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    Journey Of Love
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Journey Of Love
    Von Stefan Dabrock

    Zeitreisen, das klingt nach Wurmlöchern, Paradoxien, komplizierten physikalischen Theorien und Science-Fiction. Aber der Begriff strahlt auch eine Magie aus, die eng mit dem Wesen des Kinos verknüpft ist: die Chance, unmöglich erscheinende Dinge wahr werden zu lassen. Debütregisseur Colin Trevorrow ist sich dieser Wirkung bewusst und so gelingt es ihm, die verschroben-romantische Komödie „Journey Of Love“ jenseits langweiliger Konventionsware mit dem Zauber der Sehnsucht anzureichern, ohne in übertrieben kitschigen Gefühlswallungen zu versinken.

    Darius (Aubrey Plaza) ist zwar wunderhübsch, aber ihr rauer Außenseitercharme steht ihr immer wieder im Weg. Gegenwärtig arbeitet sie als Praktikantin beim Seattle-Magazine und wird für Hilfsarbeiten missbraucht. Als der hallodriartige Journalist Jeff (Jake Johnson) der Magazinchefin Bridget (Mary Lynn Rajskub) eine Geschichte schmackhaft macht, eröffnet sich Darius die Möglichkeit, aus dem langweiligen Bürotrott herauszukommen. Gemeinsam mit dem verklemmten Praktikanten Arnau (Karan Soni) machen sich Jeff und Darius auf den Weg in ein kleines Nest an der Pazifikküste, um den Urheber einer seltsamen Zeitungsannonce aufzuspüren. Der Unbekannte sucht eine/n Partner/In für Zeitreisen, Waffen sind selbst mitzubringen und die Sicherheit ist nicht garantiert. Während Jeff den Trip hauptsächlich nutzt, um mit seiner alten Flamme Liz (Jenica Bergere) anzubandeln, gewinnt Darius das Vertrauen des schrägen Supermarktangestellten Kenneth (Mark Duplass), der hinter dem Inserat steckt. Im Laufe der Arbeit kommen sich die beiden immer näher, wobei die große Frage bleibt: Kann Kenneth wirklich in der Zeit reisen?

    Colin Trevorrow hält in seinem ersten Langspielfilm die Antwort auf die Frage, ob Kenneth wirklich Zeitreisen kann, bis zum Schluss zurück. Er macht sich die menschliche Neugier zu Nutze und spielt den Trumpf des merkwürdigen Inserats in Verbindung mit dem magischen Zauber aus, der durch die Zeitreisethematik entsteht. Geschickt streut er zwischendurch kleine Szenen ein, in denen Kenneth andeutet, dass er sich intensiv mit den physikalisch-theoretischen Voraussetzungen für sein Vorhaben beschäftigt hat. So vermischt Trevorrow verschrobenen Spleen mit wissenschaftlichen Aspekten zu einer wundersam offenen Erzählung, in der eine Zeitreise von Kenneth und Darius tatsächlich möglich erscheint. Da beide Außenseiter in ihrem jeweiligen Umfeld sind, wirkt das geplante Experiment nicht nur wie ein spannender Spaß, sondern auch wie die Chance, in eine bessere Realität ausbrechen zu können. Neugier und Sehnsucht verschmelzen dabei zu einer emotional aufgeladenen Startrampe, von der aus Kenneth und Darius die Grenzen ihrer bekannten Welt verschieben wollen. Es geht um Aufbruch und die Suche nach dem persönlichen Glück, zwei zutiefst menschliche Themen voller Faszination und Wärme.

    Die Hauptdarsteller Aubrey Plaza („Die To-Do Liste“) und Mark Duplass („Zero Dark Thirty“) nehmen diese Vorgabe auf, ohne in kitschige Sentimentalität abzugleiten. Das liegt an der leicht linkischen Unsicherheit, die sie ihren Figuren verleihen. Obwohl sich langsam aber sicher eine emotionale Beziehung zwischen Kenneth und Darius aufbaut, lassen sie sich nie vom Sog der Ereignisse vollständig übermannen. So entsteht ein Wechselspiel aus Begeisterung und Nähe und Vorsicht, das zwar auf den spannenden Schlusspunkt zugetrieben wird, aber auch bei den Gefühlen über weite Strecken offen bleibt. Der Motor des Films sind die im Hintergrund lauernden Möglichkeiten, die sich aus der seltsamen, aber immer glaubwürdiger werdenden Zeitreisethematik ergeben. Diese Stimmung erfasst auch die nuanciert gestalteten Nebenfiguren, die innerlich reifen. Das gilt sowohl für Jeff, der überraschenderweise vom Witzereißer ohne Sinn für Ernst zu einem Ratgeber wird, als auch für Arnau, der nach einem Stups einen Schritt aus seiner Zurückhaltung wagt. Am Ende sind die Probleme zwar nicht gelöst, aber der Raum für weitere Entwicklungen wurde auf magische Weise geöffnet.

    Fazit: In „Journey Of Love“ würdigt Colin Trevorrow den Wunsch, Träume zu verwirklichen und so dem Leben den Schwung für eine bessere Zukunft zu geben. Dabei gelingt ihm eine höchst charmante und unbedingt sehenswerte Komödie. Für den Regisseur selbst wurde „Journey Of Love“ übrigens auch der Auftakt in eine neue Zukunft. In Hollywood fand der Film viele begeisterte Fans – unter anderem George Lucas und Steven Spielberg – und Trevorrow konnte sich vor Angeboten nicht mehr retten. So macht der Jungregisseur nun „Jurassic World“, den vierten Teil der „Jurassic Park“-Reihe.

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