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    Das hässliche Entlein und ich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Das hässliche Entlein und ich
    Von Christoph Petersen

    Nachdem sich die Computeranimation in den USA zu einem Genre der sicheren Kassenknüller entwickelt hat – zumindest von den Major Releases ist bisher eigentlich nur Disneys Tierisch wild richtig gefloppt – versucht sich nun natürlich auch Europa eine dicke Scheibe von dem finanziellen Segen versprechenden Käse abzuschneiden. In Deutschland hat dies nach leichten Anlaufschwierigkeiten mit dem schwächeren Back To Gaya nun mit der niedlichen Neuverfilmung von Urmel aus dem Eis zumindest künstlerisch auch schon recht anständig geklappt. Ob allerdings auch unsere dänischen Nachbarn mit ihrer Animationskomödie „Das hässliche Entlein und ich“, einer Verfilmung des ähnlich klingenden Märchens von Hans Christian Andersen, grenzüberschreitende Erfolge feiern werden, ist mehr als zweifelhaft. Denn den Anschluss an die US-Vorbilder kann er weder in Sachen Technik, noch was die Qualität des Drehbuchs angeht, auch nur für einen Augenblick halten.

    Die Ratte Ratso (Stimme: Rick Kavanian) wünscht sich nichts sehnlicher, als eine erfolgreiche Karriere im Showbusiness – aber dazu muss er irgendwie zu dem in der Nähe gelegenen Jahrmarkt gelangen, wo das wirklich große Publikum auf ihn wartet. Allerdings gibt es da zwei klitzekleine Problemchen: Zum einen will sein Star Wesley, der „längste Wurm der Welt“, aus dem Geschäft aussteigen und zum anderen wird Ratso von der durchtriebenen Phyllis (Stimme: Gabi Köster) und ihrer unerbittlichen Rattenbande gejagt. Zwar gelingt Ratso die Flucht, aber er landet dabei dummerweise in einem Entengehege, wo er sofort für einen Eierdieb gehalten wird – um seiner schrecklichen Strafe zu entgehen, muss er sich kurzerhand als Vater des Eis ausgeben. Aber die ungewollte Vaterschaft scheint ein Glück im Unglück zu sein, schlüpft doch mit Ugly (Stimme: Wilson Gonzalez Ochsenknecht) die wahrscheinlich hässlichste Ente der Welt aus dem Ei hervor – als knallharter Showbizz-Geschäftsmann wittert Ratso natürlich sofort eine neue Jahrmarktsattraktion und die Chance seines Lebens. Würden ihn doch bloß nicht immer wieder diese störenden Vatergefühle überkommen…

    Es gibt durchaus unterhaltsame Momente in „Das hässliche Entlein und ich“. So zum Beispiel, wenn Ugly über Nacht zum pubertierenden Teenager mutiert und dann sämtliche Klischees über das Erwachsenwerden in nicht einmal fünf Minuten einer ansprechenden Persiflage-Politur unterzogen werden. Aber zwischen diesen sehr vereinzelten Comedy-Highlights klaffen doch – gerade für einen Animationsfilm – unerträgliche Längen. Dies liegt aber gar nicht mal so sehr daran, dass Drehbuchautor Mark Hodkinson zu wenig eingefallen wäre, sondern vielmehr daran, dass es den Machern zu keinem Zeitpunkt gelingt, genügend Emotionen oder Charme auf die Leinwand hinüberzuretten und so die ernsteren Passagen zu überbrücken. Der Humor von „Das hässliche Entlein und ich“ ist größtenteils körperlicher Natur, wobei die actionreichen Szenen dazu auch noch meist mit einem nervenden Elektro-Rock-Score unterlegt sind. Und wenn sich dann doch einmal ein Wortwitz an die Front verirrt, ist er auch oft nur für Erwachsene verständlich. So laufen hier zwei Humorschienen nahezu ohne Berührungspunkte nebeneinander her, was dazu führt, dass Kinder und ihr Begleitpersonen meist an unterschiedlichen und viel zu selten gemeinsam Lachen können.

    Die zunächst rücksichtlos-egoistische Ratte Ratso wird in der deutschen Fassung von Comedy-Star Rick Kavanian gesprochen, der momentan auch in der Familienkomödie Hui Buh zu sehen und als Synchronsprecher im Pixar-Streifen Cars als italienischer Fiat 500 Luigi zu hören ist. Dass man seine Stimme ohne Vorwarnung dennoch nur schwer bis gar nicht erkennen kann, spricht für seine extreme Wandlungsfähigkeit. Frischen Wind in das Synchro-Geschäft bringt Kult-Supermarkt-Kassiererin Gaby Köster, die die heimtückische Rättin Phyllis mit einem herrlichen originalen Kölsch-Akzent gibt. Abgerundet wird die Voice-Cast von den beiden Jungdarstellern Wilson Gonzalez Ochsenknecht und Sarah Kim Gries, die bei ihrem letzten Auftritt in Die wilden Kerle 3 noch mit Wilsons Bruder Jimi Blue rumgeflirtet hat.

    Um noch einmal auf den am Anfang dieser Kritik aufgeworfenen Technik-Vergleich zurückzukommen, auch hier muss der Zuschauer erhebliche Abstriche gegenüber den US-Vorbildern in Kauf nehmen. Zwar gibt es hier und da recht ansehnliche Panoramen und auch beim Entwurf der einen oder anderen Figur ist mal eine nette Idee abgefallen, aber dafür muss man auf Feinheiten wie Fell oder Federn nahezu komplett verzichten. Und vor allem auch Dinge im Hintergrund - wie zum Beispiel abgestellte Autos - wirken oft doch arg simpel gehalten. In Zeiten, wo State-of-the-Art ein Verfallsdatum von nur wenigen Tagen besitzt, ist das schlicht und einfach viel zu wenig. Als Beweis dafür, dass man annehmbare Animationsfilme auch ohne ein Megabudget produzieren kann, könnte der Film vielleicht gerade so noch durchgehen. Da der Besucher an der Kinokasse aber, egal wie aufwändig und teuer der Film ist, denselben Preis bezahlt, gibt es eigentlich keinen Grund, „Das hässliche Entlein und ich“ anderen Produktionen vorzuziehen.

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