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    Underdog
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Underdog
    Von Christian Horn

    „There’s no need to fear – Underdog is here!“

    Der Titel suggeriert eine Geschichte, die auf der Straße spielt: Ein Blick in die gesellschaftliche Unterschicht etwa, oder eine „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Dramaturgie. Aber nein, der von Disney präsentierte und von Frederik du Chau inszenierte „Underdog“ ist eine Comicverfilmung, die einen kleinen Hund als fliegenden und sprechenden Superhelden zum Star hat. Der gleichnamige Kultcomic stammt aus den Sechzigerjahren, als die Superhelden-Welle in der Comickultur zwar abgenommen hatte, aber noch lange nicht versiegt war. Neben Super-, Spider- und Batman, den Fantastischen Vier und dem Phantom erschien auch Underdog in den Panels der neunten Kunst. Und auch wenn er bei weitem nicht die Popularität seiner heldenhaften Zeitgenossen erreichen konnte, sicherte er sich eine treue Fangemeinde und schafft heute, mehr als 40 Jahre später, den Sprung auf die Leinwand – mitten in eine Comicverfilmung, auf die keiner gewartet hat und die nicht wirklich überzeugen kann.

    Die Geschichte nimmt ihren Anfang im Labor des kleinwüchsigen, von sich selbst völlig eingenommenem Wissenschaftler Dr. Simon Barsinister (Peter Dinklage, Station Agent, Sterben für Anfänger). Unterstützt von seinem trotteligen Vasallen Cad (Patrick Wartburton, „Seinfeld“) vollzieht er dort Gen-Experimente an Hunden. Ein kleiner Beagle, der bei der Polizei keinen guten Dienst geleistet hat, wird einer hohen Dosis Genmaterial ausgesetzt und entwickelt Superkräfte. Aus dem Labor geflüchtet gerät er zufällig in die Obhut von Dan Unger (Jim Belushi, „Mein Partner mit der kalten Schnauze“) und dessen Teenager-Sohn Jack (Alex Neuberger), die ihm den Namen Shoeshine geben. Es dauert nicht lange und Sohn Jack entdeckt die Kräfte seines neuen Beagles, der anstatt zu Bellen in Menschensprache kommunizieren kann. Auf Drängen Jacks und zunächst widerwillig setzt Shoeshine unter dem Decknamen Underdog seine Fähigkeiten zum Wohl der Bevölkerung „Capitol City‘s“ ein, verhindert Diebstähle und rettet Katzen aus brennenden Häusern. Parallel entwickelt sich eine Romanze zwischen Shoeshine und der Cockerspaniel-Hündin Polly Purebred, in deren Besitzerin sich Jack verguckt hat. Natürlich ist der irre Dr. Barsinister stets auf der Jagd nach „seinem“ Beagle und die Probleme beginnen, als er ihn schließlich auch findet.

    So richtig spannend wird es dann leider nicht, da die Umsetzung sich zu vieler Standardsituationen bedient. Von der Geiselnahme der Freunde bis hin zum Verlust der Superhelden-Kräfte ist alles dabei, was das Genre der Superhelden-Comics geprägt hat. Dafür funktioniert der Humor des Films über weite Strecken, vor allem in Situationen, die sich durch das Aufeinanderprallen der Lebenswelt eines Menschen und der eines Hundes ergeben. Viele der Szenen zwischen Jack und Shoeshine/Underdog sorgen vor diesem Hintergrund für ein herzhaftes Lachen. Ebenso wichtig ist der gelungene Charme Underdogs, der von Jason Lee wunderbar gesprochen und von einem trainierten Beagle lässig gespielt wird und den menschlichen Darstellern die Show stiehlt. Die Computer-Animationen sind dem Stil des Films angepasst und fallen weder positiv noch negativ auf; erwähnenswert ist das Einteilen in Sequenzen durch die wiederholte, leinwandfüllende Einblendung des Underdog-Logos – ähnlich den Schwarzblenden vor dem Höhepunkt in TV-Serien. Dieses Stilmittel ist ein zaghafter Hinweis auf die Tatsache, dass „Underdog“ die Adaption eines Comics ist; ein Umstand, der im übrigen Film keineswegs reflektiert wird.

    Dabei sind die beiden Medien Comic und Film nicht nur wegen ihrer beinahe zeitgleichen „Geburt“ vor etwas mehr als einem Jahrhundert eng miteinander verwoben. Beide erzählen in visuellen Sequenzen, mit einer Verbindung von Wort und Bild, arbeiten mit Perspektive und Montage. So haben sie sich gegenseitig immer wieder in einer wechselseitigen Befruchtung ausgetauscht, was in den vergangenen Jahren zugunsten kommerzieller Erfolge vor allem zu einer Film-Adaption jeglicher Comicserien geführt hat. Sei es nun Sam Raimis Spider-Man-Trilogie, die X-Men, die Neuauflage der Batman-Serie oder die Entdeckung der visuellen Kraft eines Frank Miller für die Kinoleinwand (Sin City, 300). Die wenigsten Comicverfilmungen – und hier macht wie erwähnt auch „Underdog“ keine Ausnahme – reflektieren dabei die Schnittstellen beider Medien (Ang Lee hat in seinem dennoch unbefriedigendem Hulk einen Ansatz in diese Richtung unternommen), sondern suchen ihr Heil in der visuellen Umsetzung mit Spezialeffekten.

    Und so geht auch „Underdog“ vor: Rasante Actionszenen mit einem fliegenden Hund im Superheldencape, gewürzt mit viel Humor und einer klaren Trennung von Gut und Böse sind die Hauptpfeiler der auf Schauwerte zielenden Inszenierung. Regisseur Frederik du Chau ist daher ein recht durchschnittlicher Unterhaltungsfilm gelungen, der dank dem Charme eines Beagles und einiger guter Gags nicht wirklich ärgerlich wird.

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