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    Officer Down - Dirty Copland
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Officer Down - Dirty Copland
    Von Robert Cherkowski

    Spätestens seit den 70ern und Produktionen wie „French Connection", „Dirty Harry" oder „Die Seven-Ups" verschwammen im Copfilm auf der Seite des Gesetzes regelmäßig die Grenzen zwischen Gut und Böse. Korruption, Machtmissbrauch und Gewalt gegen Unschuldige sind seitdem ein fester Bestandteil vieler Genrefilme. Die besten unter ihnen sind moralische Standortbestimmungen von erdrückender Klarheit: „L.A. Confidential", „Helden der Nacht", „Training Day", „Dark Blue" oder „Rampart" sind nicht nur Unterhaltungsfilme, sondern auch Fragestellung zum Für und Wider polizeilicher Gewaltausübung. Eine solche Messlatte an jede ähnliche Genre-Produktion zu legen, wäre nun verfehlt. Regisseur Brian A. Miller hat mit seinem schematischen, voller Klischees steckendem Copthriller „Officer Down" allerdings weder etwas zu sagen noch kann er mit knackiger Action unterhalten.

    Im tagtäglichen Verbrechenskampf den Kopf über Wasser zu halten ist für den gestressten Cop David Callahan (Stephen Dorff) schon schwer genug. Sich dabei nicht die Hände schmutzig zu machen, ist jedoch nahezu unmöglich. Längst verfolgt der Polizeiapparat seine ganz eigene Agenda und so haben sich die Cops mit dem Blut der Schuldigen und Unschuldigen beschmutzt. Während die mächtigen Strippenzieher wie Captain Verona (James Woods) versuchen, ihren Jungs den Rücken zu decken, zerbrechen diese oft an der Last ihrer Verfehlungen. So ergeht es auch David. Vor einem Jahr wurde er bei einer grandios verpatzten Verhaftung niedergeschossen. Er überlebte nur knapp und hat keinerlei Erinnerungen an seine Schicksalsnacht. Dann tritt der mysteriöse Sergei (Zoran Radanovich) in sein Leben und berichtet ihm, dass er es damals war, der Davids Leben rettete. Diese Tat jedoch soll nicht umsonst gewesen sein. Sergei will, dass David den Tod seiner Tochter, der Stripperin Zhanna (AnnaLynne McCord), aufklärt. Erst dann will Sergei ihm die wahren Umstände der damaligen Schießerei offenbaren. David macht sich an die Arbeit – und muss sich dabei bald mit hochrangigen Polizisten anlegen...

    Wer eine actionreiche Hatz durch finstere Hinterhöfe, schummrige Spelunken und die Straßenschluchten des Großstadtdschungels erwartet, wird mit „Officer Down" nicht glücklich werden. Regisseur Brian A. Miller liefert von allem ein bisschen, jedoch nichts mit Überzeugung. Wenn es hart auf hart kommt, dann geschieht es schnell und ohne Finesse. Statt fetziger Schlägereien gibt es beschauliche Rempeleien. Und eine spätere Verfolgungsjagd ist so unübersichtlich gestaltet und geschnitten, dass die Actioneinlage eher irritiert statt aufputscht. Statt eines Action-Reißers schwebte Miller ohnehin wohl eher ein von Handlung und Ermittlung vorangetriebener Thriller mit Drama-Einschlägen vor: Ein ausgebrannter Bulle versucht einen Fehler im System zu beheben, den der übermächtige Apparat in seinem Rücken lieber vertuschen möchte. Allerdings macht der Geschichtenerzähler Miller kaum einen besseren Job als der Actionregisseur Miller. Ohne zündende Idee und dramaturgischen Drive werden schlichtweg altbekannte Versatzstücke und Klischees neu angeordnet. Auch die plakative Rückblendenstruktur samt Schwarz-Weiß-Filter bringt die Geschichte nicht voran, sondern versucht nur zu kaschieren, dass eigentlich nichts passiert.

    Immerhin verfügt Miller in Sachen Besetzung über ein gutes Blatt, das er routiniert ausspielt. Und das, obgleich hier arges Typecasting betrieben wurde und die Beteiligten ihre Rollen wohl schon im Halbschlaf spielen könnten. Stephen Dorff mag zwar nicht sonderlich wandlungsfähig sein, dafür aber charismatisch, das hat er in Sofia Coppolas „Somewhere" unter Beweis gestellt. Hier gibt er den strauchelnden Good Guy in einer bösen Welt und bekommt reichlich Gelegenheit, gequält dreinzuschauen und am Druck des Cop-Lebens zu verzweifeln. Neben ihm gibt sich Stephen Lang die Ehre, der einfach seine vorigen Rollen aus „Avatar" und „Public Enemies" weiterspielt und einen wahrlich granitharten Hund vom Dienst gibt. Auch muss der grandiose Schmierlappen-Mime James Woods („Es war einmal in Amerika") nur einmal sein Gesicht in die Kamera halten und man weiß, dass dieser Kerl Dreck am Stecken hat. Die Präsenz von „Justified"-Star Walton Goggins („Django Unchained") beschränkt sich dagegen nur auf einen besseren Cameo-Auftritt, den der schneidige Mime mit dem Hillbilly-Charme allerdings gekonnt absolviert.

    Ein routinierter Cast ist jedoch kein Ersatz für dreidimensionale Rollen mit echten Motivationen und Seelenleben. Genau das geht den Figuren hier ab und dabei haben die Männer sogar noch Glück. Die Frauenwelt ist nicht nur unterrepräsentiert, sondern beschränkt sich in jeder Hinsicht auf Abziehbilder und menschliche Platzhalter eines reichlich sexistischen Skripts. Hier gibt es brave Hausmütterchen wie Davids Frau (Kaitlyn Black) oder Stripperinnen und Lustobjekte wie wie Katya (Kamaliya). Diese können dem Rollenkorsett des heißen Fegers jedoch auch erst dann entkommen, wenn sie misshandelt werden und somit in dieser ärgerlich reaktionären Weltanschauung von der Hure zum „gefallenen Mädchen in schlechter Gesellschaft" aufsteigen. Empathie ist dabei, wie vieles in „Officer Down", bloße Behauptung – statt emotionaler Fallhöhe gibt es Posen, statt Handlungstiefe lediglich umständliche Erzählmanöver.

    Fazit: „Officer Down" ist ein unspektakulärer und unmotiviert wirkender Polizeifilm von der Stange, der weder als bleihaltiger Actionthriller, noch als finster-vergrübeltes Männerdrama funktioniert.

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