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    Reine Nervensache
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Reine Nervensache
    Von Carsten Baumgardt

    Robert De Niro, für viele der beste Schauspieler der Welt, führte mit dem Box-Office-Hit „Reine Nervensache“ den Imagewandel weiter, den er mit Meine Braut, ihr Vater und ich begonnen hatte und der ihn mit dem Sequel Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich zu seinem größten kommerziellen Erfolg führen sollte. Harold Ramis’ vergnügliche Mafia-Komödie lebt von ihren parodistischen Zügen und unterhält dabei erstaunlich gut. Die launige, aber überflüssige Fortsetzung Reine Nervensache 2 hätte sich De Niro allerdings besser verkniffen.

    Mafia-Boss Paul Vitti (Robert De Niro) gibt in der New Yorker Unterwelt den Ton an, doch er hat Feinde. Nach einem Attentat, dem er nur knapp entgeht, ist er nicht mehr derselbe: Paul kann nicht mehr schlafen, bekommt Angstzustände, vernachlässigt Frau, Kinder und Geliebte. Durch einen Zufall trifft er auf den gescheiten, aber unterforderten Psychiater Ben Sobol (Billy Crystal) und marschiert samt Leibwächter Jelly (Joseph Viterelli) in Sobols Praxis, um von den Angstzuständen kuriert zu werden. Obwohl Ben Angst vor dem stadtbekannten Gangster hat, lehnt er es zunächst ab, ihn zu behandeln, steht doch seine Hochzeit mit der TV-Journalistin Laura (Lisa Kudrow) kurz bevor. Sobol versteht jedoch schnell, dass sich ein Paul Vitti nicht abweisen lässt. Dem Seelenklemptner bleiben zwei Wochen bis zu einem Treffen der Unterweltbosse, um den angeschlagenen Mafia-Boss wieder zu alter Nervenstärke zu verhelfen.

    Regisseur Harold Ramis („Und täglich grüßt das Murmeltier“) begeht in „Reine Nervensache“ nicht den Fehler, moralische Werte oder Botschaften transportieren zu wollen, sondern setzt voll auf die Eigendynamik, die sich aus der Ausgangssituation entwickelt. Allerdings macht er am Ende doch seine Konventionen an das brave Mainstreamkino und scheut sich davon, die Story konsequent zuende zu spielen - Bekehrung zu Guten statt Heilung im herkömmlichen Sinne der Ausgangssituation.

    Der Film bezieht seinen köstlichen Witz aus der absurden, völlig überspitzten Gegenüberstellung von Normalbürger und Klischee-Mafiosi, der aus der Art schlägt. Als Glücksfall erweist sich das exzellente Hauptdarsteller-Gespann: Robert De Niro und Billy Crystal brennen ein wahres Feuerwerk an Situationskomik und Wortwitz ab. De Niros Befürchtung sich selbst zu parodieren, erweist sich als unbegründet, zieht er seine Person doch nie ins Lächerliche, sondern legt die Figur des Paul Vitti eher als vergnügliche Hommage an seine großen Mafia-Rollen in Meilensteinen wie Der Pate II, Es war einmal in Amerika, GoodFellas und Casino an. Billy Crystal entfaltet sein ganzes schauspielerisches Potential und lässt sich von De Niro nicht an die Wand spielen, sondern harmoniert ausgezeichnet mit der Schauspiellegende. Im cleveren Finale, das alle Handlungsfäden zusammenführt, darf Crystal sogar eine urkomische Solo-Nummer abliefern.

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