2: The Coming Race“ ist nämlich leider eine ziemlich lahme Angelegenheit.

    Als sich 2018 abzeichnet, dass sich die Erde nach dem Atomkrieg mit den Mondnazis in einem nahezu unbewohnbaren Zustand befinden wird, flieht die US-Präsidentin Sarah Palin (Stephanie Paul) in ein unterirdisches Versteck, wo sich neben ihr auch noch zahlreiche weitere Echsenwesen verschanzen. Die Vril genannte Rasse zog seit jeher verdeckt die Strippen, unter anderem waren Caligula, Margaret Thatcher und Mark Zuckerberg in Wahrheit Vril. Während es sich die Vril im Inneren der hohlen Erde gemütlich machen, fliehen einige der menschlichen Erdoberflächenbewohner auf den Mond. 20 Jahre später lebt eine kleine Enklave Überlebender auf der früheren Nazi-Mondbasis. Die neue vorherrschende Religion ist der Jobismus, angeführt vom strengreligiösen Donald (Tom Green). Die Uniformen erinnern zwar weiterhin an faschistische Zeiten, sonst herrscht aber weitgehend Harmonie. Doch dann kommen die Mechanikerin Obi Washington (Lara Rossi), der Chaospilot Sasha (Vladimir Burlakov) und der kampflustige Malcolm (Kit Dale) der Vril-Verschwörung auf die Schliche...

    Die „Iron Sky 2“-Verantwortlichen stellen sich mit ihrer ausgedehnten Produktionsdauer wiederholt selbst ein Bein: Während etwa SYFY mit seiner in rascher Schlagzahl gedrehten Trashreihe „Sharknado“ immer auch auf der aktuellen Zeitgeistwelle reitet, kommt die Mondnazi-Fortsetzung nun erst in die Kinos, nachdem viele der Gags ihr Haltbarkeitsdatum längst schon überschritten haben. So war die Idee einer fanatischen Steve-Jobs-Sekte vielleicht 2015 noch witzig, aber heute lockt sie nicht einmal mehr ein müdes Lächeln hervor. Genauso ergeht es der diesmal zum Glück in den Hintergrund tretenden Sarah-Palin-Parodie Sarah Palin.

    Aber nicht nur der Kinostart kommt zu spät, auch das Timing im Film selbst ist völlig daneben: Nicht nur wirken diverse Gags abgestanden, der finnische Filmemacher präsentiert seine Absurditäten auch weitestgehend in einem sehr trägen Takt ab. Die Einblicke in das Hauptquartier der Vril schleppen sich regelrecht dahin, weshalb auch der simple Witz, Personen der Weltgeschichte nachträglich als Echsenmenschen zu entlarven (so wie damals die Aliens in „Men In Black“), schon lange verpufft ist, bevor Vuorensola und sein Co-Autor Dalan Musson die Szenen endlich zum Abschluss bringen. Ein erschreckend lasches und lahmes Skript für eine Trash-Satire.

    Das spröde Schauspiel hilft da natürlich auch nicht weiter: Lara Rossi („Agatha Raisin“) macht zwar als taffe und dennoch mitfühlende Anführerin grundsätzlich eine solide Figur, allerdings zünden bei ihr partout keiner der Gags, die sie da vor sich her grummelt. Auch ihre ständigen erklärenden Kommentare aus dem Off, die das Offensichtliche noch mal auf der Tonspur breittreten, mindern den Trash-Spaßfaktor merklich. Udo Kier, der im Vorgänger mit seinem gewollt-überzogenen Spiel als Adolf-Hitler-Karikatur noch zu den gelungeneren Elementen gehörte, wirkt diesmal eher lustlos, was sicherlich auch mit den ermüdenden Monologen zu tun hat, die er ständig halten muss. Auch „Freddy Got Fingered“-Brachialkomiker Tom Green läuft als Steve-Jobs-Fanatiker enttäuschend auf Sparflamme. Allein Kit Dale bringt als kindlich-begeisterungsfähiger Rotshirt-Träger die Art von Energie mit, die solch einem pulpigen Film gebührt. Zumindest er sorgt so verlässlich für Lacher

    Das Effektniveau siedelt sich mit den erkennbar pixeligen, unschön-unscharfen Hintergründen noch unterhalb des Originals an, ohne deshalb gleich charmant-unbeholfene Gefilde zu erreichen. Dafür sind beispielsweise die Fluggeräte und auch einige der durch den Film stapfenden Dinosaurier dann doch zu detailreich geraten. Das steht stellvertretend für den gesamten Film: „Iron Sky: The Coming Race“ nimmt sich einerseits als Fantasy-Geschichte zu ernst, um mit voller Exploitation-Kraft aus seinen abstrusen Ideen zu schöpfen. Andererseits ist er so sinnlos, dass sich mit den Figuren natürlich nicht ernsthaft mitfiebern lässt. Als Satire mangelt es ihm an Haltung und als Genreparodie an Biss und Beobachtungsgabe. Ein Spin-off zu „Iron Sky“ ist zwar bereits angekündigt, aber wenn es so saft- und kraftlos weitergeht, bleibt nur zu hoffen, dass den Mondnazis möglichst bald die Luft ausgeht.

    Fazit: Das lange Warten hat sich nicht gelohnt. „Iron Sky 2: The Comig Race“ zieht sich so sehr hin, dass der Trash-Komödie aller Absurditäten zum Trotz schnell jegliche Spritzigkeit verlorengeht.

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