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    Im Spinnwebhaus
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Im Spinnwebhaus
    Von Christian Horn

    Nach dem 45-Minüter „Martha“ ist „Im Spinnwebhaus“, der 2015 in der Berlinale-Sektion Perspektive Deutsches Kino zu sehen war, der erste Langfilm von Mara Eibl-Eibesfeldt. Die Regisseurin erzählt in diesem mit zahlreichen Märchenelementen angereicherten Werk nach einem Drehbuch von Johanna Stuttmann („Der Brand“, „Der ganz große Traum“) vom Erwachsenwerden eines Jungen. Zur leicht entrückten Stimmung des konzentriert inszenierten Dramas tragen dabei insbesondere die kontrastreichen Schwarzweiß-Aufnahmen des erfahrenen Kameramanns Jürgen Jürges („Angst essen Seele auf“, „Funny Games“) bei. Diese gekonnte Stilisierung verleiht der dennoch behutsamen Erzählung in Kombination mit den lebhaften Alltagsbeobachtungen eine besondere Faszination. Die büßt der Film gegen Ende allerdings wieder etwas ein, denn auf der Zielgeraden geht es dann doch etwas zu eindeutig zu.

    „Du bist schon wie Mama“, bekommt der 12-jährige Jonas (Ben Litwinschuh) von seinem jüngeren Bruder Nick (Lutz Simon Eilert) zu hören. Eine treffende Beobachtung, denn seit die alleinerziehende Sabine (Sylvie Testud) ihre Kinder verlassen hat, muss Jonas zu Hause die Verantwortung übernehmen. Er kümmert sich nicht nur um Nick und die kleine Miechen (Helena Pieske), sondern schlägt sich auch mit Geldmangel und dem wachsenden Misstrauen einer Kita-Erzieherin herum. Bald sehnt der Junge seine Mutter herbei, die angeblich im „Sonnental“ verweilt und Dämonen bekämpft. Ob das tatsächlich stimmt oder ob Sabine einfach abgehauen ist, lässt Mara Eibl-Eibesfeldt lange Zeit geschickt offen. Sie folgt in den wunderbar natürlichen Szenen der Kinder untereinander einfach der Fantasie der Geschwister, die Käfer zu Haustieren macht und Spinnen die Fähigkeit andichtet, Menschen an ferne Orte teleportieren zu können. Einen reizvollen Kontrast zu diesen ganz und gar ungekünstelten Momenten bieten die Auftritte des gern in Reimen sprechenden „Graf“ (Ludwig Trepte), die den  Märchencharakter der Handlung unterstreichen.

    Fazit: „Im Spinnwebhaus“ ist ein einfühlsamer, größtenteils geschickt mit Märchenmotiven versetzter Film über die Kindheit.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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