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    Die neue "Ahsoka"-Episode beweist: "Star Wars" muss bei einer Sache kräftig umdenken
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Björn ist mit „Star Wars“ aufgewachsen, schaut die Filme mindestens jährlich, hat zahlreiche Bücher rund um das beste Franchise der Welt gelesen und verschlingt gerade alles aus der Zeit der High Republic.

    Lucasfilm manövriert sich bei „Star Wars“ in eine Ecke, die zum Problem wird. Das beweist die neue Episode von „Ahsoka“ auf Disney+ sehr gut - und zeigt mit einer tollen Casting-Entscheidung gleich den Ausweg auf. Ein Kommentar von Björn Becher.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    Ich bin ehrlich: Als plötzlich Mark Hamill als junger Luke Skywalker am Ende der zweiten Staffel von „The Mandalorian“ auftauchte, um Din Djarin (Pedro Pascal) und Grogu zu retten, war ich dann doch erst einmal kurz froh, den jungen Luke noch mal in Action zu sehen (und dies obwohl ich vorher inständig darauf gehofft hatte, dass die Verantwortlichen genau das nicht machen). Doch schon beim zweiten Schauen der Episode kehrte eine skeptische Sichtweise auf den Moment zurück, die seitdem nicht vergangen ist. Sie hat sich mit Lukes nächstem Auftritt in „Das Buch von Boba Fett“ sogar verstärkt.

    Ich bin der Überzeugung, dass das Verjüngen von „Star Wars“-Legenden für einzelne Auftritte eine riesige Gefahr ist – und Lucasfilm da umdenken muss. Mir geht es dabei in erster Linie gar nicht darum, dass das teilweise leider immer noch nicht gut aussieht. Es ist vor allem die gefährliche Sackgasse, in welche man sich damit manövriert, die mir Sorgen bereitet.

    Mit digital verjüngten Figuren gibt es begrenzte Möglichkeiten

    In der neuen Episode von „Ahsoka“ spielt Anakin Skywalker eine gewichtige Rolle. Schauspieler Hayden Christensen wurde dafür digital verjüngt. Dies sieht nicht immer gut aus, ist aber so gemacht, dass man es für die kurzen Momente akzeptiert – zumal Dave Filoni sehr gelungen mit „Star Wars“-Ikonografie spielt, Anakin zum Beispiel auch mal kurz zu Darth Vader werden lässt.

    Ein Problem ist: Eine digitale Verjüngung akzeptiert man für kurze Momente, in welchen eine Figur vielleicht auch noch oft im Schatten ist. Längere Erzählungen sind damit schon schwerer umzusetzen. Deswegen gab es für Lukes Auftritt in „Das Buch von Boba Fett“ viel mehr Spott als für die kurze Rettungsaktion in „The Mandalorian“. Und der Auftakt von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ist uns ja noch in bester Erinnerung.

    Doch viel schlimmer ist: Wer auf digitale Verjüngung setzt, beschränkt sich damit selbst. Man kann mit der Figur nur extrem wenig erzählen, sie nur kurz auftreten lassen. Bei Anakin ist das kein so großes Problem. Es gibt wohl keine einzige „Star Wars“-Figur deren ganzes Leben und Wirken in so epischer Breite erzählt wurde wie dieses. Da gibt es kaum noch Lücken zu füllen.

    Anders sieht dies bei Luke Skywalker aus. So viel Zeit wurde zwischen „Star Wars 6“ und „Star Wars 7“ übersprungen. In einer Kino-Rückblende sowie in den Serien-Kurzauftritten bekamen wir zwar ein wenig Einblick in sein Leben dazwischen - aber nicht viel mehr. Mit dem Festhalten an der digitalen Verjüngung beraubt sich Disney der Möglichkeit, Lukes Abenteuer nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ jemals in Live-Action zu erzählen.

    Und dabei geht es jetzt nicht nur um Luke Skywalker, sondern um jede einzelne „Star Wars“-Figur, die vielleicht noch interessante Leerstellen hat. Diese können nur noch Bücher und Animationsserien füllen – außer Lucasfilm denkt um.

    Und ich sage jetzt nicht, dass Lucasfilm bitte immer noch mehr mit denselben Figuren erzählen soll. Ich freue mich darauf, wenn komplett neue Zeitalter erkundet werden, „Logan“-Regisseur James Mangold die Entstehung der Jedi rund 25.000 Jahre vor allen bisher behandelten Ereignissen erzählt oder uns Leslye Headland mit „The Acolyte“ in die in faszinierenden und spannenden Büchern bereits etwas erkundete Welt der Hohen Republik entführt.

    Es geht nur um die Möglichkeiten, denen man sich beraubt. Wenn jemand eine famose Idee für eine Serie oder einen Film um eine bekannte Figur hat, sollte sie nicht abgelehnt werden, weil das mit digitaler Verjüngung nicht funktionieren wird.

    Ein Plädoyer: Besetzt selbst legendäre Figuren neu!

    Dabei ist die Lösung so einfach, wie die neue Episode „Ahsoka“ auf Disney+ beweist. Denn auch die titelgebende Jedi erleben wir hier noch einmal in einem jungen Alter. Weil aufgrund der wechselnden Körpergröße eine digitale Verjüngung deutlich komplizierter gewesen wäre, hat man hier den Weg der Neubesetzung gewählt. Nicht Rosario Dawson sondern Ariana Greenblatt spielt die junge Ahsoka – und das ganz hervorragend.

    Die Schauspielerin, welche wir unter anderem auch schon als junge Gamora in „Avengers: Infinity War“ sowie zuletzt in „Barbie“ und „65“ sahen, hat mich richtig begeistert und mir noch einmal deutlich gemacht, dass Lucasfilm sich unbedingt trauen sollte, Figuren neu zu besetzen, wenn die originalen Schauspieler*innen nicht mehr im richtigen Alter zur Verfügung stehen – und zwar auch wenn wir sie in dieser Altersstufe schon gesehen haben.

    Disney und seine verbundenen Unternehmen
    Stark: Ariana Greenblatt als junge Ahsoka

    Bekanntlich wurde das bereits gemacht: In „Solo: A Star Wars Story“ schlüpfte Alden Ehrenreich in die Kult-Rolle von Harrison Ford. Der Film blieb an den Kinokassen unter den Erwartungen und ich befürchte, dass man bei Disney und Lucasfilm den falschen Schluss daraus gezogen hat und nun glaubt: Die Fans wollen keine Neubesetzung ihrer Lieblinge (dabei hatte die Kinokassen-Enttäuschung von „Solo“ sehr viele andere Gründe).

    Ich bin mittlerweile überzeugt: Aktuell akzeptieren die Fans eine Neubesetzung noch sehr schnell, wenn sie in einer guten und packenden Geschichte präsentiert wird – so wie in der aktuellen Episode von „Ahsoka“. Wenn die junge Heldin sich noch einmal an die Klonkriege erinnert und gemeinsam mit Commander Rex (Temuera Morrison) auf Mandalore kämpft, hat das ein großes emotionales Gewicht, bei dem nur zählt, dass die Schauspielerin dies stemmen kann – was Greenblatt mit Bravour gelingt. ABER:

    Mit jeder weiteren digitalen Verjüngung wird es deutlich schwerer werden, ein Umdenken vorzunehmen. Es verfestigt sich ein Bild, wie diese Figuren zu jener Zeit auszusehen haben, welche die Akzeptanz bei Neubesetzung erschweren könnte. Daher muss Lucasfilm hier sehr schnell umdenken – sonst sind wir irgendwann völlig in der Digitalen-Verjüngungs-Sackgasse gefangen. Gerade kurze Auftritte in anderen Serien wären übrigens perfekt, um neue Schauspieler*innen in bekannten Rollen einzuführen.

    Die richtige "Star Wars"-Reihenfolge: Alle Filme, Serien etc. in der kompletten Timeline (schon mit "The Acolyte")

    *Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

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