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    Arthur und die Minimoys
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Arthur und die Minimoys
    Von Deike Stagge

    Schon auf den ersten Blick scheint es, als könne diese Ähnlichkeit kein Zufall sein: Die Animationsfigur Arthur und seine deutsche Synchronstimme Bill Kaulitz (Sänger von „Tokio Hotel“) haben wirklich ein paar Gemeinsamkeiten in Sachen Mimik und Ausgestaltung der Gesichtszüge. Dass das der Grund sein soll, weshalb Kaulitz seine erste Synchronrolle in „Arthur und die Minimoys“ bekam, ist jedoch schwer vorzustellen. Denn natürlich ist Kaulitz ein großes Aushängeschild in der anvisierten Zielgruppe des Films - wie das Gekreische der Fans bei der Deutschlandpremiere in Berlin eindrucksvoll bewies. Und darüber hinaus macht er seine Sache auch noch ziemlich gut. Seine fast ungeduldig wirkende Sprechweise passt sehr gut zu der animierten Figur und auch dem jungen Schauspieler Freddie Highmore (Wenn Träume fliegen lernen, Charlie und die Schokoladenfabrik), der den realen Arthur verkörpert. Regisseur Luc Besson, durch Ausnahmeprojekte wie Leon - Der Profi und der Fantasysaga Das fünfte Element bekannt, schrieb „Arthur und die Minimoys“ zusammen mit Céline Garcia aufgrund eines Fotos, das ihm in die Hände fiel. Kurios genug, aber mit Bessons nicht enden wollender Flut an Fantasie entstand eine Welt der kleinen Elfen und Monster, die sich sehen lassen kann.

    Der kleine Arthur (Freddie Highmore) verbringt die Ferien bei seiner liebevollen Großmutter (Mia Farrow), weil seine Eltern keine Zeit für ihn haben. Als er von den finanziellen Schwierigkeiten der alten Dame erfährt, macht er sich mit Hilfe der Aufzeichnungen seines verschollenen Großvaters, eines weit gereisten Erfinders, auf die Suche nach einem Schatz, der auf dem Feld hinter dem Haus der Familie vergraben sein könnte. Bei seinen Nachforschungen landet Arthur prompt bei den Minimoys - kleinen elfenartigen Wesen, die den Garten bevölkern. Um ihre Hilfe zu bekommen, muss er selbst zeitweise ein Minimoy werden. Zusammen mit Prinzessin Selenia (gesprochen von Nena), einer kessen und etwas zu sehr von sich überzeugten Prinzessin und ihrem charmanten aber leicht trotteligen Bruder Beta (gesprochen von Oliver „Justus Jonas“ Rohrbeck) macht er sich auf, um den Garten aus der Perspektive eines zwei Millimeter großen Minimoys zu erkunden und den fiesen Tyrannen Maltazard (gesprochen von Frank Glaubrecht) zu besiegen, der die Bewohner des halben Gartens in Angst und Schrecken versetzt.

    Obwohl „Arthur und die Minimoys“ als große Abenteuerreise durch eine fremde Welt ganz charmant wirkt, beginnt der Film leider unerträglich langsam. In aller Breite werden die einzelnen Charaktere vorgestellt, selbst ein paar für die Handlung komplett überflüssige Figuren erhalten kostbare Leinwandzeit. Bis es dann endlich „richtig“ losgeht und der kleine Arthur seine fantasievolle Reise ins Land der Minimoys antritt, dürften viele Zuschauer schon leicht gelangweilt oder genervt sein - und das, obwohl sämtliche realen Schauspieler eine gute Leistung abgeben. Aber schließlich wirbt der Film ja mit seiner flotten Animation und der abenteuerbeseelten Entdeckungsreise. Sobald allerdings Arthur die Rätsel seines Großvaters entschlüsselt hat und ins Elfenland vordringen kann, nimmt der Film deutlich an Tempo und Ideenreichtum zu.

    Zum einen geht die Einführung der neuen Charaktere von jetzt an viel schneller, zum anderen gewinnt die Storyline merkbar an Humor. Selbst in den Film mitgeschleiften Eltern, die sich dem Charme von Kinderanimationen lieber entziehen würden, bleibt vor Lachen das Popcorn im Hals stecken, wenn Luc Besson urplötzlich in seine Geschichte eine Szene mischt, in der sich die drei Minimoys einen handfesten Kampf mit Maltazards Häschern liefern - auf einer rotierenden Schallplatte zu den Klängen von Saturday Night Fever. Mit solchen bizarr-komischen Einfällen entschädigt der Regisseur für den kaugummiartig in die Länge gezogenen Beginn.

    Inspirieren ließ sich Luc Besson in seinem Drehbuch und seinen Figuren nicht nur vom Klassiker „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“. Der finstere Maltazard erinnert nicht nur optisch stark an Ralph Fiennes als Lord Voldemort, sondern weist auch in seiner Legende als Schreckensherrscher einige Parallelen zum „Harry Potter“-Universum auf, während seine Handlanger ziemliche Ähnlichkeit mit den Gaunern aus „Das fünfte Element“ aufweisen. Was soll’s! Dazu einen Spritzer Reggae und eine belagerte Minimoystadt (auch wenn das Szenario etwas an Matrix Reloaded erinnert) - gepaart mit Bessons eigenem Ideenreichtum kommt immer noch eine lustige Reise dabei heraus.

    Mehr als 100 Zeichner halfen bei der Umsetzung des Mammut-Projekts in den sieben Jahren seiner Produktion. Auch wenn die deutsche Version nicht mit den legendären Stimmen von Madonna, Robert de Niro, David Bowie oder Snoop Dogg auftrumpfen kann, sind die Charaktere mit markanten Synchronstimmen gut getroffen. Wer den zähen Anfang dieses Fantasyfilms übersteht, wird sich umso mehr an der Weiterführung der Minimoy-Reise erfreuen können.

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