Man to Man: Kritiken

Im Hinblick auf die leider überwiegend vernichtenden deutschen Kritiken und die Erläuterungen der Macher und Akteure auf der Pressekonferenz der Berlinale, war ich doch sehr auf den Film gespannt, um mir endlich meine eigenen Interpretationen aus dem Film ziehen zu können. Heute nun sah ich ihn in Frankreich und war absolut positiv überrascht und begeistert. Wie die Crew schon sagte: es ist kein Film, der Schilder aufstellt, der den Zeigefinger erhebt. Er läßt dem Zuschauer die Freiheit und die Mündigkeit, zu entscheiden, zu interpretieren, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Der Film wirft jede Menge Fragen auf, man möchte danach geradezu diskutieren, interpretieren! Wenn ein Film dies beim Betrachter bewirkt, dann eben zählt er für mich zu den Erstklassigen.

Im Gegensatz zu Wargniers "Indochine" schreitet die Entwicklung der Charaktere nachvollziehbar voran, die Spannung steigt zunehmlich, die Studie der Entwicklungen der Charaktere ist hoch interessant. Dazu: die atemberaubende Natur in Afrika wie später in Schottland wird in einmaligen Bildern festgehalten.

Die Schauspieler - allen voran Kristin Scott Thomas, die in der Tat dank dieser facettenreichen Rolle endlich einmal wieder etwas von ihrer enormen Wandlungsfähigkeit und ihrem beeindruckenden Charisma zeigen kann (zuletzt brilliant als "bitterböse" Gräfin de Cagliostro in Arsène Lupin, 2004) - sind erstklassig. Lomama Boseki und Cécile Bahia, die Eingeborenen, spielen erfrischend natürlich.

Ein Film, der uns nachdenken läßt über so vieles: das viktorianische Zeitalter, die Verantwortung und der Auftrag der Wissenschaft, die Intoleranz, die Arroganz und den Rassismus.



Absolut sehenswert - keine Schonkost.