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    Pitch Perfect 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Pitch Perfect 2
    Von Thomas Vorwerk

    Vor allem in Hollywood grassiert seit langem eine Krankheit namens „Sequelitis“:  Jeder nur halbwegs erfolgreiche Film bekommt scheinbar eine Fortsetzung und nicht selten wirken diese, als hätten die Marketing-Abteilungen jeden kreativen Gedanken zugunsten der ebenso einfachen wie einfallslosen Maxime „mehr vom Gleichen“ verworfen. So sind viele Sequels eigentlich so etwas wie maskierte Remakes: Wie beim Essen in einem Fast-Food-Restaurant soll am besten alles genauso schmecken wie es der Konsument bereits gewohnt ist. Ganz nach diesem Rezept funktioniert auch die musikalische Komödie „Pitch Perfect 2“, mit der die Schauspielerin Elizabeth Banks („Die Tribute von Panem“) ihr Regiedebüt gibt. Die Mischung aus frechem Witz, viel Musik und Frauenpower bescherte den Machern von „Pitch Perfect“ im Fahrwasser des TV-Erfolgs „Glee“ einen Überraschungshit. Nun kehren nicht weniger als 17 Darsteller des ersten Films zurück, um den Spirit der amüsanten A-cappella-Sause wiederaufleben zu lassen. Das gelingt sogar recht gut, aber überraschend ist an diesem 1:1-Neuaufguss natürlich kaum noch etwas.

    Drei Jahre nachdem die Mädels der Barden Bellas sich beim A-cappella-Wettsingen gegen die traditionell männliche Konkurrenz durchsetzen konnten, durchlebt ihre Unigesangsgruppe ein Fiasko, als Fat Amy (Rebel Wilson) bei einem Auftritt (im Publikum ist auch US-Präsident Obama) versehentlich ihren Unterkörper entblößt. Im Anschluss an den Vorfall werden die Bellas vom nationalen A-cappella-Verband suspendiert. Eine Lücke in den Regularien ermöglicht es dem Team jedoch, bei der WM in Dänemark gegen die favorisierte deutsche Formation Das Sound Machine (!) anzutreten. Auf dem Weg dorthin gibt es allerdings allerlei Komplikationen: Beca (Anna Kendrick) vernachlässigt ihre Pflichten als Arrangeurin, weil sie in der Hoffnung auf ihren persönlichen Durchbruch ein (geheimes) Praktikum bei einem Musikproduzenten absolviert, Neuzugang Emily (Hailee Steinfeld) fällt dem schüchternen Aushilfsmagier Benji (Ben Platt) ins Auge und Fat Amy ringt mit sich, ob sie einer „richtigen“ Beziehung mit ihrem Fuck Buddy Bumper (Adam DeVine) eine Chance geben soll.

    Der große Handlungsbogen entspricht mit nur minimalen Abweichungen dem von „Pitch Perfect“: Abermals gibt es früh im Film einen nicht offiziellen „Geheim“-Wettbewerb, bei dem es nach ganz speziellen, etwas absurden Regeln um die Ehre geht, ehe dann alles auf das finale Duell mit scheinbar übermächtigen Konkurrenten hinausläuft. Ob bei den albernen Improvisationen im Untergrund oder den ausgefeilten Choreographien auf der großen Bühne: Die Musiknummern sind einmal mehr alles andere als realistisch angelegt und wenn etwa aus einem vermeintlichen Duett weitaus mehr als nur zwei Stimmen herauszuhören sind, dann geht es einzig um die best- und größtmögliche unmittelbare Wirkung. Für Feinheiten mag hier wenig Platz bleiben, aber das Ergebnis ist oft mitreißend. Schon der eröffnende Auftritt vor Obama und Co. gibt mit dem Mash Up von Hits wie „Wrecking Ball“ und „Timber“ den Ton vor und auch in der Folge steht gutgelauntes Charts-Plündern im Mittelpunkt. So geht es inhaltlich zwar zentral um die Kreativität der Bellas, aber die Anfangspassage der Eigenkomposition namens „Flashlight“ erinnert dann doch wieder äußerst stark an „Titanium“ aus dem ersten Film.

    Auch abseits der Musikeinlagen wird auf Bewährtes gesetzt. Das dauerkommentierende Moderatorenduo Gail (Elizabeth Banks) und John (John Michael Higgins) ist wieder mit jeder Menge ätzenden Bemerkungen und sexuellen Anspielungen zur Stelle und legt noch einen Zahn zu, die diversen amourösen Verwicklungen werden eher ironisch als romantisch erzählt und die oft wirklich lustigen Pointen werden gern bis zum Überdruss oder kurz davor strapaziert. So werden Länderklischees sowohl bei einem neuen Mitglied der Bellas aus Mittelamerika als auch bei den deutschen Erzrivalen von Das Sound Machine genüsslich ausgewalzt. Die blonden Recken mit ihren Netzhemden und dem seltsamen Akzent haben mit Deutschland natürlich herzlich wenig zu tun, der Spaß bleibt rein oberflächlich. Ähnlich totgeritten wird auch der Vorfall mit Fat Amys (selbstverständlich nie zu sehender) Intimbehaarung, der zu einem nationalen Skandal stilisiert wird. „Pitch Perfect 2“ ist tatsächlich ganz wie „Pitch Perfect“ – nur etwas lauter.

    Fazit: Der unterhaltsame, aber nur minimal originelle „Pitch Perfect 2“ ist mehr eine Neuauflage als eine Fortsetzung des Überraschungserfolgs.

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