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    Warum ist Clint Eastwood auch nach 60 (!) Jahren noch ein Star? Quentin Tarantino hat eine Antwort
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Clint Eastwood kann auf eine der bewegtesten, vielseitigsten und langlebigsten Hollywood-Karrieren überhaupt zurückblicken. Laut Quentin Tarantino liegt das vor allem an der Begegnung mit einem Regisseur...

    Sony Pictures / LEONINE

    Clint Eastwood ist etwas gelungen, das von fast keinem anderen Schauspieler je erreicht wurde: Auch 60 (!) Jahre nach seinem Durchbruch in Sergio Leones Italo-Western-Klassiker „Für eine Handvoll Dollar“ ist er noch ein gefragter und namhafter Star – sowohl vor als auch hinter der Kamera. Zwar soll im kommenden Jahr mit dem Thriller „Juror #2“ seine endgültig letzte Regiearbeit ins Kino kommen, doch Eastwood hat selbst beschlossen, seine Hollywood-Karriere hinter sich zu lassen – immerhin ist er mittlerweile 93 Jahre alt!

    Doch wie hat er es überhaupt geschafft, seine Karriere so lange aufrecht zu erhalten? Laut Kult-Regisseur Quentin Tarantino gab es einen Punkt, an dem es mit Eastwoods Ruhm leicht hätte bergab gehen können: Nachdem er sich in den USA mit Nebenrollen (etwa in Jack Arnolds Monsterspinnen-Klassiker „Tarantula“) und Fernsehserien (u.a. 217 Folgen der Western-Serie „Tausend Meilen Staub“) begnügen musste, bekam Eastwood erst in Italien die Aufmerksamkeit, die er verdiente. Gemeinsam mit Sergio Leone realisierte er die sogenannte Dollar-Trilogie, die bis heute zu den größten Meilensteinen des Italo-Westerns zählt. Doch wie würde es danach weitergehen?

    Nicht wenige Amerikaner, die mit italienischen Genre-Filmen Erfolge feierten, sind irgendwann im B-Movie-Sektor versandet – bis sie keine Stars mehr waren, sondern allenfalls „ehemalige Stars“. Ein Schicksal, das leicht auch Eastwood hätte ereilen können. Laut Tarantino war eine einzige Begegnung dafür verantwortlich, dass das nicht passierte …

    … und zwar die mit Regisseur Don Siegel: Nach dem Trilogie-Abschluss „Zwei glorreiche Halunken“ (1966) zog es Eastwood nach Amerika zurück, wo er die Hauptrolle in Siegels Actionfilm „Coogans großer Bluff“ (1968) übernahm – der nur zum moderaten Erfolg wurde, aber eine langjährige und äußerst fruchtbare künstlerische Partnerschaft nach sich zog.

    Mit dem Western „Ein Fressen für die Geier“ und dem psychosexuellen Drama „Betrogen“ drehten Eastwood und Siegel zwei weitere Filme zusammen – bevor sie mit „Dirty Harry“ auch kommerziell zum ganz großen Schlag ausholten: Der Selbstjustiz-Thriller zog insgesamt vier Fortsetzungen nach sich und verhalf dem „Gran Torino“-Star zu seiner wahrscheinlich ikonischsten Rolle. Damit hatte sich Eastwood seinen Status als Hollywood-Star vorläufig gesichert – und mit zahlreichen Meisterwerken und Kassen-Hits, die er zunehmend öfter auch selbst inszenierte, hielt er ihn über die Jahrzehnte aufrecht.

    Quentin Tarantino: "Eine der bedeutendsten Zusammenarbeiten aller Zeiten"

    Im seinem Buch „Cinema Speculation“* hat Quentin Tarantino eine Verbindung zwischen der Gefängnis-Ausbruchs-Story von „Flucht von Alcatraz“ (1979) und der Partnerschaft zwischen Schauspieler und Regisseur gezogen. Er schreibt: „(...) Die wahre Rettung ist, dass Siegel es geschafft hat, seinen Freund Eastwood nicht im Stich zu lassen. Die künstlerische Zusammenarbeit zwischen einem großen Star und einem großen Regisseur zählt zu den bedeutendsten aller Zeiten. Ein großer Teil dieser Zusammenarbeit bestand darin, dass beide Männer dem jeweils anderen mehr schuldeten, als sie jemals zurückzahlen konnten.“

    Amazon-Prime-Video-Kund*innen können „Flucht von Alcatraz“ zurzeit auf dem Channel FILMLEGENDEN streamen (mit einem 7-tägigen Probeabo sogar kostenlos):

    Siegel hat dabei geholfen, Eastwoods Karriere neu zu beleben – und Eastwoods Star-Persona wiederum hat nachhaltig auf die Karriere des einstigen Studio-Auftragsfilmers Siegel abgestrahlt. „Mit Siegel war Eastwood dem Status einer Eintagsfliege innerhalb des Hollywood-Studio-Systems entkommen (im Gegensatz zu Lee Van Cleef, der in Italien blieb und dort Pastaland-Reißer am laufenden Band drehte)“, so Tarantino. „Mit Eastwood war Siegel der Anonymität entkommen und wurde erst relativ spät in seinem Leben zu einem bedeutenden A-Liga-Filmemacher in Hollywood.“

    Eastwood drückte weiterhin dem Western-Genre seinen Stempel auf, war in zahlreichen Thrillern und Actionfilmen zu sehen und konnte sich auch als gefeierter Autorenfilmer in Hollywood etablieren: Für seine Filme „Erbarmungslos“ (1992) und „Million Dollar Baby“ (2004) wurde er jeweils mit einem Regie-Oscar ausgezeichnet.

    Clint Eastwood hasst diesen Western so sehr, dass er fast vom Filmset geflüchtet wäre

    Ein ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer französischen Schwesternseite AlloCiné erschienen.

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