Mein Konto
    It Stains The Sands Red
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    It Stains The Sands Red
    Von Christoph Petersen

    Über die 2016 im Rahmen der Filmfestspiele in Cannes losgebrochene High-Heels-Debatte könnte Molly wohl nur müde lächeln. Denn mit ihren mordsmäßig hochhackigen Tretern schlendert sie in „It Stains The Sands Red“ nicht einfach nur einen roten Teppich entlang, sondern stapft mehr als 30 Meilen weit durch die bullenheiße Mojave-Wüste – immer mit einem zähnefletschenden Zombie im Schlepptau! Regisseur Colin Minihan (eine Hälfte der Vicious Brothers, den Machern des Indie-Horrorhits „Grave Encounters“) trotzt seiner ebenso simplen wie genialen Plot-Idee, seine Protagonistin nicht etwa vor Zombiehorden, sondern nur vor einem einzigen unnachgiebigen Untoten durch die Wüste flüchten zu lassen, eine ganze Reihe gewitzter Einfälle ab. Aber statt sich konsequent auf sein zentrales Duo und dessen Hitzemarsch zu beschränken, erweitert Minihan seine Story im letzten Drittel noch unnötig – und offenbart so, dass er selbst gar nicht verstanden hat, wo genau die Qualitäten seines Films eigentlich liegen.

    In den eröffnenden Luftaufnahmen von Las Vegas ist ein abgestürztes Flugzeug im berühmten Fontänen-Brunnen vor dem Bellagio Hotel zu sehen, aber das ist dann auch schon alles, was man von der offenbar kürzlich ausgebrochenen Zombie-Apokalypse mitbekommt. Denn schon in der nächsten Szene gleiten Molly (Brittany Allen) und ihr Macho-Macker Nick (Merwin Mondesir) in seinem Sportwagen durch die einsame Wüste. Ihr Ziel: ein Privatflugplatz, von dem aus Nick und seine Kumpels mit einer Propellermaschine flüchten wollen. Aber dann fährt Nick nicht nur seinen Wagen im Wüstensand fest, er lässt sich auch noch von dem einzigen Zombie weit und breit erwischen. So bleibt Molly nur noch die eine Chance, rechtzeitig zu Fuß den Abflugort zu erreichen, wobei sie ihren untoten Verfolger (Juan Riedinger) einfach nicht abschütteln kann (und es nach einer gewissen Gewöhnungsphase offenbar auch gar nicht mehr will)…

    Nach einem noch recht geradlinigen Beginn entwickelt „It Stains The Sands Red“ seine Qualitäten vor allem im zweiten Drittel, das sich auch ganz treffend als „Swiss Army Man“ mit Zombie statt Leiche umschreiben ließe: Nachdem Molly von ihrem ungebetenen Begleiter zunächst noch angemessen angenervt ist (sie ist zwar klar schneller, aber er braucht keine Pausen und holt sie deshalb immer wieder ein), stellt sie nach und nach fest, dass so ein Verfolger (sie nennt ihn „Smalls“ als Abkürzung für „Small Penis“) auch seine Vorteile haben kann. So fungiert er zum einen als ihr persönlicher Kummerkasten und permanenter Motivationscoach, weil er sie konsequent zum Weitermarschieren anhält. Zusätzlich eignet er sich aber auch ganz hervorragend als Lastenträger, nachdem Molly ihm einen Autoreifen mit angebundenem Schlauchboot um den Hals gelegt hat (#Lifehacks #Zombiehacks). Dass sich Molly schließlich nicht nur mit der Situation arrangiert, sondern tatsächlich freundschaftliche Gefühle für den Zombie entwickelt und sich um sein „Überleben“ sorgt, kommt dann zwar etwas plötzlich und ist auch nicht wirklich glaubhaft, aber das ist gar nicht schlimm – Molly und Smalls bleiben ein sehenswertes Team.

    Weil Smalls als Zombie naturgemäß nur Grunzlaute von sich gibt, gestaltet sich der größte Teil von „It Stains The Sands Red“ als One-Woman-Monologshow, die Brittany Allen („Saw: Legacy“) in ihren Leopardenmuster-Leggins (mit passendem Schneeleoparden-Jäckchen) mit staubtrockenem Pragmatismus (etwa wenn sie ihren menstruationsblutgetränkten Tampon zum Stöckchenspielen einsetzt) ganz hervorragend meistert. Die ehemalige Seitenoperndarstellerin (222 Folgen von „All My Children“) hätte locker die nötige Ausstrahlung besessen, um ein solches Eineinhalb-Personen-Wüstenkammerspiel im Alleingang über die Zeit zu bringen. Aber Regisseur und Co-Autor Colin Minihan bürdet ihr dazu nicht nur einen unnötigen und arg klischeehaften Erlösungsplot auf, sondern der Film geht auch noch ewig lange weiter, nachdem sich Smalls schon aus der Story verabschiedet hat – und das ist dann wirklich nur noch „The Walking Dead“ mit zu wenig Budget und zu wenig frischen Ideen.

    Fazit: Alles mit Molly und ihrem Zombie ist toll, alles drum herum weniger – auch hier wäre weniger mal wieder mehr gewesen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top