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    Stirnrunzeln nach "Avatar 2"? Wir klären auf: Das steckt hinter den vermeintlichen Logiklöchern in "The Way Of Water"
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Fasziniert und berührt werden, aber auch ein stückweit über sich selbst erfahren – darin besteht für Daniel die Magie des Kinos.

    James Camerons „Avatar 2: The Way Of Water“ wird vor allem als visuelles Fest gefeiert. Inhaltlich hat die Rückkehr nach Pandora allerdings mit Logiklöchern zu kämpfen, finden zumindest manche Fans. Einiges davon lässt sich jedoch erklären...

    Walt Disney Company

    Achtung, es folgen Spoiler zu „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ und „Avatar 2: The Way Of Water“.

    Traditionsgemäß strömen die Massen auch für den neuesten Film von Blockbuster-Spezialist James Cameron in die Kinos, um nach 13 Jahren einmal mehr in die Welt von Pandora einzutauchen. Viele, viele Menschen haben den Sci-Fi-Fantasy-Blockbuster mittlerweile gesehen und bereits über zwei Milliarden Dollar in die Kassen gespült. Und wie es mit Filmen nun mal so ist, die derart hohe Wellen schlagen, finden sich im Netz natürlich nicht bloß Lobeshymnen. So gibt es online auch durchaus Gegenwind von Menschen, die sich kritisch äußern. Aber auch zu Recht?

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    Dass einige Momente in „Avatar 2“ für Gesprächsstoff sorgen, ist dabei durchaus nachvollziehbar, dabei allerdings direkt von „Logiklöchern“ zu sprechen, nicht immer ganz richtig. Wir werfen einen Blick auf einige Elemente, die auf Reddit, Twitter & Co. sowie direkt nach dem Kinobesuch häufig diskutiert werden:

    Jake Sully und die gespeicherten Erinnerungen

    Colonel Quaritch (Stephen Lang) stirbt in „Avatar“, kehrt in der Fortsetzung aber dennoch als Schurke zurück – quasi. Denn seine gespeicherten Erinnerungen wurden in einen Na'vi-Körper transferiert. Die User mar41n und Mathias MCSV fragen sich nun auf Twitter: Warum wurde Jake Sullys (Sam Worthington) toter Bruder Tom nicht auf dieselbe Weise wie Quaritch am Leben erhalten?

    Hierfür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Denkbar ist etwa, dass die Technologie hierfür erst später entwickelt wurde, auf Pandora. Tom Sully starb allerdings unerwartet auf der Erde, bevor sein Einsatz überhaupt begann und seine Erinnerungen überhaupt gespeichert werden konnten.

    Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob man Tom Sullys Erinnerungen überhaupt gespeichert hätte. Schließlich ist er kein hochrangiger RDA-Offizier wie Quaritch, sondern „nur“ ein Wissenschaftler – und noch dazu einer, der den Machenschaften der RDA wohl nicht unbedingt wohlwollend gegenüber gestanden hätte.

    Es darf also durchaus bezweifelt werden, dass man ausgerechnet ein wohl auch kostspieliges Back-up eines Wissenschaftlers wie Tom Sully erstellt hätte – wo dieser die finsteren Machenschaften der RDA wohl ebenso wenig unterstützt hätte wie seine Vorgesetzte Grace Augustine (Sigourney Weaver).

    Spider rettet Quaritch – aber warum zum Teufel?

    Es ist eine Szene, die so manchen in Rage versetzte: Zumindest der Autor dieses Artikels nahm bei seinen drei Kinobesuchen jedes Mal kollektives Seufzen und Stöhnen war, als Spider (Jack Champion) den Na'vi-Klon seines Vaters Colonel Quaritch nicht am Meeresgrund sterben lässt – sondern den Fiesling vor dem sicheren Tod rettet. Diese Szene sorgte gleich aus mehreren Gründen für Aufregung.

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    Einerseits konnten viele Spiders Entscheidung, den Na'vi-Quaritch zu retten, schlicht nicht verstehen. Andererseits ändert die Rettungsaktion aber auch nicht wirklich etwas – oder zumindest nichts am Schicksal von Quaritch 2.0. Und doch ist das alles nicht umsonst, wie vor allem deutlich wird, wenn man auch den Begleit-Comic „Avatar: The High Ground“ kennt:

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    Spider ist einer von den Guten. Der Heranwachsende mag noch auf der Suche nach der Person sein, die er im Leben sein möchte und fühlt sich dementsprechend hingerissen – und ja, zwischenzeitlich läuft er sogar Gefahr, dem dunklen Pfad seines Vaters zu folgen. Am Ende aber obsiegen in ihm doch die Werte, die ihm die Na'vi von klein auf mitgaben.

    Hätte er Quaritchs Na'vi sterben lassen, wäre er am Ende nicht besser als sein Vater. Außerdem rettete ihm dieser erst kurz davor das Leben im Showdown mit Neytiri (Zoe Saldana). Ihn im Gegenzug daraufhin verrecken zu lassen, wäre ganz besonders kaltblütig gewesen – und hätte aus Spider eine völlig andere Figur gemacht. Lo'ak (Britain Dalton) rettete seinen Vater, warum also nicht auch Spider? Quaritch mag in seinem Leben einiges verkehrt gemacht haben, am Ende bleibt er aber immer noch Spiders Vater – sowie dessen einziger noch lebender Elternteil.

    Darsteller Jack Champion äußerte sich dahingehend höchstpersönlich und erklärt ebenso simpel wie nachvollziehbar, dass es sich bei dem Fiesling eben immer noch um Spiders Quasi-Vater handle:

    Die Rettung des Na'vi-Quaritch hat vor allem großen symbolischen Wert. Denn eines ist klar: Solange die gespeicherten Erinnerungen des Colonels noch auf irgendeiner Festplatte herumliegen, macht es keinen Unterschied, ob der Na'vi-Körper, in dem er sich gerade befindet, stirbt. Denn auch wenn es aufwändig ist, einen neuen Körper heranzüchten – es ist möglich.

    Gerade in Anbetracht des Schicksals von Spiders Mutter, das in „The High Ground“ enthüllt wird, scheint es aber durchaus denkbar, dass der als Miles geborene Spider mit jener guten Tat versucht, seinen Vater von der dunklen Seite loszusagen.

    Wenn jemand weiß, wie man eine derartige Wandlung hinkriegt, dann wohl „Terminator“-Schöpfer James Cameron. Und Twitter-User sleepinslime ist wohl nicht der einzige, der hier eine Parallele sieht...

    Wo sind die Metkayina in der finalen Schlacht?

    Woran sich die User im Netz aber offenbar am meisten stören, ist wohl die Entwicklung der finalen Schlacht. Wenn sich Jake Sully mitsamt Metkayina-Gefolgschaft auf macht, um seine Kinder aus den Fängen von Quaritch und Co. zu befreien, stehen alle Zeichen auf Krieg – ein gewaltiges Spektakel, das selbst das epische Finale des ersten Films in den Schatten stellt. Doch dazu kommt es nicht.

    In den sozialen Medien wird von vielen Nutzer*innen wie Vizaveez kritisiert, dass das Na'vi-Meeresvolk zwar ebenfalls Teil der Konfrontation auf dem Wasser sei, sich aber urplötzlich wieder aus dem Staub zu machen scheint. Unterstellt wird Tonowari (Cliff Curtis) und Co. so unter anderem, die Sully-Familie im Stich zu lassen, sobald ihre eigenen Leute in Sicherheit sind. Und ja, tatsächlich verschwinden diese ziemlich unerwartet von der Bildfläche.

    Wobei sich die Frage stellt, ob hier wirklich die Na'vi ihren Brüdern und Schwestern herzlos den Rücken kehren oder ob dies mit der im Laufe des Kampfes eintretenden Eclipse (also quasi der Nacht) zu tun hat, wie etwa auf Reddit diskutiert wird und worauf auch der Twitter-User mohdishamsaleh hinweist.

    Oder ist es letztlich nur eine etwas ungelenke Lösung von James Cameron, um seinem übergeordneten Plan folgen zu können? Cameron betonte in der Vergangenheit immer wieder, in „Avatar 2“ die Sully-Familie in den Fokus rücken zu wollen. Emotionen statt Spektakel. Wohl nicht zuletzt deshalb entschloss er sich wohl auch dagegen, „The Way Of Water“ in einem regelrechten Krieg gipfeln zu lassen – zumal der Höhepunkt der auf fünf Filme ausgelegten Saga wohl noch lange nicht erreicht sein dürfte.

    Dass es tatsächlich ein wenig so wirkt, als seien die Metkayina praktisch wie vom Erdboden verschluckt, war zwar sicherlich nicht Camerons Absicht. So aber lief er allerdings nie Gefahr, die Einzel-Schicksale im Getümmel einer epischen Schlacht aus den Augen zu verlieren – und ihnen die nötige emotionale Wucht zu verleihen. Der Kanadier setzte hier schlicht klare Prioritäten: weniger staunen, mehr fühlen.

    Das Finale von "Avatar 2" ist bombastisch - darum ist das von Teil 1 trotzdem besser

    Dazu passt auch, dass der Filmemacher volle „zehn Minuten Waffengewalt“ aus dem finalen Film entfernte. Ohnehin resultiert all das überhaupt erst daraus, dass Cameron seinen ersten Drehbuchentwurf verwarf, der schließlich in Form von „The High Ground“ adaptiert wurde. Dieser funktionierte nämlich noch nach gängigem Sequel-Schema, demzufolge verglichen mit dem Vorgänger einfach noch eine Schippe drauf gelegt worden wäre – noch schneller, noch lauter, noch krasser.

    Dennoch ist es natürlich schade, dass im Film aus diesem Grund am Ende auch kein Platz für eine der spektakulärsten Schlachten, die viele Fans aber wohl nur zu gerne auf der Leinwand gesehen hätten…

    "Avatar 2": Das steckt hinter der epischen Weltraum-Schlacht, die uns "The Way Of Water" nicht zeigt

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