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    Die Killer-Elite
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die Killer-Elite
    Von Björn Becher

    Sam Peckinpah gilt als ein Filmemacher, der all seinen Filmen seinen eigenen Stempel aufdrückte. Die Drehbücher, die er bekam, überarbeitete Peckinpah, der selbst als Autor angefangen hatte, immer, schrieb vieles um und machte die Filme so zu seinen eigenen. Doch Mitte der Siebziger wurde dies für ihn immer schwieriger. Aufgrund seiner Alkoholprobleme und weil er sich nichts vorschreiben ließ, wollte kaum jemand mehr mit ihm zusammenarbeiten. Peckinpah konnte sich nach „Bring Me The Head Of Alfredo Garcia“ nicht mehr aussuchen, was er machen wollte. So nahm er einen Auftragsjob an, um wenigstens weiter im Geschäft zu bleiben. Für „Die Killer-Elite“ musste er sogar versprechen, das Drehbuch nicht anzurühren, sondern eins zu eins umzusetzen. Peckinpah wäre nicht Peckinpah, wenn er dies nicht umgangen hätte. Heimlich änderte er trotzdem Szenen und am Schluss mussten die Produzenten das nehmen, was sie bekamen, vor allem da Peckinpah trotz der Änderungen Drehplan und Budget eingehalten hatte. So ist auch „Die Killer-Elite“ ein Film, der unverkennbar die Handschrift von Peckinpah trägt.

    Im Mittelpunkt steht wie so oft bei Peckinpah eine Männerfreundschaft. Mike Locken (James Caan, Rollerball (1975)) und George Hansen (Robert Duvall, Open Range) könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein. Locken ist ein Playboy und Lebemann, Hansen sehr korrekt und reserviert. Die beiden sind nicht nur Freunde, sondern auch Partner. Sie arbeiten für die Gesellschaft COMTEG, die ihre Dienste auch an die CIA verkauft. Locken und Hansen schützen Personen oder bringen sie um, je nachdem was von ihnen verlangt wird. Als die beiden den Politiker Vorodny (Helmut Dantine) beschützen sollen, wechselt Hansen urplötzlich die Seiten.

    Er erschießt Vorodny und richtet dann die Waffe auf seinen Freund Locken. Töten kann er den alten Weggefährten und Freund nicht, doch da er weiß, dass Locken ihn jagen wird, setzt er ihn auf andere Weise außer Gefecht. Zwei gezielte Schüsse in Knie und Ellenbogen sollen Locken eine geruhsame Pension bescheren, wie es Hansen so schön ausdrückt. Doch Locken ist kein Mann, der sich dadurch zurückschlagen lässt. Obwohl ihn COMTEG in den Ruhestand versetzt, fängt er an zu trainieren. Trotz mechanischer Hilfen am lädierten Arm und Bein trainiert er Kung-Fu und Karate und wird wieder so weit fit, dass er in einem Nahkampf bestehen kann, auch wenn er zeitlebens auf eine Gehhilfe angewiesen wird. Da tritt auch wieder COMTEG auf den Plan. Der asiatische Exilpolitiker Yuen Chung (Mako, Die Geisha) ist mehrere Tage in Amerika zu Besuch und schon bei seiner Ankunft wurde er das Ziel eines Anschlags, den er nur Dank seiner Martial-Arts-Fähigkeiten verhindern konnte. Nun haben die Attentäter aber Verstärkung bekommen. Hansen führt sie an und soll Chung umbringen. Locken soll das verhindern und dabei gleich Hansen zur Strecke bringen. Er übernimmt den Auftrag unter einer Bedingung. Er darf sein Team sich selbst aussuchen. Mit dem Fahrer Mac (Burt Young, Rocky) und dem Scharfschützen Jerome Miller (Bo Hopkins, „Getaway“), beide aus unterschiedlichen Gründen eigentlich nicht mehr bei COMTEG beschäftigt, stellt er sich der Herausforderung...

    Diese kurze Inhaltsangabe zeigt schon, dass sich in dem von Peckinpah nicht selbst herausgesuchten Stoff, ein weiteres typisches Peckinpah-Thema neben der Männerfreundschaft findet. Nämlich der Verrat in dieser Freundschaft, der aus den ehemaligen Partnern plötzlich Kontrahenten macht. Erstaunlich ist dabei aber, dass der Film gar nicht so, wie man erwarten würde, auf die Konfrontation der beiden Männer zusteuert. Natürlich gibt es diese, wird aber recht unspektakulär aufgelöst und ist nicht die Klimax des Films. Stattdessen findet sich auch noch ein anderes Peckinpah typisches Thema im Film wieder. Es geht um Korruption. Der Zuschauer wird es recht früh offenbart, auch Locken muss es am Ende erkennen. Sowohl er als auch Hansen sind kleine Schachbrettfiguren in einem großen Spiel, in dem nur ein Interesse das Handeln bestimmt: Das Streben nach Geld.

    So ist „Die Killer-Elite“ nicht der herkömmliche Action-Thriller für den man ihn zu Beginn hält. Es geht um einen Mann (Locken), der sein ganzes Leben nur für seinen Job gelebt hat. Lockens Motivation beim Training nach seiner Verletzung ist nicht nur die Rache an Hansen, sondern er kann in seinem Leben nichts anderes machen, als für COMTEG arbeiten. Es geht ihm dabei gar nicht so um das Geld, welches er dabei verdient, er ist fest davon überzeugt, etwas Gutes zu tun, seinem Land zu helfen. So zeigt dieser Film, vor allem in der zweiten Hälfte, wie Locken desillusioniert wird, erkennt, dass er nur dem Streben nach Geld anderer Leute und nicht seinem Land gedient hat. Diese Erkenntnis ist für ihn aber eine Erlösung. Nun muss er nicht mehr verbissen an dem Job festhalten, sondern kann loslassen.

    „Die Killer-Elite“ besticht natürlich neben diesem Aspekt vor allem auch durch seine Action. Peckinpah war in diesem Bereich ein Meister seines Faches und das kann man auch in „Die Killer-Elite“ erkennen. Es gibt zahlreiche Schießereien, in denen Peckinpah mit den für ihn so typischen Zeitlupen arbeitet. Bei Autoverfolgungsjagden wird ebenfalls Action und Rasanz großgeschrieben. Dazu bietet der Film noch einige Martial-Arts-Szenen, vor allem das Finale weiß in dieser Hinsicht zu gefallen. Der Drehbuchautor Stirling Silliphant (u.a. auch In der Hitze der Nacht) war selbst einmal ein Schüler von Bruce Lee und kannte sich daher mit der Materie aus, was sicher zum Gelingen dieser Szenen beigetragen hat.

    Peckinpahs Film ist zudem mal wieder durch die Bank weg gelungen besetzt. James Caan liefert eine sehr gute Performance in der Hauptrolle ab, Robert Duvall und Arthur Hill geben gute Contraparts ab. Burt Young ist neben Caan sehr daran beteiligt, dass der Film immer wieder durch etwas Humor oder ein paar satirische Elemente aufgelockert und aufgewertet wird. Peckinpah-Stammschauspieler Bo Hopkins stirbt natürlich wieder, wie in jedem Peckinpah-Film, in dem er mitwirkt. Insgesamt betrachtet ist „Die Killer-Elite“ sicher nicht der allerbeste Peckinpah-Filme. Dafür hat der exzentrische Regisseur zu viele Meisterwerke gedreht. Peckinpah hat es aber wieder geschafft, der Auftragsarbeit seinen Stempel aufzudrücken und einen Actionfilm abzuliefern, der vielschichtiger ist als gedacht und wunderbar unterhält.

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