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    Trauma Center
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Trauma Center

    Jippie-jah-jeh, Schweinebacke? Nicht wirklich!

    Von Oliver Kube

    Puerto Rico ist nah dran, der 51. Staat der USA zu werden. Bereits seit 1917 besitzen alle gebürtigen Puerto-Ricaner neben der eigenen auch die US-Staatsbürgerschaft, bisher jedoch ohne die entsprechende Repräsentation im Washingtoner Kongress und Senat. Nachdem es 2012 und erneut 2017 große Referenden gab, bei denen die Bevölkerung jeweils mehrheitlich einen kompletten Anschluss an die USA befürwortete, existieren mittlerweile konkrete Pläne, den Schritt bis zum Jahr 2025 nun tatsächlich zu vollziehen.

    Der Amerikaner Matt Eskandari („12 Feet Deep“) hat jetzt schon mal San Juan, die Hauptstadt der Karibik-Insel, als Dreh- und Handlungsort für „Trauma Center“ auserkoren. Was den enttäuschenden Action-Thriller, der genauso gut auch in Los Angeles, Moskau oder Oer-Erkenschwick angesiedelt sein könnte, aber leider auch nicht besser macht. Der Regisseur fängt rein gar nichts mit dem eigentlich reizvollen tropischen Ambiente an. Anstatt die für einen solchen Reißer außergewöhnliche Location als visuelles beziehungsweise erzählerisches Alleinstellungsmerkmal zu nutzen, spielt der Film größtenteils in geschlossenen Räumen. Mit Ausnahme eines Parkplatzes und ein paar Hinterhofgassen wird nichts von Puerto Rico gezeigt. Was darauf schließen lässt, dass das Projekt von den Produzenten (der Abspann führt stolze 32 davon auf!) allein aufgrund von Regierungszuschüssen und Steuerbefreiungen an diesem Ort gedreht wurde.

    Groß auf dem Poster, aber nur ab und an mal im Film: Direct-to-DVD-Dauergast Bruce Willis!

    Nach dem für sie sehr schmerzvollen Tod ihrer Mutter zieht Madison (Nicky Whelan) nach Puerto Rico, um dort neu anzufangen. Als ihre minderjährige Schwester Emily (Catherine Davis) einen schweren Asthmaanfall erleidet, bringt ihre neue Erziehungsberechtigte sie in das Bezirkskrankenhaus von San Juan - nicht ahnend, dass sie selbst wenige Stunden später dort eingeliefert werden wird. Zurück an ihrer Arbeitsstelle wird sie nämlich Zeugin eines von korrupten Polizisten (Texas Battle, Tito Ortiz) an einem Kollegen verübten Mordes, wobei auch sie selbst von den Tätern angeschossen wird.

    Während die junge Frau auf die Entfernung der in ihrem Oberschenkel steckenden Kugel wartet, wird sie von dem offenbar integren Detective Wakes (Bruce Willis) verhört. Der verlegt sie eigenmächtig auf die leerstehende und komplett abgeschottete Quarantänestation in der obersten Etage des Spitals, um sie dort besser schützen zu können. Doch dadurch lassen sich die Bösewichte, die nicht nur Madisons Tod, sondern auch dringend ein sie identifizierendes Beweisstück wollen, natürlich nicht aufhalten. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem schon bald auch das Leben der jüngeren Schwester in Gefahr gerät...

    "Stirb langsam" für Arme

    Offensichtlich will man uns hier eine Art „Stirb langsam im Krankenhaus“ präsentieren – und dazu ist auch noch der Original-McClane Bruce Willis im Cast mit dabei. Aber wer jetzt allzu optimistisch an den Direct-to-DVD-Actioner herangeht, dem sei gleich zu Anfang gesagt: Matt Eskandari fehlt es nur am nötigen Budget, sondern auch an einem passablen Skript und den handwerklichen Fähigkeiten, um dem Vergleich mit dem übergroßen Vorbild auch nur für eine einzige Sekunde standzuhalten.

    Auch schauspielerisch lässt das Ganze doch einiges zu wünschen übrig. Nicky Whelan („Alles Erlaubt“) und Catherine Davis („Die Wahrheit über Lügen“) geben als Schwestern in Schwierigkeiten noch halbwegs glaubhafte Figuren ab. Aber die das Böse-Cops-Duo verkörpernden Tito Ortiz („Silencer“) und Texas Battle („Wrong Turn 2“) wirken hölzern und übertreiben es viel zu sehr mit ihrem Grunzen und Zähnefletschen. Das ist dann womöglich noch unfreiwillig komisch, aber ganz sicher nicht sonderlich spannend.

    "Stirb langsam" auf dem Krankenhausflur - da kommt (keine!) Stimmung auf...

    Und Mr. Willis? Der hat ohnehin nicht allzu viel Screentime und ist wiederholt über lange Strecken überhaupt nicht involviert. Wenn er doch mal mit Whelans Figur interagiert oder im Auto sitzend das Funkgerät bedient, wirken seine Dialoge entweder gnadenlos forciert und herausgepresst oder grausam desinteressiert – wahrlich keine Sternstunde des (einstigen) Superstars. Trotzdem hat Willis mit seiner eindimensionalen Rolle sogar noch mehr Fortune als Steve Guttenberg, der als Emilys Arzt komplett verschenkt wird. Nach zwei erbärmlich langweiligen, weil herzlich überflüssigen Dialogszenen zu Beginn wartet man darauf, dass der „Police Academy“-Veteran zurückkommt und seine Figur irgendetwas Relevantes tut. Aber Fehlanzeige – nichts in die Richtung passiert. Dr. Jones taucht nie wieder auf. Das hätte auch jeder Statist von der Straße spielen können.

    Das Drehbuch von Newcomer Paul J. Da Silva enthält zudem massive Logiklöcher und die ohnehin nur dünn gesäte Action wird auch nur selten überzeugend in Bilder verpackt. Bei Willis‘ Auftritten beschränkt sie sich neben einem schwach choreografierten, recht schnarchigen Faustkampf auf ein paar Momente mit wilden Ballereien, ohne dass man dabei viel erkennen könnte. Bei Madisons Flucht vor ihren Häschern wird mittels Staccato-Klängen im ansonsten kaum bemerkenswerten Score von Nima Fakhrara („The Signal“), hektischen Schnitten sowie der mehrfach um die Hauptdarstellerin herumkreisenden Kamera von Bryan Kross („Zoombies“) versucht, die Illusion von Tempo und Spannung heraufzubeschwören. Aber das funktioniert nicht, weil alles ohnehin viel zu plump umgesetzt ist.

    Für die ganz Doofen

    Immer wieder werden einzelne Elemente der teilweise hanebüchen konstruierten Geschichte in den Dialogen wiederholt beziehungsweise von Willis‘ Figur in Form von lauten Selbstgesprächen (oder dem Anschreien von auf dem Boden liegenden Leichen!) noch einmal haarklein verdeutlicht. Was auf Dauer wirklich ermüdend ist. Denn der Zuschauer hat – so er nicht zwischendurch ein Nickerchen eingelegt hat – die nicht gerade komplexen Vorgänge ohnehin längst durchschaut.

    Kleine Highlights des Films sind allenfalls ein paar kurios anmutende „MacGyver“-Momente der schwer blutend im Krankenhausleibchen durch die Gänge humpelnden Madison. Wenn sie etwa mit einem mobilen Defibrillator einen metallenen Drehknauf, den ihre Verfolger natürlich prompt betätigen, behelfsmäßig unter elektrische Spannung setzt, oder eine verschlossene Tür umständlich mit Hilfe eines Rippenspreizers aufbricht, dann ist das schon recht amüsant. Zugleich bereiten solche Szenen einen schon mal halbwegs passabel auf das lachhaft unglaubwürdige Finale vor.

    Fazit: Eine hanebüchene Story, schwache Action und dazu ein allenfalls mäßiger, zudem arg kurzer Auftritt von Bruce Willis – das war nix!

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