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    So anders hätte der Netflix-Hit "The Blacklist" aussehen sollen – doch der "faule" James Spader wurde zum Glücksfall
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Fan von Hochspannungskino, Thriller dabei lieber als Horror und eine besonders große Liebe für Klassiker von Hitchcock und das Kino der 70er & 80er - vor allem aus Europa.

    Dass James Spader die Hauptrolle in „The Blacklist“ spielt, war gar nicht geplant. Ohne ihn wäre die Serie heute nicht denkbar. Wir verraten euch, wer statt ihm Red spielen sollte und warum es ein Glück, dass sich Spader selbst als „faul“ bezeichnet.

    Will Hart/NBC / Netflix

    Eigentlich ist es bei Serien ähnlich wie bei Filmen. Wenn du eine große Produktion auf den Weg bringen willst, die nicht bereits auf einer etablierten Marke beruht, brauchst du erst einmal einen großen Star. Doch „The Blacklist“ bildet hier eine Ausnahme. Drei Tage vor Produktionsbeginn der Pilotfolge war die wichtigste Rolle sogar noch unbesetzt und es war unklar: Wer spielt Raymond Reddington? Doch der Reihe nach.

    "The Blacklist": Ein Mega-Hit seit 2013

    Im Herbst 2013 startete „The Blacklist“ in den USA und wurde direkt zum Mega-Hit. Über 12,5 Millionen Menschen schalteten direkt zur US-Premiere ein, fast 15 Millionen verfolgten die erste Staffel im Schnitt. Zur zweiten Season strahlte US-Sender NBC eine Episode sogar direkt im Anschluss an die Super-Bowl-Ausstrahlung aus, der wohl prestigeträchtigste Sendeplatz, den es im US-TV gibt.

    In Deutschland kam „The Blacklist“ zuerst auch gut an. RTL brachte die Thriller-Serie nur kurz nach US-Ausstrahlung erst ins Pay-TV, bereits Anfang 2014 dann ins Free-TV. Doch die Quoten sanken, mit der vierten Season stellte RTL die zeitnahe Free-TV-Ausstrahlung ein. So richtig erfolgreich wurde die Serie dann aber hierzulande noch mal durch Netflix, wo die Episoden nach RTL-Veröffentlichung landeten. Mittlerweile erscheinen beim Streamingdienst die Staffeln nicht mehr nach der TV-Auswertung, sondern als Deutschlandpremiere, wenn auch immer erst nach Ausstrahlung aller Folgen in den USA.

    Redarina erklärt: Das ist wohl die wahre Identität von Raymond Reddington in "The Blacklist"

    Dass gerade die achte Staffel sich nun seit Wochen in den internen Netflix-Top-10 hält und „The Blacklist“ mittlerweile kein TV-Hit mehr, sondern ein Netflix-Hit ist, hat vor allem einen Grund: James Spader als Raymond Reddington. Der „Boston Legal“-Star und „Avengers: Age Of Ultron“-Bösewicht ist einfach perfekt in der Rolle des durchtriebenen und charismatischen Strippenziehers. „The Blacklist“ ohne Spader als Red? Undenkbar! Aber stellt euch mal vor, wir hätten „24“-Star Kiefer Sutherland oder einen der anderen Kandidaten, die es auch vor Spader gab, in der Rolle zu sehen bekommen? So wäre es beinahe gekommen.

    Kiefer Sutherland als Raymond Reddington: Er war die 1. Wahl

    Könnt ihr euch „Jack Bauer“ Kiefer Sutherland als Raymond Reddington vorstellen? Das wäre sicher eine ganz andere Version von Red – zumindest stellt man sich ihn deutlich rauer vor, mehr Mann der Tat statt des Wortes. Kiefer Sutherland war aber wirklich lange Zeit die erste Wahl und sollte Raymond Reddington spielen.

    Fox

    Nach dem Ende von „24“ war Sutherland schließlich der US-TV-Star Nr. 1, den jeder haben wollte. Und weil seine nächste Serie „Touch“ nach zwei Staffeln abgesetzt wurde, war er verfügbar. Doch aus unbekannten Gründen sagte Sutherland dann ab, machte später noch eine „24“-Staffel („24: Live Another Day“) und eine andere Thriller-Serie („Designated Survivor“).

    Die Produzenten von „The Blacklist“ beschrieben in Rückblicken den anschließenden Casting-Prozess immer wieder als schwierig. Sie schickten zahlreiche Anfragen raus – unter anderem an Bryan Cranston („Breaking Bad“), Richard Gere („Pretty Woman“) oder Ex-James-Bond Pierce Brosnan.

    Es gab Absage um Absage, wobei Produzent und Chefautor John Eisendrath später sogar verriet, dass er bis heute nicht wisse, ob die Schauspieler selbst überhaupt je die Anfragen gehört haben oder sie von ihren Agenten direkt abgeblockt wurden.

    AMC / Tobis / Metropolitan Film Export

    Die „The Blacklist“-Macher standen schließlich vor einem Horror-Szenario. Es waren nur noch drei Tage bis zum geplanten Drehbeginn und die wichtigste Rolle war nicht besetzt. Da sagte der ebenfalls angefragte James Spader plötzlich zu. Völlig ungewöhnlich für eine Serie, die auch noch so von der Hauptfigur lebt, trafen die verantwortlichen Macher um John Eisendrath, Serienerfinder Jon Bokenkamp und Pilot-Regisseur Joe Carnahan („Boss Level“) den Hauptdarsteller dann das allererste Mal am Set beim Dreh zur Auftaktepisode.

    Normalerweise ist es ein wichtiger Teil der Vorbereitung, die Rolle auf den Schauspieler abzustimmen. Das lief bei „The Blacklist“ quasi nebenher. Man nahm Anpassungen während der ersten Drehtage vor, damit der Part zu Spader passt, was er nun perfekt tut.

    Mittlerweile gibt es 174 Folgen von „The Blacklist“, 22 weitere sollen mit der neunten Staffel mindestens noch dazu kommen – und wenn es nach James Spader geht, sollen es sogar noch viel, viel mehr werden. Dass das so ist und er bei „The Blacklist“ gelandet ist, hat eine Menge mit der Faulheit des Schauspielers zu tun, wie er selbst verriet.

    Der "faule" James Spader

    Dem Guardian erklärte Spader bereits 2016, dass er sich deutlich von vielen seiner Schauspielkolleg*innen unterscheide. Er suche nicht nach Rollen, er beteilige sich nicht an der Entwicklung neuer Stoffe. Er sei faul und genieße das übrige Leben viel zu sehr. Sein Ideal sei: Er muss sich um nichts kümmern, außer am Set zu erscheinen, dort alles zu geben und anschließend wieder nach Hause zu gehen.

    So war Spader überhaupt kurzfristig frei, weil er nicht wie viele andere TV-Stars in der sogenannten Pilot-Season verzweifelt versucht, ein Projekt an den Start zu bekommen, sondern einfach zu Hause saß und abwartete, ob irgendetwas zu ihm kommt.

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    Und deswegen will Spader auch noch lange „The Blacklist“ erhalten bleiben. Er gibt selbst zu, dass er sich damit ein bequemes Nest geschaffen hat. Das TV-Geschäft sei eine so wunderbar zuverlässige Einkommensquelle und es kommen regelmäßig die Gehaltsschecks. Spader teilt sich so sein Leben ein. Ungefähr das halbe Jahr arbeitet er an „The Blacklist“, das andere halbe Jahr hat er frei und genießt das Leben.

    Und er zieht das auch ziemlich konsequent durch. Spader macht sich außerhalb von „The Blacklist“ komplett rar. Seine bis dato einzige andere Rolle seit dem Start von „The Blacklist“ war in „Avengers: Age Of Ultron“ von 2015, wo er zwar nur zu hören ist, aber trotzdem die Killer-KI Ultron auch schauspielerisch zum Leben erweckte, wie das nachfolgende kurze Video sehr gut illustriert.

    Das Video direkt bei YouTube anschauen!

    Vor „The Blacklist“ war Spader zumindest gelegentlich noch in Filmen zu sehen, zuletzt in „Lincoln“ von 2012 sowie in „The Homesman“, der erst 2014 erschien, aber bereits 2013 vor dem Serienengagement gedreht wurde. Es ist eigentlich verwunderlich, dass James Spaders Karriere sich so entwickelt hat, war er doch lange Zeit ein Spezialist für auch schwierig zu finanzierende, außergewöhnliche Filmprojekte. In „Sex, Lügen und Video“, „Crash“ und „Secretary“ spielte er so die Hauptrolle, doch wie er später verriet, passt das nicht so richtig zu seinem Lebensstil:

    Er gehe nicht sehr verantwortungsvoll mit seinem Geld um und das sei problematisch bei solchen Filmprojekten. Denn an solchen Filmen arbeitet man oft Jahre und dann sei er pleite, wenn er das nächste Projekt in Angriff nehme. Bei Fernsehjobs wisse er dagegen, dass er alle seine Rechnungen bezahlen kann.

    Keine Faulheit am Set

    Auch wenn sich James Spader als faul bezeichnet, sollte man aber nicht glauben, dass das auch auf sein Engagement bei der eigentlichen Schauspielerei selbst zutrifft ist. Wenn Spader am Set ist, gilt er als jemand, der immer alles gibt und das auch von seinen Co-Stars verlangt. Aber das dürfte euch sowieso klar sein, wenn ihr schon einmal mindestens eine Episode von „The Blacklist“ gesehen hat. Denn so großartig verkörpert niemand Raymond Reddington, der es sich am Set selbst einfach macht.

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