Sechs Monate lang haben die Filmemacher Paolo und Vittorio Taviani im Hochsicherheitstrakt des römischen Gefängnisses Rebibbia die Proben für Shakespeares „Julius Cäsar“ begleitet. Sie zeigen, wie sich die Häftlinge mit ihren Rollen identifizieren, sich für die Inszenierung engagieren und Parallelen zwischen dem Drama und ihrer eigenen Welt entdecken. Das zeitlose Bühnenstück vom englischen Barden William Shakespeare handelt von der Ermordung des Julius Cäsar durch eine Verschwörergemeinschaft, der auch einige seiner engsten Vertrauten angehören. Sie verhindern somit, dass Cäsar die Chance erhält, vom römischen Senat zum König gewählt zu werden. Marc Anton gelingt es in einer brennenden Rede, das Volk gegen die Verschwörer aufzubringen. In der Schlacht bei Philippi werden sie schließlich vernichtet. Brutus, ehemals engster Vertrauter Cäsars, wählt den Freitod und stürzt sich in sein eigenes Schwert, woraufhin er von Mark Anton als einzig ehrenwerter Angehöriger der Verschwörung gewürdigt wird.
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,0
solide
Cäsar muss sterben
Von Robert Cherkowski
Mit heutigen Maßstäben bemessen sind Shakespeares berühmteste Antihelden echte Härtefälle. Man denke nur an Titus Andronikus, der eine Mutter das Fleisch ihrer Söhne kosten ließ, oder Macbeth, den fiesen Meuchelmörder, der für die Macht bald alle Hemmungen fallen ließ. Auch der Dänenprinz Hamlet schreckte vor kühl kalkuliertem Mord nicht zurück. Beim besten Willen und dem größten Respekt vor ihrem literarischen Status: Die Protagonisten des englischen Dichterfürsten gehören in den Knast und der Schlüssel weggeschmissen. Für besonders schräge Figuren ist das Gefängnis wiederum genau der richtige Ort, um den Künstler in sich zu entdecken. Fjodor Dostojewski, der französische Unzuchtspoet Jean Genet („Querelle") und der gemeingefährliche britische Schläger „Bronson", der hinter schwedischen Gardinen den Aktionskünstler und Zeichner in sich entdeckte – sie alle wurden von Einsamkeit und räum
Das Regie Brüderpaar Paolo und Vittorio Taviani gewann 2012 mit "Cäsar muss sterben" den Hauptpreis der 62. Berlinale-Filmfestspiele. Zuletzt ging ein goldener Bär für den besten Film 1991 nach Italien. Damals erhielt Marco Ferreri den Preis für "Das Haus des Lächelns".