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    Love Eternal - Auf ewig Dein
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Love Eternal - Auf ewig Dein
    Von Asokan Nirmalarajah

    Wenig an Brendan Muldowneys „Love Eternal – Auf ewig dein“ erinnert noch an „Savage“, den Debütfilm des irischen Autorenfilmers. Jener Low-Budget-Film war ein mit nervöser Handkamera gefilmtes, in atemloser Montage erzähltes Selbstjustizdrama über den psychischen Kollaps eines Durchschnittsbürgers nach einem Überfall durch eine Straßengang. Dieser drastischen Meditation über rechtsstaatliche Impotenz und männliche Aggression lässt Muldowney nun eine nicht minder spröde, aber ungleich sensiblere schwarze Komödie folgen. In der mal makabren, mal absurden Verfilmung des Romans „Loving the Dead“ von Kei Oishi ist nur noch Muldowneys grauweiße Farbpalette, seine Faszination für gesellschaftliche Außenseiter und nicht zuletzt der bitterböse Humor geblieben.

    Ian (Thomas Lambert) liebt es, im Freien herumzutoben. Doch nachdem er bei einem Ausflug den Tod seines Vaters erleben muss, ist die Bindung des Jungen zur Natur nachhaltig gestört. Sein Trauma wird noch verstärkt, als Ian die Leiche einer Schulkameradin im Wald findet, die sich erhängt hat. Verstört von seinen Begegnungen mit dem Tod sperrt sich der Rotschopf in seinem Zimmer ein und verlässt es kaum noch. Er treibt sich in Suizidforen im Internet herum und setzt sich auch sonst intensiv mit dem Thema Freitod auseinander. Als auch seine Mutter stirbt, ist Ian (nun gespielt von Robert de Hoog) 26, reich, jedoch ohne jede menschliche Bindung, so dass er beschließt sein Leben zu beenden. Doch sein Suizidversuch wird vom Freitod einer ganzen Familie unterbrochen. Ian erkennt seine Berufung und agiert fortan als Wegbegleiter für traurige Frauen mit Todessehnsüchten. Doch dann verliebt er sich in Naomi (Pollyana McIntosh), die eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen hatte.

    Besonders die erste halbe Stunde von „Love Eternal“ unterstreicht das große Talent Brendan Muldowney, der die Handlung der japanischen Buchvorlage von Ken Oishi („Ju-on – The Grudge“) in eine anonyme europäische Stadt verlegt hat. Die Anfangsszenen des Films sind dabei so herausragend, dass alles was darauf folgt, fast schon zwangsläufig enttäuschen muss. Der präzise fotografierte, dicht inszenierte Prolog etabliert die seltsame, amüsant-makabre Grundstimmung des Films, die sich zwischen groteskem Humor und unendlicher Melancholie bewegt. Ians bedrückende Wandlung vom lebenslustigen Knaben zum emotionslosen Stubenhocker, der versucht sich in seinem Auto das Leben zu nehmen, wird mit einfachen, aber clever eingesetzten filmischen Mitteln inszeniert. Diesem wunderbar düsteren Einstieg folgen etliche unerwartete Wendungen, bis Ian das erste Mal das Wort an einen anderen, wenn auch bereits toten Menschen richtet. So fesselnd, ja geradezu hypnotisch die schräge Tragikomödie bis hierhin ist: Fortan nimmt die Intensität kontinuierlich ab.

    Die stimmungsvollen Bilder von Kameramann Tom Comerford, der mit Muldowney schon bei dessen Langfilmdebüt sowie mehreren Kurzfilmen zusammengearbeitet hat, und die eigenwillig verstörende Musik des Komponisten Bart Westerlaken („Daglicht“) können die ungewöhnlich Stimmung des Films zwar über die gesamte Länge aufrecht halten, doch die anfangs so wunderbar unberechenbare Handlung schlägt bald immer konventionellere Pfade ein. Die typisch japanische Auseinandersetzung mit dem Freitod, der Einsamkeit der Hinterbliebenen und den nekrophilen Neigungen des Protagonisten kippt zunehmend in eine weniger aufregende, nicht durchweg überzeugende Liebesgeschichte zwischen dem eher scheuen Ian und seiner willensstarken Zufallsbekanntschaft Naomi. So bleiben von „Love Eternal“ am stärksten der brillante Beginn und die ungewöhnliche Herangehensweise an ein ernstes Thema in Erinnerung.

    Fazit: Brendan Muldowneys „Love Eternal – Auf ewig dein“ beginnt brillant, verliert im weiteren Verlauf jedoch viel von seiner Originalität. Dennoch ist die melancholische schwarze Komödie ein sehenswerter Film über Suizid, den Tod und vor allem das Leben.

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