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    Running Out Of Time
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Running Out Of Time
    Von René Malgo

    Mit „Running Out Of Time“ feierte das Hongkong-Kino nach Meinung einiger Kritiker seine Wiederauferstehung. Tatsächlich ist das Werk ein ansprechender Actionfilm geworden.

    Der stoische Gangster Wah (Andy Lau) leidet an Krebs und hat nur noch wenige Wochen zu leben. Er startet mit dem besten Polizeibeamten Hongkongs, Inspektor Sang (Lau Ching-Wan), ein Katz-und-Maus-Spiel, dessen Ziel sich der Polizei nicht erschließen mag. Tatsächlich ist Wah auf Rache aus, doch lange bleibt unklar, gegen wen sie sich wendet und was genau für eine Rolle Sang in dem Spiel spielt…

    Die Story erscheint intelligent und für das Genre sicherlich überdurchschnittlich, erfindet es allerdings nicht neu. Dafür lassen sich doch zu viele Schwächen und Eigenarten entdecken. Auch sollte „Running Out Of Time“ nicht als reiner Actionfilm missverstanden werden, bewegt er sich doch eher in eine dramatische Richtung und zeichnet sich gerade im Wechsel zwischen Action und Stille durch ein ausgezeichnetes Timing aus.

    Darstellerisch überzeugt der Actioner nicht in allen Belangen. Heraus ragt Andy Lau, der den stoischen, undurchsichtigen Gangster mit Herz gekonnt mimt. Die anderen Darsteller sind zwar sympathisch, aber genügen der westlichen Auffassung von gelungenem Schauspiel nicht unbedingt. So hinterlässt gerade der zweite Hauptdarsteller Lau Ching-Wan einen sehr zwiespältigen Eindruck. Der Film hat seinen ganz eigenen Humor, asiatisch eben und wird nicht jedermanns Sache sein. Allerdings ist die Geschichte mehr emotional und spannend als humorvoll, sodass der Betrachter keine Angst vor Jackie-Chan-Slapstick zu haben braucht.

    Die Actionszenen sind ansprechend inszeniert und dem Zuschauer wird durchaus Neuartiges geboten. An John Woo kommen diese Einlagen nicht heran, es liegt aber auch nicht im Sinne des Films, Woo zu zitieren oder zu kopieren. Kameraführung und Schnitt können sehr hohen Ansprüchen genügen und tragen mit zur inszenatorischen Qualität bei. „Running Out Of Time“ bietet für den Hongkong-Film typisch viele optische Mätzchen, schnelle Schnitte und rasante Kamerafahrten.

    Musikalisch präsentiert sich der Film dem asiatischen Raum entsprechend pathetisch und am New-Age-Stil angelehnt. Dadurch und dank Andy Laus bewegender Performance weiß „Running Out Of Time“ auch die Emotionen des Zuschauers anzusprechen. Das Werk gibt sich tragisch, ist aber zu oberflächlich, um voll und ganz als Drama zu gelten. Die mangelnde Tiefe wird aber relativ gekonnt durch Pathos überspielt und in den stillen Momenten entwickelt der Film durchaus poetisches Potenzial, womit viel an Boden gut gemacht werden kann. Der ganz große Wurf mag es deshalb nicht sein, genrebedingt aber überdurchschnittlich und für Fans gepflegter Action-Dramen sehenswert.

    Die Geschichte bleibt im Großen und Ganzen unvorhersehbar, es gibt überraschende Wendungen und die Figur von Andy Lau weiß den Zuschauer genauso immer wieder reinzulegen wie der Inspektor, mit dem er sein Spiel treibt. Allzu glaubwürdig ist das Ganze zwar nicht immer, in sich schlüssig wirkt der Film trotzdem. Insgesamt kann über „Running Out Of Time“ nicht geklagt werden, der Zuschauer kriegt das geboten, was er erwartet. Zwar nicht viel mehr und gerade mit dem weiteren neueren Vertreter des Genres, „Infernal Affairs“, kann er sich nicht messen lassen, aber für kurzweilige Unterhaltung reicht’s allemal.

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