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    Der letzte Sommer der Reichen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Der letzte Sommer der Reichen
    Von Petra Wille

    Der österreichische Schauspieler, Filmregisseur und Filmproduzent Peter Kern ist Stammgast bei der Berlinale. Zuletzt hat er dort 2012 „Glaube Liebe Tod“ vorgestellt. Drei Jahre später ist er mit seinem neuen Film dabei, von dem er selbst sagt, es geht um eine „sehr reiche Frau, die alles hat, nur die Liebe nicht“. Reichtum und Armut beschäftigen den Filmemacher schon lange, auf seiner Webseite findet sich ein Brecht-Zitat ganz oben: „Der Arme zum Reichen: 'Wenn du nicht reich wärst, wäre ich nicht arm.'“ Kern ist gleichzeitig ein großer Menschenfreund mit oft zärtlichem Blick auf seine Protagonisten. Obendrein ist er von großem Ekel vor dem Fernsehen und der verlogenen Welt erfüllt – und dabei ein Freund von drastischen Bildern und verschwenderischer Filmmusik. Auch in seinem satirischen Drama „Der letzte Sommer der Reichen“ sind diese Vorlieben wiederzufinden und es ist kein Zufall, dass neben Stücken von Mahler, Vivaldi, Mozart und anderen klassischen Komponisten diesmal vor allem Musik von Richard Wagner zu hören ist.

    Hanna von Stezewitz (Amira Casar) ist eine skrupellose Konzernchefin. Sie ist wohlhabend und erfolgreich und sie hat Macht über Menschen, Banken und die Politik. Dabei verachtet sie die meisten Leute, die sie trifft, da sie ihr nichts entgegenzusetzen haben. Ihr einziger Gegenpol ist ihr kranker, reaktionärer Großvater, den sie mittels eines Auftragsmörders aus dem Weg räumen will. Seine Krankenschwester, eine Nonne (Nicole Gerdon), ist nun die letzte Person, die sich ihr nicht unterwirft – was zu unerwarteten Emotionen und einer starken – auch sexuellen - Anziehung führt. Doch nun, da Hanna sich glücklich wähnt, trachtet ihr eine unbekannte Gestalt in Hut und Mantel nach dem Leben…

    Peter Kern, der die „Gesamtleitung“ innehatte, zeichnet mit gewohnt groben Pinselstrichen ein üppiges und überschwängliches Sittengemälde. Seine Kritik an den Zuständen, an den Reichen, der Politik, dem Kapital und der katholischen Kirche ist nachvollziehbar, könnte jedoch noch deutlich ätzender sein, einige Szenen sind regelrecht brav geraten. Dass wahre Liebe einen Menschen erweicht, ist zudem wirklich nichts Neues und wird in „Der letzte Sommer der Reichen“ auch nicht originell variiert. Am Schluss kommt es immerhin zu einer nicht ganz erwarteten Wendung, auch wenn die satirische Stoßrichtung im Prinzip den ganzen Film über so klar ist, dass sich die Überraschung in Grenzen hält.

    Fazit: Peter Kern hat mit seinem satirischen Sittengemälde einen sehr österreichischen Film gemacht.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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