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    Satanstango
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    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 11. Juli 2014
    Satanstango ist ein pures Filmerlebnis, die grandiose, stilistisch bis ins Detail perfekte Meditation des Moments. Bela Tarrs Film ist 450 Minuten lang und erzählt in einem einzigartigen Zeitrhythmus, der über ganze Sequenzen in Stille ausharrt und dann in minutenlangen Kamerafahrten unglaublich mitreißend ist, emotional vor allem in Kombination mit der Filmmusik gefangen nimmt. Stilistisch eindeutig in der Tradition Michelangelo Antonionis, arbeitet Tarr auf dem Bildmaterial kontrastreich und sowohl im Bild als auch in der Handlung sehr abstrahiert, was zusammen mit der chiffierten Geschichte dem Film einen mysthischen, philosophischen Ton gibt. Die Akzente Tarrs sind vor allem auf den Rhythmus des Tages, der Natur, der Tiere gesetzt, sichtbar beispielweise in der Eröffnungsszene, in denen eine Kuhherde bei Tagesanbruch aus dem Stall gelassen wird. Tarr gelingt es darüberhinaus, sowohl Distanz zu den Figuren zu wahren, zu der Handlung allgemein als auch die sinnlichen Qualitäten der Handlung auszuloten. Eine Szene nach etwa einer Stunde etwa zeigt Irimias mit einem Partner und einem jungen Mann, wie sie ewig lang über einen verregneten Schlammweg am Rande eines Dorfes waten. Die Filmmusik ist sehr wiederholend und eingängig, die Kamera begleitet die Figuren in ruhiger Bewegung, schließlich dann sind die Protagonisten nicht mehr zu sehen. Was bleibt ist die Kamefahrt über einen Feldweg in einer menschenlosen, verregneten Landschaft. Man hat das Gefühl, einerseits aus der Perspektive der Figuren die Handlung zu erleben, andererseits wird durch das Herausnehmen der Protagonisten die Einsamkeit der Szene hervorgehoben. Die Szene und noch einige andere habe ich noch niemals in einem Film gesehen. Tarrs Satantango distanziert sich damit in seiner Inszenierung von der kalten Analytik Antonionis, die Emotionalität bewusst ausrottet. Satanstango lässt Emotionen zu, erzählt tatsächlich und vertieft sich in endlosen Landschaftsaufnehmen, die aber - so muss man sagen - niemals aufgesetzt wirken. Während in manchen Filmen die Landschaftsaufnahmen recht künstlich symbolisch aufgeladen werden, die Tristesse der Handlung durch die Aufnahme möglichst lebensfeindlicher Landschaften sehr gewollt multipliziert wird, wirkt in Satanstango alles organisch. Gerade deswegen, weil die Aufnahmen nicht klischeehafte Landschafts-Tristesse zeigen, sondern eine konkrete, nicht künstlich stilisierte Landschaft. Es geht um tatsächliche Menschen, ihre tatsächlichen Lebensumstände in einer gewissen Landschaft. Tarr zeigt dies, und zwar neutral. Er zeigt Leiden, Konflikte auf eine melancholische Weise, ohne jedoch gleich ''Tragödie!'' zu schreien und in der Tristesse zu schwelgen.
    Für mich ist Satanstango ist ein rundum gelungenes Meisterwerk geworden. Diskutabel ist die Notwendigkeit einzelner Szenen wie bei jedem Film, ich persönlich fande sie alle gelungen. Ich kann euch allen nur wärmstens emfpehlen, euch diesen Film gemeinsam mit ein paar Freunden anzusehen. Satanstango ist analytisch und sinnlich zugleich, kleine Erzählung und abstrakte Allegorie und er meditiert wunderschön auf filmisch erhabenstem Niveau über seine Geschichte, die Figuren und die Landschaft.
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