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    About Last Night
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    About Last Night
    Von Carsten Baumgardt

    Wenn man den Unterschieden zwischen David Mamets 1974er Theaterstück und seinen beiden Verfilmungen zu Leibe rücken möchte, reicht ein Blick auf die Titel schon fast aus: Was auf der Bühne unverblümt als „Sexual Perversity In Chicago” zu sehen war und ist, wurde auf der Leinwand zweimal zum harmlos-unverbindlichen „About Last Night“. Und so reden Dampfplauderer Kevin Hart und seine Mitstreiter nun in Steve Pinks afroamerikanisch besetzter Neuverfilmung ähnlich schlüpfrig daher wie das Brat-Pack-Quartett Demi Moore, Rob Lowe, James Belushi und Elizabeth Perkins in Edward Zwicks erster Filmadaption von 1986 (deutscher Titel: „Nochmal so wie letzte Nacht“), aber im Gegensatz zu Mamets vor bitteren und zynischen Pointen strotzender Bühnenvorlage besitzt der neue „About Last Night“ ein Herz mit Zuckerguss. Letztlich weicht Pink mit seiner frivol-romantischen Komödie kaum von den üblichen Hollywood-Genre-Konventionen ab, die sympathischen Hauptdarsteller sorgen aber immerhin für ansprechende Unterhaltung.

    Die Singles Danny (Michael Ealy) und Debbie (Joy Bryant) werden von ihren jeweils besten Freunden, dem wilden Paar Bernie (Kevin Hart) und Joan (Regina Hall), in einem Club in Los Angeles zu einem Date zusammengebracht – ohne dass es funkt. Das denken zumindest Bernie und Joan, denn als die versuchen, auf der Toilette des Ladens besoffen Sex zu haben, fliehen Danny und Debbie vor den liebestollen Freunden. Auf dem Heimweg kommen sich die beiden doch aber doch noch näher. Bereits wenige Wochen später zieht Debbie bei ihrer bisherigen Mitbewohnerin Joan aus und bei Danny ein, während sich Bernie und Joan nach ständigen Streitereien längst getrennt haben. Das Krawallpaar kann allerdings auch nach dem offiziellen Ende der Beziehung einfach nicht voneinander lassen und kriegt sich dabei immer wieder in die Haare. Bei Danny und Debbie wiederum stellt sich bald Routine ein und auch diese frische, scheinbar perfekte Beziehung bekommt erste Risse.

    Steve Pink und seine Drehbuchautorin Leslye Headland („Die Hochzeit unserer dicksten Freundin“) stützen sich bei ihrer Neuverfilmung mehr auf das Skript zu Edward Zwicks erster Kinoadaption (vor der sie sich in einer netten Szene explizit verbeugen) als auf die Urversion von David Mamet. Aber insgesamt sind sie von dem 80er-Jahre-Feeling des heute etwas angestaubt wirkenden und weitgehend in Vergessenheit geratenen „Nochmal so wie letzte Nacht“ genauso weit entfernt wie von den messerscharfen Zynismussalven des Autors von „Glengarry Glen Ross“, die in ihrem optimistischen, lebens- und liebesbejahenden Film keinen Platz haben. Trotzdem gehören die spritzigen Dialoggefechte (vor allem zwischen Bernie und Joan) auch in ihrer Version zu den Stärken, wobei die Verlegung der Handlung von Chicago nach Los Angeles und zugleich von einem weißen in ein schwarzes Milieu etwas beliebig wirkt und keinen erzählerischen Mehrwert bekommt. So wird der Stoff zu einer gefälligen, aber harmlosen romantischen Komödie glattgebügelt.

    Die vier Hauptdarsteller Michael Ealy, Joy Bryant, Kevin Hart und Regina Hall bilden ein interessantes Quartett reizvoller Gegensätze: Plaudertasche Hart („Ride Along“), nach jetzigem Stand der einzige potenzielle Superstar im Bunde, variiert seine Paraderolle des Schnellredners, der keinen Punkt und kein Komma kennt. Dazu ist Regina Hall („Gesetz der Rache“) als notorisch überdrehte Nudel die ideale Ergänzung, denn trotz aller komödiantisch ausgereizter Albernheiten finden sich in ihrem Zusammenspiel immer wieder ernste Momente von Erkenntnis und tieferer Wahrheit. Das Duo Michael Ealy („2 Fast 2 Furious“) und Joy Bryant („Spider-Man 2“) ist im Vergleich weit konventioneller angelegt und mag für seine Rollen schon etwas zu alt sein, aber die Chemie stimmt und das ist für ein (Leinwand-)Liebespaar immer noch das Wichtigste. Regisseur Pink akzentuiert den Kontrast zwischen dem romantischen Traumpaar und dem keifenden Proll-Pärchen immer wieder mit flotten Parallelmontagen, trotzdem kommt es im dahinplätschernden Mittelteil zu kleineren Längen.

    Fazit: Steve Pinks zeitgenössisches Remake von Edward Zwicks 80er-Jahre-Unikat „Nochmal so wie letzte Nacht“ ist eine sympathisch-amüsante romantische Komödie mit schlüpfrigem Wortwitz, wobei die gut aufgelegten Darsteller einige Längen und Klischees überspielen müssen.

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