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    Escape Plan 3: The Extractors
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Escape Plan 3: The Extractors

    Sylvester Stallone muss sich schon wieder entschuldigen

    Von Christian Fußy

    Seien wir mal ehrlich: „Escape Plan“ hat nur deswegen einen gewissen Reiz für Fans von 80er-Jahre-Action, weil die Ikonen Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone endlich mal als gemeinsame Hauptdarsteller vor der Kamera zu sehen sind. Entsprechend wenig Sinn machte eigentlich die Fortsetzung „Escape Plan 2: Hades“, in welcher der „Terminator“-Star komplett fehlt und der „Rocky“-Recke trotz prominenter Platzierung auf dem Cover nur eine kleinere Rolle innehat. Der Schauspieler bezeichnete den Action-Thriller im Nachhinein sogar als die schlechteste Produktion, an der er je beteiligt war. Für „Escape Plan 3: The Extractors“ von seinem Busenfreund John Herzfeld („Kill Bobby Z“) gelobte er im Zuge dieser öffentlichen Abbitte Besserung, versprach einen handgemachten, harten Actionfilm wie zu seinen besten Zeiten. Doch eingehalten hat er dieses Versprechen nicht, auch wenn er nun wenigstens wieder eine Hauptrolle bekleidet.

    Als Daya (Melise), die Tochter des Technik-Moguls Wu Zhang (Russell Wong), in eine Gefängnisanlage in Lettland verschleppt wird, ruft das den Ausbruchsexperten Ray Breslin (Sylvester Stallone) und sein Team auf den Plan. Der Entführer ist nämlich Lester Clark Jr. (Devon Sawa). Der Sohn von Breslins korruptem Ex-Geschäftspartner (in Flashbacks mit von der Produktion des ersten Teils recycelten Material: Vincent D’Onofrio) will Rache dafür nehmen, dass Ray seinen Vater auf dem Gewissen hat. Bei der Befreiungsaktion bekommt der gewiefte Ausbrecherkönig Unterstützung, denn auch Dayas Bodyguard Bao (Harry Shum Jr.), der bei der Entführung überwältigt wurde, will diese Scharte wieder auswetzen. Und sein Vorgänger Shen (Jin Zhang) schaltet sich ebenfalls ein, denn er hegt für Daya Gefühle. Doch dann gerät auch noch Breslins Kollegin und Geliebte Abigail (Jaime King) in die Fänge der Gangster…

    Stallone hat im dritten Teil wieder eine größere Rolle.

    Eines muss man „Escape Plan 3“ lassen. Herzfeld und sein schon für die Vorgänger verantwortlicher Co-Autor Miles Chapman kommen schnell zur Sache. Nach der Einführung gibt es zwei sich abwechselnde Handlungsebenen: Wir sehen die Entführer, die ihre Geiseln (neben Daya wurden noch einige ihrer Mitarbeiter entführt) foltern, und wir sehen Breslins bunte Truppe, die versucht, die Anlage zu infiltrieren. Und natürlich steuern diese beide Stränge für die finale Konfrontation zusammen. Früh im Film kündigt der bereits im zweiten Teil in einer Mini-Rolle präsente Dave Bautista an, bei diesem Finale dazu zu stoßen und dann Eindruck zu hinterlassen. Die zweite Hälfte des Versprechens hält er aber nicht ein. Denn Eindruck hinterlässt in „Escape Plan 3“ wirklich rein gar nichts.

    Der Action-Thriller wurde unter größtem Zeitdruck gedreht, wie auch Stallone selbst zugab. Deswegen gab es zum Beispiel nicht einmal die Gelegenheit, um für die finale Auseinandersetzung zwischen ihm selbst und Devon Sawa eine Choreografie einzustudieren. Solch einschränkende Rahmenbedingungen merkt man nicht nur diesem Faustkampf auf engstem Raum an. „Escape Plan 3“ wirkt zu jeder Zeit unfassbar gehetzt, vor allem aber – und das ist viel schlimmer - völlig lieblos inszeniert. Dazu passend wurde der gesamte Film an nur wenigen unspektakulären Locations, vor allem in leeren und öden Hallen, gedreht. Dass diesen Schauplätzen in der Post-Produktion noch ein unangenehmer Gelbfilter verpasst wurde, lässt sie sogar noch austauschbarer wirken.

    Action zum Einschlafen

    Wie billig „Escape Plan 3“ wirkt, unterstreicht zusätzlich der Vergleich mit Stallones jüngstem Kinoabenteuer. Wenn der Superstar in „Rambo: Last Blood“ in bester Jason-Voorhees-Manier in seinem Tunnelsystem unter Arizona die halbe Unterwelt von Mexiko entleibt, ist das zwar teilweise ziemlich unübersichtlich, aber das nihilistische Gemetzel hat zumindest eine Wirkung auf den Zuschauer. Die in CGI-Blut getränkten Actionszenen in „Escape Plan 3“ bleiben dagegen so belanglos und egal, dass sie nur eine einzige Wirkung haben: Sie sind ermüdend.

    Dass einem die ganze Ballerei in „Escape Plan 3“ so ziemlich am Arsch vorbei geht, hat auch mit den schematischen Figuren zu tun. Die romantische Beziehung zwischen Stallones Breslin und der 33 Jahre jüngeren Jaime King krankt nicht einmal am drastischen Altersunterschied, sondern wird allein dadurch schon wenig fassbar, dass es im engen Drehplan scheinbar nicht einmal genug Termine für die ein oder andere ruhigere Szenen mit den beiden Figuren gab. Selbst vor ihrer Entführung kommunizieren sie sogar größtenteils per Telefon.

    Dass die Schauspieler größtenteils mit wenig Enthusiasmus bei der Sache sind, macht das Ganze nicht besser. Eine Ausnahme gibt es aber zumindest: Der einstige Jungstar Devon Sawa („Casper“, „Die Killerhand“, „Final Destination“) spielt seinen Geiselnehmer mit viel Engagement als sadistischen Choleriker. Doch dass selbst dessen grausame Folterungen in all der Belanglosigkeit drum herum ohne große emotionale Wirkung verpuffen, sagt vielleicht alles über „Escape Plan 3“ aus, was man wissen muss.

    Fazit: Für „Escape Plan 2“ hat sich Stallone öffentlich geschämt. Beim dritten Teil wäre eine solche Entschuldigung ebenso angebracht.

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