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    Die Akte
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Akte
    Von René Malgo

    Am selben Tag fallen zwei Richter einem kaltblütigen Mord zum Opfer. FBI und CIA tappen im Dunkeln, doch die Jurastudentin Darby Shaw (Julia Roberts) beginnt eine gewagte Mord- und Verschwörungstheorie aufzustellen. Festgehalten in einem von ihr Pelikan-Akte getauften Dossier, gibt sie ihrem Professor und Liebhaber (Sam Shepard) ihr Wissen weiter. Dieser erzählt es einem guten Freund vom FBI, wenig später wird er mitsamt Auto in die Luft gesprengt. Bereits kurze Zeit später befindet sich Darby von Killern gejagt auf der Flucht und nur noch dem integeren Journalist Gray Grantham (Denzel Washington) scheint sie trauen zu können…

    Allzu wohlwollend haben sich die meisten Kritiker über „Die Akte“ nicht ausgelassen. Das verwundert nicht so sehr, kann doch die Filmumsetzung John Grishams packendem Justiz-Thriller nur bedingt genügen. In seinen groben Zügen hält sich der Film zwar an die Romanvorlage, geht’s jedoch in die Details, muss ein Scheitern festgestellt werden. Es fehlt ein wenig die Tiefe, so dass zwar ein glattgebügelter Hochglanz-Thriller geboten wird, die Thematik aber wenig von ihrer politischen Brisanz übrig behält. Der Anspruch, der in der Buchvorlage unbestritten existierte, wird zugunsten eines glatten Mainstream-Produkts fast gänzlich außen vor gelassen.

    Über die Darstellerliste lässt sich auch diskutieren. So erfreute sich die Figur des von Denzel Washington dargestellten Gray Grantham im Roman pikanterweise über einen wesentlich blasseren Teint und in Julia Roberts sehen nicht wenige ohnehin eine Fehlbesetzung. Doch Denzel Washington spielt seine Version der Rolle wie immer souverän und Julia Roberts fällt nicht weiter negativ auf. Ihre Glaubwürdigkeit als intelligente Jurastudentin mag bezweifelt werden, allerdings sah gerade John Grisham in ihr eine Idealbesetzung. Der Rest des Ensembles ist gängigen Klischees entsprechend und deshalb ganz passend ausgewählt worden. Gerade Tony Goldwyn als schmieriger Politiker oder Stanley Tucci als Furcht einflößender Killer gefallen.

    Wer das Buch nicht kennt, wird durchaus spannend unterhalten werden. Denn allen Unkenrufen zum Trotz ist Alan J. Pakula ein wirklich passabler Thriller gelungen, der an den Nerven zerrt und geschickt eingestreute Schockmomente parat hält. Stephen Goldblatt mit einer weichen Kameraführung und James Horner mit seinem üblichen, aber effektiven Score veredeln das Werk zusätzlich, so dass der Zuschauer nicht mit dem Gefühl zurück gelassen wird, einen wirklich schlechten Film gesehen zu haben.

    In den meisten Belangen überzeugt „Die Akte“ und seine mangelnde Tiefgründigkeit wird durch inszenatorische Professionalität und eine visuell ansprechende Umsetzung wieder wettgemacht. Trotz 141 Minuten Laufzeit wirkt der Film nie langwierig und fesselt dank seiner atmosphärischen Dichte bis zum Schluss. „Die Akte“ darf ein interessanter Film genannt werden, nicht der große Wurf, auch nicht herausragend innerhalb seines Genres, aber sehenswert für Genre-Freunde.

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