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    Die Kinder des Fechters
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Kinder des Fechters
    Von Ulf Lepelmeier

    Mit „Die Kinder des Fechters“ entsendet Finnland bereits zum vierten Mal ein Werk des Regisseurs Klaus Härö („Mother Of Mine“) in das Rennen um den Oscar für den Besten nicht-englischsprachigen Film und mit seinem auf Tatsachen basierenden historischen Stoff, der gefühlvollen Erzählweise sowie den sanften moralischen Einsichten scheint er geradezu nach den vermeintlichen Vorlieben der Academy modelliert. In seinem an die Lebensgeschichte des estnischen Fechtmeisters Endel Nelis (1925-1993), der in den 1950er Jahren in einer Kleinstadt eine Fechtschule gründete, angelehnten Drama erzählt Häro von einem ehrgeizigen Sportler, der langsam in seine Lehrerrolle hineinwächst und dabei erkennt, wie sich das Fechttraining zum Lichtblick für seine traumatisierten Schützlinge entwickelt. Während die ruhige Inszenierung und die gekonnte Zeichnung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses überzeugen, verhindert die risikolose, allzu starre Orientierung an bekannten Mustern, dass „Die Kinder des Fechters“ über das Niveau eines ehrenwerten soliden Dramas hinauskommt.

    1952: Endel Nelis (Märt Avadi) befindet sich auf der Flucht vor Stalins Geheimpolizei und hofft in einer unscheinbaren estnischen Küstenstadt untertauchen zu können. Obwohl der Fechter aus Leningrad keinerlei pädagogische Erfahrung hat, nimmt er den Job als Sportlehrer an der örtlichen Schule an. Gegen die Einwände des zynischen Schulleiters (Henrik Toompere Jr.) bietet Endel einen Fechtkurs an, geht bald immer mehr in seiner Lehrtätigkeit auf und verliebt sich in seine Kollegin Kadri (Ursula Ratasepp). Doch als die Kinder an einem Fecht-Wettbewerb in Leningrad teilnehmen wollen, muss Endel sich entscheiden, ob er dem Wunsch seiner begeisterten Schüler nachkommen und damit seine Verhaftung riskieren soll..

    Die Folgen des Krieges und der Unterdrückung der estnischen Bevölkerung durch die sowjetischen Machthaber sind in dem klassisch konzipierten und ansehnlich bebilderten Drama beständig im Hintergrund präsent. Die Konzentration auf das Fechten lässt die Schüler zumindest für kurze Zeit den harten Nachkriegsalltag vergessen und viele von ihnen finden in dem strengen, aber fairen Endel nicht nur ein Vorbild, sondern auch einen Vaterersatz. Diese Annäherung zwischen dem anfänglich frustrierten Lehrer wider Willen und den dankbaren Kindern arbeitet Regisseur Klaus Härö in seiner unaufgeregten Inszenierung auf berührende Weise heraus. Sowohl Endel als auch seine Schützlinge sind mit viel Feingefühl gezeichnet und gerade die jungen Schauspieler zeigen ansprechende Leistungen. Wenn es allerdings direkter um die großen politischen Konflikte der Zeit geht, dann findet der Regisseur nicht immer das rechte Maß. So wirkt etwa die klischeehafte, überdeutliche Darstellung des parteitreuen Schulleiters als verbohrter Bürokrat ähnlich aufgesetzt wie die Lovestory, die nie mehr als dramaturgisches Beiwerk ist.

    Fazit: „Die Kinder des Fechters“ ist ein solides historisches Drama mit viel Herz.

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