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    Killer App
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Killer App
    Von Asokan Nirmalarajah

    Ob Jesse Eisenberg als Mark Zuckerberg in „The Social Network“, Johnny Depp als digitalisierter Untoter in „Transcendence“ oder bald Tom Hanks als skrupelloser Datensammler in „The Circle“: Online-Visionäre mit grenzenlosem Wissensdurst kitzeln gerade im Kino immer auch unsere Paranoia vor totaler Überwachung und Kontrolle. In „Killer App“, einem Low-Budget-Slasher über einen Serienkiller, der in den Büroräumen eines Internet-Unternehmens wütet, unterhält uns der Brite Jonny Rees (bekannt aus den „Fluch der Karibik“-Filmen) nun mit einer grotesk überzeichneten Darstellung eines solchen Pioniers. Als größenwahnsinniger Gründer eines Google-ähnlichen Suchmaschinenanbieters schürt er den Konkurrenzkampf in einer Gruppe junger Programmierer, die sich im Ringen um seine Gunst bald gegenseitig in den Tod hacken: Der erste Langfilm des Werbespezialisten Tommaso Cardile bietet in der ersten Stunde viele smarte und einige komische Momente, ehe er im letzten Drittel in einem albernen Krimi-Plot versandet.

    Die junge Programmiererin Jessie (Ashley Rickards) hat eine dunkle Vergangenheit als Hackerin hinter sich. Nur das gute Wort ihrer Mutter Emily (Brooke Langton), von Beruf Polizistin, konnte sie vor dem Gefängnis bewahren. Von ihrem alten Mitstreiter und Freund Mateo (Will Carlson) hat sie sich getrennt, um nicht wieder auf die schiefe Bahn zu geraten. Vor kurzem hat sich nun Springer (Jonny Rees), der milliardenschwere Gründer des Suchmaschinenanbieters TITAN dazu bekannt, dass er Jessies Vater ist und lädt sie in seine Firma ein, damit sie sich dort neben anderen Programmierern mit erfolgsverdächtigen Ideen für Apps beweisen kann. Als Prämie winkt die volle monetäre Unterstützung von Visionär Springer. Doch dann wird Jessie die Idee zu ihrem alternativen Netzwerk „RightClique“ geklaut. Aus Rache programmiert sie die Anwendung um, woraufhin ihre Mitstreiter im Förderwettbewerb nach und nach das Zeitliche segnen…

    „Killer App“ beginnt zunächst als steriler, überraschend glaubwürdiger Internet-Horror, in der die Suchmaschine TITAN das Böse darstellt und überall in Erscheinung tritt: auf dem Laptop, im Handy, im Hörgerät, in den Wänden und sogar im selbstfahrenden Auto. Das Internet ist überall und wer das Internet kontrolliert, der kontrolliert die Welt, so lautet hier das Motto. Die Drehbuchautoren Michael und Samantha Shear versuchen in der ersten Stunde eine Bestandsaufnahme unserer sich unentwegt verändernden Beziehung zur rasant fortschreitenden Digital-Technologie. Ihr satirischer Blick richtet sich auf die Technologisierung unserer Selbstwahrnehmung, auf die unermüdliche Sammlung und Auswertung von Daten über unseren Körper und Geist sowie als Konsequenz daraus auf die Möglichkeiten von Missbrauch und Manipulation.

    Zu all dem fällt Regisseur Tommaso Cardile allerdings kaum mehr ein, als immer wieder auf die Medialität des Gesehenen hinzuweisen, indem er Überwachungsvideos, Übertragungsfehler, Archivbilder und jede Menge technische Hürden einbaut. Seine auch dem nicht vorhandenen Budget geschuldete einseitige Inszenierung (grelle Neonfarben sollen die öde Kargheit der Büroräume kaschieren) wird der Komplexität der im Drehbuch angelegten Fragestellungen nicht gerecht. Auch bei den Schauspielern sehen wir Überdeutlichkeit statt Ambivalenz. Als hätte Cardile alle angewiesen, jeden Satz wie bei einer Theaterübung mit dem größtmöglichen Ausdruck vorzutragen, ziehen die Akteure zuweilen fast schon komische Grimassen. Vor allem Hauptdarstellerin Ashley Rickards („Awkward“) entgleisen die Gesichtszüge so oft, dass man daraus ein Trinkspiel machen könnte. Anders der charismatische Jonny Rees, der mit cleveren Sätzen wie „Physical objects hold no interest for me“ die nicht vorhandene Inneneinrichtung der spärlich ausgekleideten Sets hinwegerklärt. Leider lässt sich die dann auch inhaltliche Leere des Slasher-Finales nicht so einfach ignorieren.

    Fazit: „Killer App“ ist ein karger No-Budget-Horrorfilm, der als Slasher-Mystery ganz und gar nicht funktioniert. Auf der Habenseite stehen ein cleveres Skript über die Tücken des Internet-Zeitalters sowie das unterhaltsam überzeichnete Porträt eines charismatischen Technikmoguls.

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