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    Darum sieht "Drachenzähmen leicht gemacht 3" so verdammt gut aus

    Mit „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ geht die Saga von Hicks und Ohnezahn im Kino zu Ende - ergänz um einen Tagschatten. Wie schon die Vorgänger sieht auch der dritte Teil verdammt gut aus. Großen Anteil daran hat Roger Deakins…

    Universal Pictures

    In unserer Kritik zu „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ schreiben wir, dass sich „Regisseur DeBlois und sein Team in Sachen visueller Brillanz erneut übertreffen“ und der dritte Teil der Saga so schon jetzt „zu den visuellen Highlights des Kinojahres 2019 gehört“. Das liegt nicht nur an Szenen wie dem „herausragend inszenierten“ Auftakt, sondern auch an den „prächtigen Bilderwelten“. Einen großen Anteil an diesen hat Roger Deakins. Doch wer ist der Kameragott und was hat er bei „Drachenzähmen leicht gemacht 3“ (und schon den beiden Vorgängern) überhaupt gemacht?

    Das ist Roger Deakins

    Der 69 Jahre alte Brite Roger Deakins gehört seit über zwei Jahrzehnten zu den besten Kameramännern der Branche. 1995 bekam er für „Die Verurteilten“ seine erste Oscarnominierung, zwölf weitere folgten, bevor ihm seine 14. Nominierung für „Blade Runner 2049“ 2018 endlich den so berühmten wie begehrten Goldjungen brachte. Bescheiden behauptet Deakins von sich, dass er keinen Stil habe, sondern seine Kameraarbeit immer dem Film unterordne. Ganz stimmt das aber nicht, denn spätestens seit „Fargo“ ist Deakins vor allem für sein Spiel mit natürlichem Licht bekannt, was auch durch seine Anfänge als Maler, Fotograf und Dokumentarfilmer begünstigt sein dürfte.

    Gerade deswegen arbeitet Deakins auch immer wieder an Filmen, die eben nicht im Studio, sondern unter freiem Himmel entstehen. Kaum jemand nutzt den Verlauf der Sonne bei einem gerne mal den ganzen Tag (oder sogar mehrere) dauernden Dreh einer im Film wenige Minuten langen Szene so gekonnt, um diese perfekt auszuleuchten… und macht dies aber gleichzeitig auch so subtil, dass wir als Zuschauer gar nicht merken, dass Teile der Szene morgens und andere bei einem ganz anderen Sonnenstand am Abend entstanden sind.

    Deakins‘ Rolle in der "Drachenzähmen"-Reihe

    Die „Drachenzähmen leicht gemacht“-Reihe begleitet Roger Deakins nicht in seiner eigentlichen Funktion. Hier steht Gil Zimmerman im Abspann, der als Leiter des Layout-Teams mit den Regisseuren die Verantwortung für Aufbau jeder Szene, Positionierung der Figuren etc., also quasi für den „Kamerablick“, trägt, auf dem basierend die Animatoren dann ihre Arbeit aufnehmen. Deakins steht als „visueller Berater“ im Abspann und bringt sich vor allem bei der Beleuchtung ein, seinem Spezialgebiet, wie gerade ja schon kurz erklärt wurde.

    Auch wenn Deakins seine Rolle immer runterspielt, ist seine Handschrift über die drei „Drachenzähmen“-Filme zu sehen und auch der Grund dafür, dass diese so gut aussehen, wie Animationsfilme aktuell nur aussehen können – gerade wenn Licht eingesetzt wird, was auch in „Drachenzähmen leicht gemacht 3“ wie bei den Vorgängern eine große Rolle spielt. Wenn in einer dunklen Höhle eine Fackel entzündet wird oder die Sonne aufgeht, wirkt es so fotorealistisch, als wäre man in einem Real- und nicht in einem Animationsfilm.

    Natürliches Licht…

    Deakins, der „Meister über Licht und Schatten“, sorgt in der „Drachenzähmen“-Trilogie immer wieder dafür, dass natürliches Licht auch natürlich wirkt. Gemeinsam mit den Regisseuren machte er so zum Beispiel Aufnahmen an echten Schauplätzen, die vergleichbar sind mit den Szenen im Film, so dass die Animatoren nach diesen Vorlagen die Beleuchtung übertragen konnten. Vor allem ist es aber das Fehlen von Licht, das Deakins Handschrift trägt.

    In Animationsfilmen muss man sich eigentlich um die Beleuchtung im Gegensatz zu einem Realfilmdreh (besonders in freier Natur) nicht scheren, so dass es den Hang dazu gibt, jede Szene „gut“ auszuleuchten. Wie bei einem Gemälde war so in Animationsfilmen lange Zeit in quasi jeder Einstellung überall Licht (und es ist auch heute noch oft so). Doch Deakins gab schon beim ersten Teil den Rat, immer wieder auf Licht zu verzichten. Szenen oder weite Teile des Bildes dürfen auch mal schwarz sein, selbst die Hauptfigur im Zentrum der Szene kann auch mal im Schatten stehen.

    Im dritten Teil wird die Arbeit an den Vorgängern sogar noch einmal übertroffen. Produzent Brad Lewis verriet uns so bereits im Vorfeld im Gespräch, dass einige Ideen von Deakins, die er sich schon in der Vergangenheit gewünscht habe, dank neuester Technologien jetzt endlich umgesetzt werden konnten. So gab es extra neue Licht- und Renderingprogramme, die Deakins in die Lage versetzten, noch besser als bisher seinen Stil der Kameraarbeit mit all ihren lichttechnischen Eigenheiten und Subtilitäten einzubringen. Das alles allein schon gibt dem Film einen realistischeren Anstrich, den er auch noch in zweiter Hinsicht einbrachte.

    …und realistische Fantasy

    So hat sich Deakins schon beim ersten Teil Gedanken darüber gemacht, wie fliegende Drachen wohl in Realität aussehen würden und vor allem wie er sie als Kameramann filmen könnte, wenn er den Job hätte, sie in der Natur zu dokumentieren. Genauso sollten die Szenen, wenn Nachtschatten Ohnezahn, seine neue Tagschatten-Freundin und all die anderen Drachen herumfliegen, dann im Film aussehen. Das Ergebnis: Während in Animationsfilmen die Kamera oft mal die verrücktesten Bewegungen macht, gibt es in der ganzen „Drachenzähmen“-Trilogie nur Kamerafahrten und Bewegungen, die auch ein Mensch mit der heutigen Technik selbst hätten machen können.

    Steven Spielberg, als Mitgründer von DreamWorks nicht ganz unabhängig, hier sich aber sehr zutreffend äußernd, bemerkte so begeistert, dass er jede einzelne Szene in den „Drachenzähmen“-Filmen mit einer normalen Crew für einen Realfilm genauso nachdrehen könnte. Und das gibt es in Animationsfilmen sonst nur selten.

    Innovation durch Pixars "WALL·E"

    Die hinter der „Drachenzähmen leicht gemacht“-Reihe steckenden Macher von DreamWorks dürfen allerdings nicht für sich verbuchen, dass sie als erste die geniale Idee hatten, mit Roger Deakins den Meister über Licht und Schatten an Bord zu holen. Der beriet nämlich bereits Regisseur Andrew Stanton und die Pixar-Crew beim modernen Animationsklassiker „WALL·E“. Hier war Deakins‘ Rolle aber noch beschränkt und sehr klein. Für rund zwei Wochen arbeitete er nach eigener Aussage gerade einmal an dem Film. Dabei ging es ausschließlich um rund die ersten zwanzig Minuten, für die die Macher auch eine möglichst realistische Beleuchtung wollten und Deakins deswegen um Rat fragten.

    Bei der „Drachenzähmen leicht gemacht“-Reihe sieht das aber ganz anders aus. Hier war Deakins am kompletten Film beteiligt, arbeitete allein am ersten Teil über ein Jahr eng mit den Regisseuren und Animatoren und begleitete bei den Sequels erneut den gesamten Entstehungsprozess. Und so ist auch hier seine Handschrift viel deutlicher zu sehen. Und das ist ein Grund, warum vor allem (aber nicht nur!) die titelgebende „geheime Welt“ in „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ so verdammt gut ausschaut…

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