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    Maria Mafiosi
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Maria Mafiosi
    Von Antje Wessels

    Die vornehmlich im süddeutschen Raum aufgeführten Eberhofer-Krimis sind regionale Superhits mit teilweise über 500.000 Kinobesuchern. Kein Wunder also, dass für August 2017 nach „Dampfnudelblues“, „Winterkartoffelknödel“ und „Schweinskopf al dente“ mit „Grießnockerlaffäre“ schon der vierte Krimi aus der Reihe angekündigt ist. Und schon vorher versucht nun auch die Schauspielerin Jule Ronstedt („Wer früher stirbt ist länger tot“) in ihrem Regiedebüt, es dem „Eberhofer“-Spezialisten Ed Herzog gleichzutun und die Zielgruppe der Bayernkrimi-Liebhaber für sich zu gewinnen. Ihre von bajuwarischem Lokalkolorit durchtränkte Culture-Clash-Komödie „Maria Mafiosi“ steckt allerdings auch voller Klischees. Alles in allem ist der Film eine über weite Strecken betuliche Krimikomödie wie man sie vor allem im Fernsehen regelmäßig zu sehen bekommt. Nicht weniger, aber auch auf gar keinen Fall mehr.

    Eigentlich könnte alles so schön sein: In wenigen Wochen wird die Polizistin Maria Moosandl (Lisa Maria Potthoff) zum ersten Mal Mutter, sie und ihr Verlobter Rocco (Serkan Kaya) wollen schnell heiraten und in die Flitterwochen geht es dann auch schon zu dritt. Doch da gibt es leider ein Problem: Rocco heißt mit Nachnamen Pacelli, ist gebürtiger Italiener und wurde von seinem Vater Silvio (Tommaso Ragno) bereits an eine andere Frau versprochen. Genau aus diesem Grund haben Maria und Rocco ihre Liebschaft bislang geheim gehalten, doch je näher die Geburt rückt, desto mehr brodelt die Gerüchteküche im Dorf, wo eifrig über die geheimnisvolle Vaterschaft spekuliert wird. Kurz bevor es endlich zur Aussprache kommen soll, taucht auf einmal eine Leiche auf. Für Maria soll es der letzte Fall vor ihrem Mutterschaftsurlaub sein. Doch die Spur führt sie ausgerechnet zur Familie ihres Liebsten…

    „Maria Mafiosi“ ist in erster Linie eine Ansammlung von Klischees. Bayern, Italiener, Schwangere, Rentner, abservierte Loser – sie alle sind oberflächliche Figuren aus der Stereotypen-Schublade. Aus Vorurteilen und Übertreibungen speist sich hier schließlich auch erst der Konflikt zwischen bayerischen Traditionen – verkörpert von Maria – und dem heißblütigen Mafia-Dasein der italienischen Pacelli-Familie. Dieser Zusammenprall der Kulturen gibt dem Film seine erzählerische Dynamik. Ohne dass der beherzte Zugriff auf all die bekannten Muster besonders lustig ausfallen würde, gerät der Krimi gegenüber der Komödie deutlich ins Hintertreffen, denn der Mordfall erweist sich als überraschend unwichtig und vor allem uninteressant. Stattdessen geht es vornehmlich um die privaten Verwicklungen innerhalb des Pacelli-Clans sowie der Moosandl-Familie. Die Krisen und das Beziehungsgerangel spielen sich auf dem Niveau einer durchschnittlichen Fernsehseifenoper ab, für mehr sind die Figuren einfach zu holzschnittartig angelegt und es fehlt die Prise Pfiff, die aus Plattitüden etwas Frisches werden lassen kann.

    So etwas wie Wahrhaftigkeit lässt sich in Jule Ronstedts Kinodebüt kaum ausmachen, aber einige Schauspieler bemühen sich zumindest sichtbar darum. Der sehr engagierten Lisa Marie Potthoff (spielt in den Eberhofer-Krimis die Susi) und ihrem Leinwand-Love-Interest Serkan Kaya („Luks Glück“) gelingt es so immerhin, dafür zu sorgen, dass man ihrem herzlich miteinander interagierenden Pärchen von Herzen ein Happy End wünscht. Der Rest der Besetzung hat deutlich weniger zu tun. Tommaso Ragno („Die Überglücklichen“) etwa mimt einen italienischen Mafiapaten wie er im Buche steht, während Alexander Held („Mein Blind Date mit dem Leben“) als Marias Vater Jürgen mit Warmherzigkeit überzeugt. Über 60 Minuten geht all das seinen vorgezeichneten Gang, der gediegen erzählte „Maria Mafiosi“ bleibt ein mäßig spannender Krimi und eine selten lustige Komödie. Aber dann nimmt der Film fast aus dem Nichts richtig Fahrt auf und die bayerische Provinzwelt gerät in einem furiosen Finale fast aus den Fugen. Doch dieser kreative Ausbruch, bei dem auch die Klischees plötzlich nicht mehr so abgeschmackt scheinen, kommt allzu spät und entschädigt nur bedingt für den vorigen Leerlauf.

    Fazit: Der Schlussakt ist durchaus mitreißend und die Hauptdarsteller geben sich alle Mühe, mehr aus dem Film herauszuholen als altbackene Klischees über Bayern und Italiener, aber das kann die bis dahin höchstens mäßig lustige und kaum spannende Krimikomödie nicht retten.

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