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    Zathura
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Zathura
    Von Björn Helbig

    Basierend auf dem Kinderbuch von Autor Chris van Allsburg („Jumanji“, Der Polarexpress) erzählt Jon Favreaus Sci-Fi-Abenteuer „Zathura“ die Geschichte von zwei Streithähnen (und einer Schnarchnase), die samt dem Haus ihres Vaters von dem gleichermaßen hinterlistigen wie mysteriösen Brettspiel in ein wildes Weltraumabenteuer verschleppt werden. Dort lernen sie angesichts extraterrestrischer Gefahren mit Unterstützung eines hilfsbereiten Astronauten sich wieder vorbildliche Brüder zu sein.

    Das alles beginnt so: Danny (Jonah) und Walter (Josh Hutcherson) vertragen sich selten. Dabei will Danny doch nur etwas Aufmerksamkeit von seinem älteren Bruder. Aber genau damit, mit seinen Versuchen, Walter zum Spielen zu bewegen, geht er diesem besonders auf den Wecker. Der Streit geht so richtig los, als ihr Vater (Tim Robbins) zu einem wichtigen Meeting muss. Für Danny endet die Auseinandersetzung im gruseligen Keller des Hauses. Beim Versuch, diesen so schnell wie möglich wieder zu verlassen, entdeckt er ein Spiel, das ihn sofort fasziniert: Zathura. Hätte Danny geahnt, was ihn, seinen Bruder und seine Schwester (Kirsten Stewart) erwartet, hätte er vielleicht die Finger von diesem alten Brettspiel gelassen. Denn schon als Danny den ersten Spielzug macht, geschieht Seltsames…

    Wenn es bei „Jumanji“ allerlei Getier war, sind es nun Riesenechsen, zu Killerrobotern mutiertes Kinderspielzeug, Meteoritenschwärme, schwarze Löcher. Die strukturelle Ähnlichkeit zum Film „Jumanji“, der 1995 unter der Regie von Joe Johnston in die Kinos kam, sorgt leider schon vorab und durchweg dafür, dass nie wirkliche Spannung aufkommt. Vorhersehbar werden verschiedene Stationen des Zathura-Spielbrettes durchlaufen, bis alle Spieler letzten Endes unversehrt das „Ziel“ erreichen. Wenn man sich die marginale und statische Story anschaut, ist es fast erstaunlich, wie gut der Film dann doch noch geworden ist. Denn im Detail bietet „Zathura“ durchaus einigen Spaß, wenn auch wohl eher für die jüngeren Zuschauer. Einmal von den etwas lieblos geratenen Zorgonen abgesehen, für die sich der berühmte Creature Designer Stan Winston verantwortlich zeigt, stimmt das Produktionsdesign von J. Michael Riva (Stealth, „Drei Engel für Charlie“) und auch die Mischung aus CGI und Modell wirkt natürlich. Das Haus, das als Quasiraumschiff im Laufe des Weltraumabenteurers eine Menge einstecken muss – so wird es beispielsweise von einer feindlichen Zorgonenflotte unter Beschuss genommen –, erscheint sehr räumlich und lässt sich den Zuschauer schon nach kurzer Zeit zurechtfinden. Die Optik, in der sich „Zathura“ präsentiert, ist in keiner Hinsicht herausragend aber fast durchweg guter, kinderfreundlicher Standard.

    Dass „Zathura“ trotz seiner Vorhersehbarkeit über große Strecken unterhalten kann, liegt aber vor allen an den recht gut ausgearbeiteten Geschwistern. Anders als man es bei manchem Werk der Traumfabrik gewohnt ist, sind die Charaktere durchdacht. Mit Josh Hutcherson und Jonah Bobo wurden zum Glück auch die richtigen Kinderdarsteller gefunden. Der erfahrene Josh Hutcherson (Der Polarexpress, Kicking And Screaming, American Splendor) spielt seinen Walter amüsant abgeklärt, ohne seine Rolle des gemeinen Bruders zu schnell aufzugeben. Aber auch Filmneuling Jonah Bobo macht seine Sache tadellos und erhält seinem Danny die richtige Portion Kindlichkeit. Man darf sich beim Drehbuchteam bestehend aus John Kamps („Ein Fall für die Borger“) und Veteran David Koepp (Krieg der Welten, Spider-Man, Panic Room, Carlito´s Way, Jurassic Park) bedanken, dass sie ihr Brüderpaar sorgsam entwickelt und ihnen die nötige Mehrdimensionalität zugedacht haben. Auch Dax Shepard, Mitglied der Comedy-Truppe „The Groundlings, der in Trouble ohne Paddel nicht unbedingt punkten konnte, macht seine Sache als Astronaut ganz ordentlich – auch wenn er nicht wirklich aussieht wie das ältere Alter Ego des Filmcharakters, den er darstellen soll. Schade, dass bei der Figur von Schwester Lisa weniger investiert wurde. Die tolle Kirsten Steward (Panic Room, Cold Creek Manor, Mission: Possible), kann sicher mehr als ihre übereinfache Rolle bestehend aus Schlafen und Musikhören zulässt. Es ist schade, dass hervorragende Schauspieler wie sie, in nichts sagenden Nebenrollen verheizt werden. Ähnliches gilt im Übrigen auch für den großartigen Tim Robbins (Mystic River, Die Verurteilten, Short Cuts), der seine Sache zwar gut macht, von dem man aber gerne mehr gesehen hätte.

    „Zathura“ ist zwar nicht wirklich mitreißend, hat aber (zumindest für Jungendpublikum) durchaus Potenzial für spannende 113 Minuten. Nebenbei gesagt bekommt er sogar im direkten Vergleich mit „Jumanji“ den Zuschlag. Leider ist der Film dann fast etwas zu plötzlich vorbei und alles ist wieder in Ordnung. Die Brüder haben sich verbrüdert, die Schwester ist aus dem Kälteschlaf erwacht und hat darüber hinaus ganz neue Seiten an Walter entdeckt. Zu allem Überfluss ist auch das schwer verwüstete Haus wieder ganz, was den recht harmlosen Eindruck des Films unterstreicht. Heile Welt im wahrsten Sinne des Wortes. Den Mut, einmal aus den Erwartungen auszubrechen, hatten die Macher des Films nicht. Ende gut, alles gut. An der Moral des Films, daran, dass die Brüder lernen, Gefahren nur zusammen bewältigen zu können, ist indes nichts auszusetzen, so dass „Zathura“ unterm Strich unterhaltsames, wenn auch harmloses Familienkino ist.

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