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    Die Nacht der Wölfe
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Die Nacht der Wölfe
    Von Özkan Cira

    Riesiger Vollmond, gespenstischer Wald und haarige Pranke – wem läuft beim Blick auf das Kinoposter zu Philippe Gagnons „Hair Of The Beast" nicht sofort ein wohliger Schauer über den Rücken? Schaurig ist das, was über die Leinwand flimmert, dann aber nicht – im Gegenteil. Der dritte Kino-Beitrag des kanadischen Regisseurs atmet vielmehr den Geist eines überdrehten Kostüm-Abenteuers als den eines klassischen Werwolf-Grusels. Die Kreatur ist alles andere als furchteinflößend und erinnert an einen flauschigen Plüschhund, der Plot tröpfelt überwiegend belanglos vor sich hin und gegen Ende wird's dann sogar unfreiwillig komisch. Nur Hauptdarsteller Guillaume Lemay-Thivierge ist es schließlich zu verdanken, dass der Film kein völliger Schuss in den Ofen ist. Liebhaber hanebüchener Trash-Granaten dürfen also durchaus einen Blick riskieren.

    Neufrankreich im Jahr 1665: Der charismatische Schürzenjäger Joseph Côté (Guillaume Lemay-Thivierge) hat mit der falschen Dame angebandelt und wird für sein unzüchtiges Schäferstündchen zum Tode durch den Strick verurteilt. In letzter Sekunde entkommt der gewiefte Weiberheld jedoch dem Galgen. Auf seiner Flucht stolpert er über die entstellte Leiche eines Jesuiten-Paters. Da ihm seine Verfolger dicht auf den Fersen sind, beschließt Côté die Identität des Toten anzunehmen und seinen Häschern so ein Schnippchen zu schlagen. Schon bald landet er in einem winzigen Nest in den Wäldern um Quebec, wo ihn die Bewohner aufgrund seiner Verkleidung für den Geistlichen Brind'amour halten – einen berüchtigten Werwolf-Jäger. Da die Gemeinde gerade zufällig mit einem ernsten Werwolfproblem zu kämpfen hat, kommt der Überraschungsgast nicht ungelegen. Tatsächlich wird der falsche Pater schon in der ersten Nacht mit einem der Biester konfrontiert. Doch das soll erst der Anfang sein...

    „Hair Of The Beast" beginnt mit einer Einführung des Protagonisten Joseph Côté, der auch sofort als Sympathieträger funktioniert. Einige treffende Gags sowie das stimmungsvolle Setting schüren die Hoffnungen auf einen charmanten wie witzigen Werwolf-Film. Tatsächlich können die ersten 40 Minuten weitestgehend überzeugen. Zwar vollführt der Kanadier keine großen Sprünge, handwerklich ist das aber alles solide. Auch der stimmungsvolle Score fügt sich passend in den Film ein und Kameramann Steve Asselin liefert atmosphärische Impressionen aus den weiten Wäldern Kanadas. Bis zu diesem Zeitpunkt kann die Mixtur aus Komödie, Abenteuer- und Kostümfilm sogar richtig unterhalten. Was zum spaßigen Kinoabend nun noch fehlt, ist die maßgeschneiderte Einführung des namensgebenden Protagonisten, des grimmigen Wolfsmenschen.

    Doch gerade der Werwolf-Plot entpuppt sich bald als völliger Rohrkrepierer. In den Momenten, in denen gute Horrorgeschichten eigentlich ihre Spannung aufbauen, plätschert „Hair Of The Beast" völlig inhaltsleer vor sich hin. Gänsehaut- oder Schockmomente sind Mangelware, auf überraschende Wendungen in der Handlung wartet man vergeblich. Nette Ideen, wie zum Beispiel eine Kruzifixe verschießende Handfeuerwaffe, werden nur kurz aufgegriffen und verschwinden dann wieder sang- und klanglos in der Ideenschublade. Im letzten Drittel verfährt sich Regisseur Philippe Gangons dann aber vollends im Genre-Gewirr. Romanze, Abenteuerfilm oder doch Horror? Alles und nichts! Der endgültige Todesstoß für den Film erfolgt dann mit dem Auftritt der CGI-Bestie. Die obligatorische Verwandlungsszene, ein von Genre-Fans immer ganz besonders herbeigesehnter, aber auch kritisch beäugter Moment, entpuppt sich als absurde Lachnummer. Spätestens jetzt ist der letzte Rest Spannung dahin und als dann auch noch ein stümperhaft choreografiertes Degenduell folgt, ist das Debakel komplett.

    Fazit: Es ist bewundernswert, dass sich Hauptdarsteller Guillaume Lemay-Thivierge trotz eines Feuerwerks an peinlichen Szenen keine Blöße gibt – seine sympathische Darstellung des durchtriebenen Lebemanns ist es dann auch, die von Phillipe Gagnons Horror-Thriller „Hair Of The Beast" am ehesten in guter Erinnerung bleibt. Mit dem Rest hat sich der Regisseur ganz sicher keinen Gefallen getan – vorausgesetzt, sein irrer Werwolf-Mix avanciert nicht nach und nach zum Trash-Geheimtipp.

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