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    Dragon Tiger Gate
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Dragon Tiger Gate
    Von Björn Becher

    Nach Kill Zone S.P.L. wurde Wilson Yip und Donnie Yen nichts weniger zuteil als die Hauptlast für die Wiederbelebung des Hongkonger Action-Kinos zu tragen. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an ihren nächsten Film „Dragon Tiger Gate“, für den Yip wieder als Regisseur verantwortlich war, sowie Yen als Hauptdarsteller und vor allem Creator der Actionszenen. Doch leider enttäuscht der Martial-Arts-Blockbuster nach einer populären Manga-Vorlage insgesamt, denn er kann nur in den brillanten ersten zwanzig Minuten begeistern, verfängt sich danach aber in seiner kruden Story mit langatmigem Finale.

    Nach einem Comic-Vorspann, der erzählt wie die Brüder Xiaohou (Nicholas Tse) und Xiaolong (Donnie Yen) als Kinder getrennt wurden, sehen wir einen der beiden, Xiaohou, bei einem fulminanten Fight gegen eine ganze Armada von Mafia-Schlägern in einem Restaurant. Mit beeindruckenden Stunts und Kampftechniken, leichtfüßig ausgeführt, schlägt er einen nach dem Anderen nieder, bis ihm einer entgegentritt, dem er nicht gewachsen ist. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Dieser ist sein Bruder. Kurze Zeit später kreuzen sich die Wege der Brüder erneut. Xiaohous Freunde haben bei der Auseinandersetzung ein Siegel mitgenommen, welches der Mafias-Boss Ma (Chen Kuan Tai) unbedingt zurück haben will. In einem Restaurant sucht Xiaolong daher den Bruder auf, um ihm das Siegel auf relativ friedliche Weise abzunehmen. Doch auch die von Xiaohou verprügelten Mafia-Schläger tauchen auf Rache sinnend auf. Unterstützt von dem schrägen Heißsporn Heilong (Shawn Yue) schlagen die Brüder ihre Gegner in die Flucht, um danach wieder getrennte Wege zu gehen. Doch nur für kurze Zeit, denn Xiaolong muss erkennen, dass hinter seinem Boss der mächtige Shibumi (Yu Kang) steht, der die ganze Stadt ins Unglück stürzen will. Nur die Drachen-Tiger-Schule von Xiaohou kann ihn stoppen. Die Brüder und Heilong sagen dem Furcht erregend maskierten Shibumi den Kampf an.

    Was Yip und Yen in den ersten zwanzig Minuten veranstalten, wird nicht nur dem Martial-Arts-Fan den Atem rauben. Die ersten beiden Massenschlägereien in den Restaurants strotzen vor akrobatischen Einlagen, durch die Luft wirbelnden oder geschleuderten Körpern und niederprasselnden Schlägen. Das Ganze ist ein scheinbar nicht endendes, immer wieder in kurze Zeitlupensequenzen abgleitendes, einziges Martial-Arts-Inferno. Doch dann findet dies plötzlich sein Ende und der zu Beginn entstandene Glauben, man habe hier einen der besten Filme seines Genres vor sich, verschwindet langsam und wird bald völlig hinweggefegt von der schwachen Story und der öder werdenden Erzählweise.

    „Dragon Tiger Gate“ verleugnet seine Herkunft nicht, das ist beim erfrischenden Anfang positiv, danach aber negativ anzurechnen. Die Comicvorlage ist in China und Hongkong ungemein populär und umfangreich. Das Problem, das sich den Filmemachern nun stellte, war die Fülle an zur Verfügung stehendem Material in rund 90 Minuten Film zu packen und dieses zu lösen, ist ihnen nicht gelungen. Da gibt es Nebenfiguren und Beziehungen, die sich einem nur schwer erschließen, weil man die Vorlage nicht kennt. Dazu verwendet der Film viel zu viel Zeit darauf, diese Aspekte dem mit dem Original wenig vertrauten Zuschauer wenigstens rudimentär zu erzählen. Dadurch zieht sich allerdings der Mittelteil gewaltig und es macht sich mit der Zeit Langeweile breit.

    Der krude Plot trägt dazu sein Übriges bei. Die immer stärker einschlagenden Fantasy-Elemente um den mächtigen Shibumi wirken zu Beginn, trotz der Comic-Welt, eher befremdlich. Störend wirkt sich auch der damit immer stärker eintretende CGI-Einsatz aus. Vor allem im Finale sorgt der dann eher für Lächerlichkeit. Denn so brillant die beiden Eröffnungskämpfe waren, so enttäuschend ist dann der finale Fight zwischen den drei Recken und dem Bösewicht. Da wird, unterstützt von viel zu viel Computertechnik, einfach nur noch langweilig durch die Luft gewirbelt und geschmissen. Da hat man schon deutlich eindrucksvollere Finalkämpfe in den billigsten B-Movies gesehen.

    Dabei können Wilson Yip und Donnie Yen eigentlich inszenieren. Das haben sie schon mit anderen Arbeiten bewiesen und zeigen sie hier auch in einigen Momenten. Der ein klein wenig an Ang Lees Hulk erinnernde Herkunftsbezug ist so ein Punkt. Vor allem in einer Szene gefällt dieser Vorlagenverweis wunderbar. Bei einem Kampf, der in mehreren Räumen des Restaurants stattfindet, zoomt die Kamera heraus und zeigt so eine Draufansicht. Das Ergebnis wirkt nun wie die Seite eines Comicheftes mit einzelnen kleinen Fenstern, in denen jeweils etwas passiert - ein gewitzter und im Ergebnis sehenswerter Einfall.

    Davon hat der Film aber zu wenige. Auch seine Darsteller agieren deutlich unter ihrem sonstigen Niveau. Donnie Yen sowie die Jungstars Nicholas Tse und Shawn Yue posen mit ihren ins Gesicht hängenden Haaren die meiste Zeit herum, als wären sie auf dem Cover des Jugend-Magazins Bravo und nicht in einem Film. Dieser immer wieder vorkommende Fall in eine solche Posierstellung sorgt mehrfach für unfreiwillige Komik und Lächerlichkeit. So grandios sie auch in den Actionszenen agieren, so völlig überzogen oder auch mal gelangweilt bewegen sie sich durch die ruhigen Momente. Die fürchterliche deutsche Synchronisation lässt zudem jeden Fan schnell auf den Originalton wechseln, sofern er nicht schon zu Beginn die kluge und richtige Wahl desselben getroffen hat.

    Bleibt zu hoffen, dass das Duo Yip/Yen mit ihrem aktuell in der Produktion befindlichen nächsten Projekt „City Without Mercy“ wieder zur Ernsthaftigkeit von Kill Zone S.P.L. zurückfindet, denn ihre Fähigkeiten bei Actionszenen können im richtigen Kontext mit einer guten Story noch für viele Actionhighlights sorgen.

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