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    Überflieger - Kleine Vögel, großes Geklapper
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Überflieger - Kleine Vögel, großes Geklapper
    Von Asokan Nirmalarajah

    An Pixar führt kein Weg vorbei. Weder für das animationsbegeisterte Publikum weltweit noch für die internationale Trickfilm-Konkurrenz: Die Werke der mittlerweile unter dem Dach von Disney tätigen Pioniere des Computeranimationsfilms setzen den Maßstab. Da verwundert es nicht, dass auch europäische Animationsfirmen auf die kalifornischen Oscar-Abonnenten schielen und sich an deren Erfolgen orientieren. So wirkt nun die deutsch-belgisch-luxemburgisch-norwegische Co-Produktion „Überflieger – Kleine Vögel, großes Geplapper“ wie eine luftige Road-Movie-Variante des Pixar-Superhits „Findet Nemo“, der jüngst mit „Findet Dorie“ fortgesetzt wurde. In Toby Genkels und Reza Memaris auf der Berlinale 2017 in der Sektion Generation Kplus präsentierten Kinderfilm sucht nun ein frecher Spatz nach seiner Storchenfamilie, die in den Süden geflogen ist. An das große Vorbild kommt „Überflieger“ nicht heran, aber solide Familienunterhaltung bietet er allemal.

    Der Spatz Richard hat seine Eltern noch bevor er aus dem Ei schlüpfte beim Angriff eines Raubtiers verloren. Er wurde von einem Storchenweibchen gefunden und aufgezogen und glaubt, selbst ein Storch zu sein - nur mit andersfarbigen Federn und einer noch nicht ganz bewältigten Wachstumsstörung. Seine Zieheltern klären den Irrtum nicht auf, aber als die Störche im Winter zu ihrem Flug nach Afrika aufbrechen, wird der Adoptivsohn als nicht ausreichend flugtauglich eingeschätzt und zurückgelassen. Doch Richard will von einer Identitätskrise nichts wissen und bricht mutig auf Richtung Süden. Unterwegs erlebt er allerhand Abenteuer und macht die Bekanntschaft mit zwei exotischen Außenseitern: einer zu groß gewachsenen Zwergeule samt eines eingebildeten besten Freunds sowie einem Wellensittich mit besonders ausgeprägten Star-Allüren...

    Die Macher des ziemlich missglückten „Ooops! Die Arche ist weg…“ legen diesmal eine ordentliche Schippe oben drauf. Zwar übertreiben sie es ein wenig mit den oft arg naheliegenden Vogelwortspielen und an dem teils sehr unterschiedlichen technischen Niveau einzelner Szenen merkt man deutlich, an welcher Stelle Geld eingespart wurde (manche Momente sind so unscharf und konturenlos als wären sie nie über das Planungsstadium hinausgekommen) und wo die Produzenten tiefer in die Tasche gegriffen haben (viele aufwendige, schön gestaltete Landschaftsaufnahmen). Doch das sind Kritikpunkte, die bei „Überflieger“ nicht übermäßig stark ins Gewicht fallen. Der Film ist von einer durchweg positiven, toleranten Grundstimmung durchzogen und diese sympathische Ausrichtung macht einige Schwächen wett.

    Einfühlsam, wenn auch nicht immer subtil, wird von den oft traurigen Bemühungen von Außenseitern erzählt, gesellschaftsfähig zu werden. Über Richards Begegnungen mit ganz unterschiedlichen, aber immer vielschichtigen Nebenfiguren wird das Bild einer wahrhaft bunten Welt gezeichnet – und es werden die Gemeinsamkeiten deutlich, die alle verbinden. Dazu sind die gefiederten Gestalten oft ungemein witzig: von der zickigen Zwergeule über den selbstverliebten Wellensittich bis zu den auf Antennen rastenden Tauben, die direkt mit dem Internet und seinem ununterbrochenen Informationsfluss verbunden sind. In den besten Szenen wird „Überflieger“ zu einem komischen Road Movie über Freaks und Aussteiger, über schräge Typen, die dem versnobten (Storchen-)Establishment ein Plädoyer für Toleranz und Artenvielfalt entgegenhalten.

    Fazit: „Überflieger“ ist eine sympathisch-amüsante Trickfilm-Produktion aus Europa, die zwar hinter ihren US-Vorbildern zurückbleibt, doch Groß und Klein werden trotzdem ihren Spaß mit den witzigen Vögeln haben.

    Wir haben den Film im Rahmen der Berlinale 2017 gesehen, wo „Überflieger - Kleine Vögel, großes Geklapper“ in der Sektion Generation Kplus gezeigt wird.

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