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    Starship Troopers: Traitor Of Mars
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Starship Troopers: Traitor Of Mars
    Von Tobias Tissen

    1997 nahm sich „Total Recall“-Regisseur Paul Verhoeven den militaristisch geprägten Roman „Starship Troopers“ von Robert A. Heinlein zur Brust und überspitzte dessen Grundmotive so weit, dass am Ende eine ebenso bissige wie brutale Satire auf faschistische Systeme, Medienmanipulation und übertriebenen Patriotismus stand. Die kritische Überhöhung wird vor allem durch zynisch-martialische Propagandafilmchen im Werbefernsehen-Look und die fast ekstatische Kriegsgeilheit der hauptsächlich von aus TV-Soaps entliehenen Hauptdarstellern verkörperten Klischee-Figuren deutlich: Casper Van Dien, Dina Meyer, Denise Richards und Co. grinsen um die Wette und erheben in übertrieben pathetischen Dialogen den Dienst am Vaterplaneten zum Pfad zur Glückseligkeit. Während Verhoevens provokantes Original allmählich Kultstatus erlangte, konzentrierten sich die Macher der anschließenden Direct-To-DVD-Sequels mehr und mehr auf die blutigen Auseinandersetzungen der Menschen mit den Bugs genannten Käfer-Aliens. In Shinji Aramakis liebloser Insekten-Schlachtplatte „Starship Troopers: Invasion“ von 2012 schließlich blieb vom ursprünglichen satirischen Unterton gar nichts mehr übrig. Doch nun versucht der japanische Regisseur, sich mit seinem zweiten animierten „Starship Troopers“-Film wieder auf das zu besinnen, was Verhoevens Sci-Fi-Kriegsfilm zum modernen Klassiker gemacht hat. Und zumindest teilweise gelingt ihm das in „Starship Troopers: Traitor Of Mars“ auch.

    20 Jahre ist es her, dass Johnny Rico (Stimme im Original: Franchise-Rückkehrer Casper Van Dien) als junger Soldat seine ersten Schlachten gegen die Bugs schlug. In der Zwischenzeit wurde der Infanterist sogar zum General befördert – jedoch auch wieder degradiert, nachdem er nicht verhindern konnte, dass eine gewaltige Bug-Königin die Erde erreicht. In seiner neuen Rolle als Colonel muss der dekorierte Kriegsheld nun auf einer Raumstation unerfahrene Rekruten unterrichten und auf den Kriegsdienst vorbereiten. Als das todbringende Alien-Ungeziefer jedoch urplötzlich eine Satellitenstation auf dem Mars unter ihre Kontrolle bringt, ist Rico gefragt – und ohne zu überlegen stürzt er sich mit seinen Soldaten-Schülern in die aussichtslos erscheinende Schlacht. Währenddessen befindet sich der Geheimdienstoffizier Carl Jenkins (Justin Doran), ein begabtes Medium und ein alter Freund von Rico aus Schultagen, in der Gefangenschaft von Militär-Anführerin Amy Snapp (Emily Neves). Er wird verdächtigt, für die plötzliche Bug-Invasion auf dem Mars verantwortlich zu sein...

    Wie bereits „Starship Troopers: Invasion“ ist „Traitor Of Mars“ ein Animationsfilm im Stile der „Final Fantasy“-Filme. Doch im Vergleich zum misslungenen Vorgänger ist schon alleine optisch eine deutliche Verbesserung erkennbar: Die staubig-roten Landschaften des Mars, die Weiten des Alls und die darin umherschwirrenden Raumschiffe sehen blendend, stellenweise fast fotorealistisch aus. Und wenn sich Rico und seine wenigen Untergebenen in futuristischen Kriegsanzügen den heranrückenden Alien-Horden gegenüberstellen und wie die 300 Spartaner im Kampf gegen eine zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegene Perser-Armee tapfer ihr Leben verteidigen, dann bekommt man nicht nur die bestaussehenden Bugs der ganzen Film-Reihe zu sehen, sondern darüber hinaus auch die unterhaltsamsten Action-Sequenzen seit Verhoevens 1997er Original. Nur bei der grafischen Darstellung der Protagonisten gibt es Abzüge: Vor allem beim direkten Körperkontakt zweier Figuren wirken die Animationen ziemlich unnatürlich. Speziell ein Kuss zwischen Rico und Überraschungsrückkehrerin Dizzy (Stimme: Original-Schauspielerin Dina Meyer) wirkt so leider in keiner Weise gefühlvoll oder leidenschaftlich, sondern vielmehr als würden die Gesichter einer Barbie- und einer Ken-Puppe schroff aneinandergedrückt.

    Beinahe ebenso wenig real wie dieser Kuss erscheinen auch die Charakterprofile der Hauptfiguren, die jeweils auf ihre offensichtlichste Eigenschaft reduziert werden: Rico ist der taffe Kriegsheld, der mit kampflustigen Parolen um sich wirft (gleich zweimal brüllt er das mittlerweile obligatorische: „Wollt ihr etwa ewig leben?“). „Sky Marshal“ Amy Snapp ist die ultimativ böse und von sich selbst eingenommene Möchtegern-Diktatorin, die genüsslich ihre eigenen Propaganda-Spots bewundert und sich danach noch bestätigen lässt, welch großartige Person sie doch ist. Alle anderen Figuren außerhalb dieser Held-Gegenspielerin-Konstellation werden sowieso stiefmütterlich behandelt und dienen eigentlich nur als Stichwortgeber oder zum bloßen Vorantreiben der Handlung.

    Snapp ist aber immerhin an einem der erfreulichsten Elemente von „Traitor Of Mars“ beteiligt: Wenn die Politikerin ihre kontroversen Reden an das Volk vor einem leeren Saal aufnimmt und für die Ausstrahlung im Medien- und Propagandanetzwerk FedNet Jubelstürme und brandender Applaus eingespielt werden oder wenn sie aus voller Überzeugung für die Vernichtung eines ganzen Planeten mitsamt seiner Einwohner im Sinne eines übergeordneten vermeintlichen Gemeinwohls einsteht, wird tatsächlich gelegentlich ein treffender Anti-Kriegs-, Anti-Rassismus- und Anti-Propaganda-Kommentar erkennbar. Die amüsant überhöhten Einspieler aus fiktiven Nachrichtensendungen oder Talkshows sowie die manipulativen Wahlwerbespots versprühen zudem stellenweise den satirischen Charme des Originals.

    Darüber hinaus bietet sich dieser fünfte Teil für eingefleischte „Starship Troopers“-Fans auch als Vorwand für ein Trinkspiel an: Wenn bei jedem direkten Verweis auf Verhoevens Kultfilm ein Schnaps gehoben wird, kippt selbst der härteste Trinker nach spätestens zehn Minuten aus den Latschen. Und während man bei der Frage von Sky Marshall Snapp, ob man sich Carl Jenkins in der High School vorstellen könne, noch amüsiert an den Beginn von Teil eins und den großmäuligen Neil Patrick Harris zurückdenkt, beginnt die große Verweisdichte spätestens dann zu nerven, wenn ganze Szenen des Originals, wie zum Beispiel das Liebesspiel zwischen Rico und Dizzy, noch einmal ausführlich durchgekaut werden.

    Fazit: Mit „Traitor Of Mars“ gelingt Regisseur Shinji Aramaki zwar die bisher beste „Starship Troopers“-Fortsetzung, aber dennoch kein großer Wurf. Während die Actionszenen sowie die stellenweise durchschimmernden satirischen Untertöne überzeugen, bleiben die Figuren grob unterentwickelt.

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