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    Yoga Hosers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Yoga Hosers
    Von Christian Horn

    Von dem 70er-Jahre-Exploitation-Streifen „Ilsa, She-Wolf Of The SS“ bis zu aktuelleren Produktionen wie „Dead Snow“ oder „Iron Sky“ – Nazis haben im B-Movie- und Trashfilm-Sektor immer einen festen Platz, weil es sich mit ihnen leicht schocken lässt (und das wiederum schafft Aufmerksamkeit und Neugierde). In diese Kerbe schlägt nun auch die Horror-Kuriosität „Yoga Hosers“ von Kevin Smith, der sich mit seiner Jersey-Trilogie („Clerks“, „Mallrats“, „Chasing Amy“) sowie der Fantasy-Satire „Dogma“ bereits als DER Experte für Slacker-Satiren und Loser-Komödien profiliert hat. Im neuen Werk des Independent-Filmers greifen nun aus Bratwurst und Sauerkraut geklonte Miniatur-Nazis mit Pickelhaube und Hitlerbärtchen an! Der nach dem Walross-Horror „Tusk“ zweite Teil der in Kanada angesiedelten „True North“-Trilogie knüpft damit nahtlos an den beachtlichen Trashfaktor des Vorgängers an. Das spielfreudige Hauptdarstellerinnen-Duo Lily-Rose Depp und Harley Quinn Smith, die Töchter von Johnny Depp und Kevin Smith, verleiht der abgehobenen Nazi-Absurdität zwar einen gewissen Charme, aber wirklich begeistern kann „Yoga Hosers“ dennoch nicht.

    Winnipeg, Kanada: Die Teenies Colleen Collette (Lily-Rose Depp) und Colleen McKenzie (Harley Quinn Smith) arbeiten nach der Schule in einem kleinen Lebensmittelladen. Allerdings verrammeln sie den Shop auch gern mal unter diversen Vorwänden, um im Hinterzimmer mit ihrer Teenie-Band zu proben, zu der auch der 35-jährige Drummer Ichabod (Adam Brody) gehört. Ansonsten hängen die demonstrativ gelangweilten Schülerinnen ständig an ihren Smartphones. Während einer Spätschicht müssen es die Colleens allerdings mit einer unerwarteten Bedrohung aufnehmen, als kniehohe Nazi-Bratwürste angreifen, die ihren Opfern in den Darm schlüpfen und sich dort durch den Körper bis zum Mund wühlen. Die absurde Attacke ruft auch den französischen Kopfgeldjäger Guy Lapointe (Johnny Depp) auf den Plan, der sich der Bedrohung zusammen mit den Colleens entgegenstellt…

    Mit „Yoga Hosers“ huldigt Kevin Smith nicht nur der Nazi-Exploitation, sondern ausdrücklich auch den Teenie-Horrorfilmen der 1980er-Jahre, etwa wenn der „Halloween“-Soundtrack angedeutet oder die Vorstellung der Charaktere mit Arcade-Musik unterlegt wird. Der Humor ist dabei bewusst infantil: Im Mittelpunkt stehen die Colleens, die stets im Doppelpack auftreten, in jeder Situation einen funky Kommentar parat haben und Dinge oft gleichzeitig aussprechen. Zu ihrer regelrecht symbiotischen Verbindung gehören zwingend auch ihre in lila und rosa Schutzhüllen verpackten Smartphones, von denen sie sich nie trennen. Wenn sie dann doch mal von den Displays hochschauen, quatschen sie über Jungs oder nehmen Yoga-Stunden bei ihrem Lehrer Yogi Bayer („Tusk“-Hauptdarsteller Justin Long).

    Das Highlight von „Yoga Hosers“ bleiben dennoch die tödlichen Würstchen. Erschaffen wurden sie von dem untergetauchten Altnazi Adrien Arcand (Haley Joel Osment), der sich selbst als kanadischen Führer sieht und die Mini-Faschisten aus Bratwurstmasse, Sauerkraut und Eigenblut klonte. Herausgekommen sind bei dem Experiment aschfahle Bratwürste mit Armen, Beinen und Hitlerbärtchen. Wie die Critters brabbeln auch die Bratzis munter vor sich hin, wobei ihr beschränktes deutsches Vokabular lediglich von „Nein“ über „Mein Kampf“ bis zu „Wunderschön“ reicht. Spätestens wenn die im englischen Original von Kevin Smith persönlich gesprochenen Viecher zerbersten und das Sauerkraut munter umherspritzt, wirken die CGI-Effekte standesgemäß so billig, als hätte sie der Nachbarsjunge mal eben schnell mit Microsoft Paint zusammengeklickt.

    Dass sich die Bratzis am effektivsten mit Yoga-Moves besiegen lassen, erscheint ebenso beliebig wie die generell hanebüchene und nur bedingt witzige Handlung. Neben ständigen Gags über Kanada und mordlustiger Bratwurstmasse tritt Johnny Depp nach „Tusk“ ein zweites Mal als spleeniger Privatermittler Guy Lapointe auf. Bis zur Unkenntlichkeit geschminkt lebt der Hollywood-Star hier erneut seinen Hang zum Overacting aus, wobei ihm seine angeklebten Warzen von Szene zu Szene munter übers Gesicht wandern. Der an Smiths Durchbruchsfilm „Clerks – Die Ladenhüter“ erinnernde Schauplatz und der alltägliche Nonsense der Dialoge tragen deutlich die Handschrift des Regisseurs und dürften seiner treuen Fangemeinde zumindest ein wenig Freude bringen. Der Rest des Films wirkt indes wie eine Familienproduktion, bei der vor allem die Beteiligten selbst jede Menge Spaß hatten. Beim Publikum ist die Vorfreude hingegen wohl eher gedämpft, wenn im Abspann bereits die Rückkehr der Colleens im letzten Teil der „True North“-Trilogie („Moose Jaws“, also „Der weiße Hai“ mit Elchen) angekündigt wird.

    Fazit: Der schrullige Teenie-Nazi-Trash von Kevin Smith lebt von der Spielwut der Hauptdarstellerinnen, kommt aber zwischen laschen Kanada-Witzen und halbgarem Nazi-Ulk trotzdem nie richtig in Fahrt.

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