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    Der Glücksbringer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Der Glücksbringer
    Von Christoph Petersen

    Was ist in Hollywood momentan der Inbegriff des „Angesagten“? Genau, Pinguine! Nachdem die putzigen, zweifarbigen Vögel bereits das Dokumentarfilm- und Animationsgenre hinterrücks unterjocht haben, nehmen sie sich nun auch noch den Spielfilmsektor vor: In Mark Helfrichs Komödie „Der Glücksbringer“ ist Jessica Alba nämlich ausgerechnet eine Pinguin-Trainerin. Doch vielmehr als für eine Unterwanderung des Hollywood-Systems durch Pinguine ist diese Tatsache ein Beleg dafür, wie sehr sich der Film seinem Publikum anzubiedern versucht. Aufgepumpte Brüste, Pinguine und Fettenwitze – fertig ist die Komödie, in die jeder Teenie freudig erregt hineinstürmt. So denken zumindest die amerikanischen Studiobosse. Und bisher haben sie damit meist auch noch richtig gedacht. Doch dies sollte man schleunigst ändern. Denn Filme wie „Der Glücksbringer“ sind nur noch äußerst schwer erträglich.

    In seiner Kindheit wurde der kleine Chuck (Connor Price) von einer unglücklich verliebten, mit den Schwarzen Mächten im Bunde stehenden Verehrerin beim Flaschendrehen mit einem Fluch belegt: Wann immer Zahnarzt Chuck (Dane Cook) nun mit einer Frau schläft, trifft diese kurz darauf ihren absoluten Traummann und lebt fortan „happily ever after“. Doch der Fluch hat auch seine gute Seiten. Seitdem sich Chucks Ruf als Glücksbringer bei der Männersuche herumgesprochen hat, stehen verzweifelte, aber nichtsdestotrotz heiße Single-Frauen bei ihm Schlange und betteln geradezu um einen One-Night-Stand. Aber es kommt, wie es kommen muss. Auf der Hochzeit einer weiteren Ex-Freundin lernt Chuck die tollpatschige Cam (Jessice Alba) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in die notorisch ungeschickte Pinguin-Fanatikerin. Doch treiben darf er es mit der sexy, in engen Neoprenanzügen herumstolpernden Traumfrau nicht. Denn sonst würde auch sie bald ihrem wahren Traumprinzen über den Weg laufen. Und das gilt es mit allen Mitteln zu verhindern...

    Das Hauptproblem von „Der Glücksbringer“ lässt sich am einfachsten an einem Karaoke singenden Japaner verdeutlichen. Wobei der Japaner mehr jault als singt. Eben dieser Japaner singt aka jault auf jener Hochzeit, auf der sich Chuck und Cam kennen lernen. Und er ist der einzige Japaner auf dieser Hochzeit. Und irgendwie passt er auch gar nicht auf diese Hochzeit. Trotzdem steht er nun da und jault. Wenn sich die beiden Protagonisten schließlich küssend in den Armen liegen, wird man das Gefühl nicht los, dass der Traummann-Fluch mit ihrer Odyssee eigentlich recht wenig zu tun hatte, er im Prinzip nur für eine prägnante Inhaltsangabe und einen schnittigen Trailer nutze ist. Anstatt nämlich die Gags aus seiner Grundidee heraus zu entwickeln, setzt Regisseur Helfrich lieber auf ausgelutschte Witzchen aus der Humor-Mottenkiste, die mit der eigentlichen Handlung herzlich wenig gemein haben: zum Beispiel einen Karaoke singenden Japaner.

    Doch dieses Vorgehen endet mit dem Japaner (und den Pinguinen) natürlich noch lange nicht. Richtig, richtig schlimm wird es dann, wenn sich Helfrich mit Frauen auseinandersetzt. Mit Ausnahme von Jessica Alba, die in Interviews – egal ob danach gefragt oder nicht – immer wieder betont, dass sie sich niemals und unter keinen Umständen zu einer Nacktszene hinreißen lassen würde, ziehen hier zunächst einmal so ziemlich alle Frauen blank. Der Traum jedes Spätpubertierenden wird wahr, aber lustig ist es deswegen noch lange nicht. Auch nicht, wenn eine Blondine plötzlich drei statt zwei Titten hat, das hat man nämlich in Total Recall schon vor 17 Jahren gesehen. Als Chuck und sein Schönheitschirurgen-Kumpel Stu (Dan Fogler) testen wollen, ob der Fluch noch immer aktiv ist, lässt sich Chuck gegen seinen Brechreiz ankämpfend auf eine Nacht mit der übergewichtigen Eleanor Skipple (Jodie Stewart) ein. Denn wenn dieses fette, furzende, manierenlose und mit Akne übersäte „Monster“ ihren Traummann finden sollte, ist der Fluch übermächtig. Dämlicher, unlustiger und menschenverachtendener geht’s kaum noch!

    Es gibt im Netz zahlreiche Blogs und Forenbeiträge, die sich ausschließlich damit beschäftigen, wie sehr die Leute Stand-Up-Comedian Dane Cook hassen. Nach dessen Auftritt in „Der Glücksbringer“ beginnt man zu verstehen, warum die Schreiber soviel Energie in etwas investieren, das sie nicht mögen. Cook (Mr. Brooks, Dan In Real Life) betreibt als nervig-liebestoller Zahnarzt ein so übertriebenes Overacting, dass man sich als Zuschauer schließlich kein Happy Ende mehr wünscht – das Schlimmste, was einer romantischen Komödie passieren kann. Vielmehr möchte man Cam dazu antreiben, möglichst schnell das Weite zu suchen und sich vor diesem wahnsinnigen Spinner in Sicherheit zu bringen. Im Abspann leckt Cook dann übrigens an den intimen Stellen einer Pinguin-Stofftier-Dame herum. Noch Fragen? Jessica Alba (Fantastic Four, Into The Blue, Honey, Sin City), die sich während der Dreharbeiten bei einer stürmischen Kussszene einen Zahn ausgeschlagen hat, fungiert lediglich als gefälliger Blickfang. In dieser Funktion kommt auch sie nicht gegen ihren hemmungslos chargierenden, absolut unsympathischen Filmpartner an.

    Fazit: „Der Glücksbringer“ hat alles, was man für eine erfolgreiche Komödie braucht – massenweise Titten, platte Gags, Witze über fette, flatulenzierende Frauen, Pinguine und natürlich Karaoke singende Japaner. Und es liegt nun an uns, den Film floppen zu lassen und dieses übelschmeckende Erfolgsrezept ein für alle Mal zu ändern. Kinogänger aller Länder, vereinigt Euch!

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