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    Superman IV - Die Welt am Abgrund
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Superman IV - Die Welt am Abgrund
    Von Sven Maier

    Nach Superman III schwor Christopher Reeve, nie wieder in die Rolle des Superhelden zu schlüpfen. Reeve hatte den Film als reine Enttäuschung empfunden und war nicht bereit, die Figur wiederzubeleben. Die Voraussetzungen konnten demnach nicht schlechter stehen. Als „Supergirl” (1984) auch noch floppte, verkauften Alexander und Ilya Salkind, die „Superman I – III” produziert hatten, ihre Rechte am Franchise an die Filmproduktionsgesellschaft Cannon Films. Cannon Films war für ihre billigen Produktionen bekannt. Zwischen 1979 und 1989 stellten sie insgesamt 125 Filme her, 43 davon allein im Jahr 1986. Um Reeve zu ködern, boten sie ihm nicht einfach die Rolle als Star des Films, sondern auch die Möglichkeit, den Film mitzugestalten. Auf diese Weise konnte man sich einigen und Reeve steuerte die Story für die Fortsetzung bei: Supermans Aufgabe, die Erde von Nuklearwaffen zu befreien. Mit Reeve als Ideengeber und in der Titelrolle, gelang es Cannon Gene Hackman, Margot Kidder, Jackie Cooper und Marc McClure für „Superman IV” wieder zu begeistern.

    Lex Luthor (Gene Hackman) bricht, dieses Mal dank seines stumpfsinnigen Neffen Lenny (Jon Cryer), erneut aus dem Gefängnis aus und schwört Superman (Christopher Reeve) Rache. Er hat den teuflischen Plan, mit Supermans DNS und einer Kernexplosion ein Superwesen zu schaffen, den „Nuclear Man”, um seinen Erzfeind ein für alle Mal zu zerstören. Unterdessen hat der Medientycoon David Warfield (Sam Wanamaker) den Daily Planet übernommen und zwingt die Zeitung, reißerische Artikel zu veröffentlichen, um die Verkaufszahlen drastisch zu steigern. Warfields Tochter Lacy (Mariel Hemingway), die an Clark Interesse zeigt, soll Perry White (Jackie Cooper) als Chefredakteurin unterstützen. Als der Präsident der Vereinigten Staaten verkündet, dass das Aufrüsten der Nation fortgesetzt werden muss, wendet sich der kleine Junge Jeremy (Damien McLawhorn) in einem persönlichen Brief an Superman. Da er der Einzige sei, der dafür Sorge tragen kann, dass sich die Menschheit nicht selbst auslöscht, verlangt der Junge von ihm, alle Länder von Nuklearwaffen zu befreien. Superman steht nun vor einem Dilemma: Darf er wirklich so weit in das Schicksal der Menschen eingreifen, sie von allem Übel fernhalten oder würde er sie dadurch um ihre eigene Handlungsfreiheit betrügen?

    Die Idee der Geschichte bezieht sich auf den ersten Teil der „Superman”-Reihe, in dem Jor-El Superman erklärt, er dürfe die Zukunft der Menschheit nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, indem er sie zu seinen Gunsten beeinflusst. In diesem Dilemma steckt das Potential der Geschichte. Clark ist so sehr in Gedanken versunken, dass er sogar seine Verabredung mit Lois (Margot Kidder) vergisst. Er muss eine Entscheidung treffen, darf aber niemanden enttäuschen. Christopher Reeve nahm die Thematik der nuklearen Rüstung sehr ernst, genauso wie seine Figur, für die er sich erneut als Idealbesetzung herausstellt. Leider schließt Teil 4 nicht vollkommen logisch an seine Vorgänger an. Die Funktion der Lana Lang, die in Teil 3 von Anette O'Toole gespielt wurde und gegen Ende des Films als Sekretärin beim Daily Planet arbeitet, hat man durch den Charakter Lacy Warfield ersetzt.

    Des Weiteren hat man den grünen Kristall, der Supermans Kräfte wieder herstellen kann, zuletzt nicht in Supermans Raumschiff, sondern in seiner Festung am Nordpol gesehen. Außerdem erklärt seine Mutter Lara, dass man ihn nur einmal benutzen könne, obwohl Superman das schon in Teil 2 getan hatte. Es kommen auch wieder unbegründete Superkräfte zum Einsatz: Der „Superkuss” und der „Wandwiederherstellungsblick”. Letzterer vermutlich in Ermangelung besserer Spezialeffekte. Diese liegen nämlich, ebenso wie das Setdesign, weit unter dem Niveau der Vorgänger. Alle Sets, der Daily Planet, sowie die Kent-Farm und die Festung der Einsamkeit sehen vollkommen verändert aus. Selbst Gene Hackman und der Rest der Besetzung könnn nicht über den Eindruck hinwegtäuschen, man würde eine Direct-to-Video-Produktion anschauen.

    Das wird durch das Auftreten des „Nuclear Man” noch verstärkt, der in seinem Orange-schwarzen Outfit eindeutig auf die Entstehungszeit des Filme, die späten Achtziger, hinweist. Hervorzuheben sind allerdings einige Szenen, die vollkommen dem Geist der Vorlage entsprechen: Superman spricht mehrere Fremdsprachen, wenn er, wie gleich zu Beginn des Films, Menschen aus anderen Ländern rettet. Das Doppel-Date von Clark und Superman mit Lacy und Lois ist ebenfalls erwähnenswert, weil Superman auf spannende Weise zwischen seinen beiden Identitäten hin- und herwechseln muss. Zuguterletzt gibt es die Schulssrede Supermans, die im Gedächtnis haften bleibt, da sie das Anliegen von Christopher Reeve noch einmal deutlich unterstreicht:

    „Once more we survived the threat of war and found a fragile peace. I thought I can give you all the freedom from war, but I was wrong. It's not mine to give. There are galaxies out there, other civilizations for us to meet, to learn from. What a brilliant future we could have. And there will be peace. There will be peace, when the people of the world want it so badly, that their governments will have no choice but to give it to them. I just wish you could all see the Earth the way that I see it. Because when you really look at it, it's just one world.”

    Nach einer Testvorführung des ursprünglich 134 Minuten langen Filmes, wurde er auf etwa 90 Minuten gekürzt und ist damit der kürzeste Film der Reihe. Die Produzenten spielten mit dem Gedanken, das übrige Material in einem fünften Film zu verwenden, falls Reeve noch einmal zum Franchise zurückkehren würde. Durch das extreme Schneiden wirkt der Film aber unfertig und er steckt voller Logiklöcher und Ungereimtheiten. Der Junge Jeremy taucht zum Beispiel ebenso schnell auf, wie er wieder verschwindet, ohne dass ihn jemand erwähnt hätte. „Superman IV” ist somit ein gutes Beispiel dafür, dass bei einem vielversprechenden Skript und guten Darstellern der Film noch lange nicht gut sein muss. Es war das letzte Mal, dass Christopher Reeve diese Rolle übernahm. Bei einem Reitunfall 1995 wurde er querschnittsgelähmt und das Restmaterial von „Superman IV" wurde angeblich vernichtet. Als Cannon Films Konkurs anmelden musste, kauften die Salkinds ihre Rechte an Superman zurück. Es folgte eine „Superboy”-Serie, nach der die Rechte an Time Warner übergingen. Time Warner produzierte „Die neuen Abenteuer von Lois & Clark” und „Smallville”. Letzteres bot Reeve die Gelegenheit für einige wenige Gastauftritte, bevor er am 10. Oktober 2004 an einer Infektion starb, die er sich durch eine wundgelegene Stelle zugezogen hatte.

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