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    Das Leben ist ein Wunder
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Das Leben ist ein Wunder
    Von Manuel Johannes Rosemann

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde nach der Machtergreifung der Kommunisten in Jugoslawien durch die siegreichen Tito-Partisanen ein sozialistischer Bundesstaat aus den Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und Mazedonien und zwei autonomen Provinzen innerhalb der Republik Serbien (Vojvodina und Kosovo) wiederhergestellt. Das französisch-serbische Drama von Emir Kusturica spielt in den Jahren 1991 und 1992. Nach den ersten demokratischen Wahlen und einem Referendum alle Teilrepubliken erklärten unter anderem auch Bosnien-Herzegowina, ihre staatliche Unabhängigkeit. In den folgenden Jahren entwickelte sich ein Krieg, den Emir Kusturica und Co-Autor Ranko Bozic als Hintergrund für ihr romantisch – lustiges und musikalisches Kriegsdrama benutzen.

    In der Zeit der Spannungen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen in dem seit kurzem unabhängigen Bosnien-Herzegowina versucht der serbische Zug- und Schienenbauingenieur Luka (Slavko Stimac) den Bau von Schienennetzen in Bosnien durchzusetzen. Mit seinem Sohn Milos (Vuk Kostic), der gerade erwachsen wird, und seiner Frau, der Opernsängerin Jadranka (Vesna Trivalic), lässt er sich in einer Region nieder, die durch seinen Schienenbau zum Touristenparadies florieren soll. Völlig in seinem Leben und in seine Arbeit versunken, will und kann Luka den herannahenden Krieg der sich über das Land legt, nicht sehen. Als die Gefechte ausbrechen und das Land im Krieg versinkt, steht in Lukas Leben alles Kopf. Seine Frau betrügt ihn mit seinem Musikerkollegen und verschwindet spurlos, während sein Sohn für den Einsatz in der Armee eingezogen wird. Frohen Mutes und voller Optimismus wartet Luka darauf, dass seine Familie zu ihm zurückkehrt, aber seine Frau bleibt fort und sein Sohn wird als Kriegsgefangener festgehalten. Zusätzlich wird Luka der Job als Gefangenenwärter der attraktiven Muslime Sabaha (Natasa Solak) zugeteilt. In der nächtlichen Angst, im tobenden Krieg zu sterben, schwindet der Abstand zwischen Sabaha und Luka und sie verlieben sich ineinander. Lukas Welt bricht völlig zusammen, als er erfährt, dass Sabaha gegen seinen gefangenen Sohn ausgetauscht werden soll.

    In Mitten der Spannungen zwischen Serben und Moslems im kriegerischen Jugoslawien setzt Emir Kusturica die beiden Hauptpersonen so ein, als wäre es ein Kinderspiel gewesen. Alle Kriegshandlungen werden weder realistisch noch bewegend dargestellt. Nicht nur, dass es Lücken in Logik und Realismus gib, alles schwimmt in einer Traumwelt, die so nicht stattgefunden hat. Kusturica versucht, mit der Geschichte von Luka und seiner Gefangenen Sabaha Romeo und Julia zu inszenieren, was auch hier und da gut gelingt, trotzdem bleibt unterm Strich die Klasse von Shakespeare nicht hängen. Der Konflikt von Shakespeare passt nicht in das Szenario des Balkans, sondern eher zu einem englischen Hintergrund. Auch die altmodische Art, wie sich Luka in seine Geisel verliebt ist lau gestaltet. Einer der wenigen positiven Aspekte der Liebesgeschichte ist die Schönheit und liebliche Art Natasa Solaks die Sabaha spielt. Sie verzaubert den Zuschauer und lässt ihn nicht mehr los.

    Auf einer anderen Seite steht der Humor. Die tollpatschigen Abenteuer von Luka erinnern eher an ein Kasperletheater oder an Jim Knopf, als an gut gesetzten Humor. Die daraus gedrehte Liebes-Tragikomödie deckt keines der Genres befriedigend ab. Die Gags sind Durchschnitt und driften oft in Slapstick ab. Bemerkenswert sind aber die tierischen Beiträge im Film. Katze, Hund, Esel und Co werden durch den kompletten Film immer wieder punktuell eingesetzt und auch ein Tier setzt glücklicherweise die Poente am Schluss.

    Optimismus spielt in „Das Leben ist ein Wunder“ eine wichtige Rolle. Es ist ein traurig-optimistischer Film, denn der Hauptdarsteller Luka, trotzt allen Konflikten, Gewalt und Hass in seinem Land. Er lebt Tag für Tag in seiner persönlichen Welt und versucht nur über seine bescheidenen Runden zu kommen.

    Bemerkenswert ist auf jeden Fall der Soundtrack. Das No Smoking Orchestra, in dem Emir Kusturica lange Zeit Bass spielte, gehört zu den besten Rock’n’Roll-Bands Jugoslawiens der 80er Jahre. Im Gegensatz zu den westlichen Klischees von Pappfiguren und gelackten Künstlern spielte das No Smoking Orchestra Musik, die perfekt in das Land passte.

    Nach dreijähriger Abwesenheit als Regisseur trafen Emir Kusturica und das No Smoking Orchestra wieder aufeinander, um sich gegenseitig bei Filmprojekten zu unterstützen.

    Es ist schwer, die Musik zu kategorisieren. Ein wenig Jazz, Zigeuner-Rhythmen, asiatische Einflüsse und Trompetenspiel machen die grundlegenden Elemente aus. Diese Elemente sind neben „Das Leben ist ein Wunder“ auch in dem 1998 von Kusturica gedrehten Film „Schwarze Katze, weißer Kater“ zu hören. Festzuhalten ist, dass der Film „Das Leben ist ein Wunder“ eine viel zu lange Liebes-Tragikomödie, mit schwachem geschichtlichen Hintergrund, darstellt, die nur durch die musikalischen Beiträge an Fahrt gewinnt.

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