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    Aschenbrödel und der gestiefelte Kater
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Aschenbrödel und der gestiefelte Kater
    Von Christian Horn

    Die Zukunft des Kinos heißt „MiKi“ – Mitmachkino! Das wünschen sich wohl zumindest die Verantwortlichen der Märchenfilm GmbH, die mit „Aschenbrödel und der gestiefelte Kater“ einen Mitmach-Kinofilm produziert haben – eine Art Event-Kino für Kinder, bei dem aktiv zum Klatschen und zu Zwischenrufen aufgerufen wird. Torsten Künstler, der bisher vor allem als Co-Regisseur und Regie-Assistent tätig war, unter anderem bei „Keinohrhasen“ und „Jesus liebt mich“, liefert eine etwas unausgegorene Mischung aus Spielfilmszenen und einer abgefilmten Theater-Performance, die vor allem ganz kleinen Kinobesuchern trotzdem Spaß machen dürfte.

    Der kleine Paul (Ezra Finzi) zieht mit seinen Eltern (Samuel Finzi und Marie-Lou Sellem) und dem Teddybären MiKi im Gepäck vom Land nach Berlin – und muss schweren Herzens sein geliebtes Baumhaus sowie die dort untergebrachte Sammlung an Märchenfiguren zurücklassen. In der Hauptstadt scheint zunächst alles trostlos und auch Märchen soll es hier nicht geben. Doch dann entdeckt Paul bei einem Streifzug durch die Nachbarschaft die Berliner Märchenhütte, wo in zwei Theaterstücken die Geschichten von Aschenbrödel (Claudia Graue) und dem Gestiefelten Kater (Carsta Zimmermann) erzählt werden.

    Die Rahmenerzählung ist nur das lose Konstrukt für den eigentliche Clou des Films: die (inter-) aktiven Elemente: In regelmäßigen Abständen erscheint Pauls Teddybär unten rechts auf der Leinwand und motiviert das Publikum zum Mitmachen. So sollen und dürfen die Kinder an einigen Stellen klatschen oder singen, das Geschehen laut kommentieren oder eine kleine Choreographie tanzen. Mit einer Laufzeit von nur einer knappen Stunde und einem Kinostart am 20. November 2013 ist „Aschenbrödel und der gestiefelte Kater“ so offensichtlich für einen kurzen, nachmittäglichen herbstlichen (oder auch vorweihnachtlichen) Familienausflug ins Lichtspielhaus konzipiert, wo die Kleinen sicher ihren Spaß haben werden.

    Andererseits dürften sich zumindest die in der deutschen Hauptstadt lebenden Eltern fragen, warum sie nicht gleich die Märchenhütte im Berliner Monbijoupark besuchen. Dort wurden die beiden Theaterauftritte abgefilmt und diese sind definitiv das Highlight des Kinderfilms. Die Theaterschauspieler treten jeweils in mehreren Rollen auf und improvisieren auf charmante Weise die bekannten Vorlagen der Gebrüder Grimm. Mit großer Spielfreude und Fantasie setzten die Macher der Berliner Theaterhütte die Geschichten dabei fast ohne Requisiten um. Die direkte Ansprache des Publikums und die Aufforderung zur Partizipation sorgen selbst beim indirekten Weg über die Kinoleinwand noch für Begeisterung. Wer allerdings schon einmal in der Märchenhütte war, weiß, dass eine Live-Aufführung, wo auch die Schauspieler noch einmal spontan reagieren können, dort noch einmal lebendiger ist.

    Fazit: „Aschenbrödel und der gestiefelte Kater“ ist ein Kinderfilm, der das Publikum zum Mitmachen animiert. Das macht durchaus Spaß, weil die im Mittelpunkt stehende Aufführung zweier Theaterstücke gefällt, während die Rahmenhandlung fast schon überflüssig ist. An den Besuch eines Kindertheaters wie der Märchenhütte kommt der Film trotzdem nicht heran.

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